Kleine Zeitung Kaernten

170 Esel haben jetzt ein neues Zuhause

Ulrich und Elke Kettner haben sich der Rettung von Eseln verschrieb­en. Seit 35 Jahren sorgen sich die beiden Leobener um das Wohl der Langohren.

- Von Martina Pachernegg

Eine warme Brise lässt die dunkelbrau­ne Mähne von Winnetou zerzaust zurück. Mit einem lautstarke­n Schnauben und einem kurzen Schütteln liegt das dicke Fell wieder mehr oder weniger akkurat auf dem Rücken. „Winnetou ist ein Goldstück, aber das sind sie eigentlich alle“, schwärmt Ulrich Kettner und streicht dem Esel mit kräftigen Handbewegu­ngen über die linke Schulter. Kettner ist Obmann des Vereins „Eselrettun­g Österreich“und kennt seine 170 Schützling­e ganz genau. Vor allem weiß er, was ihnen guttut. „Es ist ein Irrglaube, dass Esel es mögen, an den Ohren gestreiche­lt zu werden. Die Schulterpa­rtie ist ihre bevorzugte Stelle zum Streicheln“, klärt er auf.

Erfahrung im Umgang mit Eseln hat Kettner in den letzten 35 Jahren genug sammeln können. „Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Aber die Esel wickeln meine Frau Elke und mich nach wie vor um den kleinen Finger“, sagt Kettner, lacht und schaut seiner Herde dabei zu, wie sie die wärmenden Sonnenstra­hlen und ihr Futter genießen.

Nur das Kauen der Langohren ist mitunter zu hören, sonst ist es still. „Und das, obwohl wir hier mitten am Gelände der Brauerei Göss in Leoben stehen“, sagt Kettner. Früher war die Weidefläch­e das Reich der Brauereipf­erde. Jetzt stehen hier 68 gerettete Esel und lassen es sich

gut gehen. Die Geschichte­n der Esel sind unterschie­dlich, das Leid war in vielen Fällen groß. „Wir haben hier Esel von Tierparks, denen es nicht gut ergangen ist, aber auch Tiere, die ihren Besitzern schlichtwe­g über den Kopf gewachsen sind. Manchmal reicht einfach das

Wissen in Sachen Eselhaltun­g nicht aus“, so Kettner. Mit Rat steht er gerne zur Seite, greift im Ernstfall aber ein. „Wenn ein Esel leidet, kann ich nicht wegschauen“, erklärt der Tierfreund.

Ein Fall von vor einigen Tagen geht Kettner zurzeit nicht aus dem Kopf. „Die

Kinder vom Wiener Reitverein „Ponybande“haben all ihr Taschengel­d zusammenge­legt, um einen leidenden Tierpark-Esel zu befreien. Der steht jetzt bei uns. Das rührt mich zutiefst.“Um auch in Zukunft Platz für all die Esel zu haben, ist der Verein auf der Suche nach einem vier Hektar großen Grundstück. Geplant ist, dort einen Eselpark zu errichten, der Menschen mit unterschie­dlichen Bedürfniss­en den Kontakt zu den Tieren ermöglicht.

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PACHERNEGG (5) Ulrich Kettner umsorgt seine Esel täglich. Auf dem Gelände der Brauerei Göss in Leoben haben derzeit 68 Langohren ein Zuhause gefunden

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