Kleine Zeitung Kaernten

Von Lorbeer und fröhlichem Halali

Umbesetzun­gsreigen im Hochkultur­betrieb: Bogdan Rosˇ cˇ i´c wurde als Staatsoper­n-Direktor vorzeitig verlängert. Bei Burgtheate­r-Chef Martin Kusˇ ej könnte es hingegen haken.

- Von Ute Baumhackl und Michael Tschida

Bei Bogdan Roˇscˇic´ gab es schon 2016 bei dessen Bestellung zum Direktor der Wiener Staatsoper so schöne Vorschussl­orbeeren wie „Ö3Fuzzi“oder „Austropop-Killer“, gewetzte Messer und Riechfläsc­hchen für ohnmächtig­e „Traviata“-Liebhaberi­nnen in Döbling – ein ehemaliger „Starmania“-Juror als Intendant der renommiert­esten heimischen Musikinsti­tution???

Gelernte Österreich­er werden sich wohl ärgern, dass Roˇscˇic´ – seit 2003 als Musikmanag­er in der Klassikspa­rte tätig – seit seinem Amtsantrit­t 2020 so wenig falsch gemacht hat und der prophezeit­e Untergang des heiligen Hauses am Ring bis auf Weiteres verschoben werden muss. „Mit herausrage­nden musikalisc­hen Leistungen und ersten Schritten hin zu einer Verjüngung der Regiehands­chrift stärkt Roˇscˇic´ die Position des Hauses als internatio­nal führende Opernbühne“, begründete Kulturstaa­tssekretär­in Ansichts Mayer (Grüne) ihre Entscheidu­ng, die Intendanz des 58-jährigen Wieners schon jetzt bis 2030 zu verlängern.

Nicht ganz so klaglos dürfte die Wiederbest­ellung von Martin Kuˇsej als Burgtheate­rdirektor laufen. Noch scheint nicht sicher, dass der aus Kärnten stammende Theatermac­her überhaupt mit einer Verlängeru­ng seines Vertrags rechnen sollte. Zwar hat er bei der Spielplan-Pressekonf­erenz verkündet, er werde sich „natürlich“wieder um den Job bewerben, wenn dieser im September ausgeschri­eben wird („Ich bin ja noch längst nicht fertig hier“). Aber es fällt auf, dass auf den Kulturseit­en mehrerer Wiener Medien bereits seit Wochen zum fröhlichen Halali auf den Burg-Chef geblasen wird. Burgtheate­rdirektore­n drangsalie­ren hat in Wien gute Tradition, könnte hier aber eine Reaktion darauf sein, dass Kuˇsej zuletzt auch unter kulturpoli­tischen

eine gewisse „Lustlosigk­eit“nachgesagt wurde. Möglich, dass derlei den Jagdtrieb befeuert.

Fakt ist: Kuˇsej hat sich theaterpol­itisch nicht immer geschickt angestellt. Von dem Programm, mit dem er 2019 antrat, hat er in den Covid-Jahren nicht viel zeigen können. Seine Idee eines „Europäisch­en Nationalth­eaters“ließ sich angedrea

von Lockdowns, Publikumsu­nd Reisebesch­ränkungen nicht einlösen. Aber in den Hochzeiten der Pandemie, als etliche Bühnen frenetisch versuchten, ihr Publikum auf neuen Wegen anzusprech­en, verhielt sich das Haus relativ passiv. Kein guter Look für Österreich­s erstes Theater.

Dass Kuˇsej solides Staatsthea­terprogram­m neben Kay Voges‘ radikalere­r Dramatik am Volkstheat­er oder Herbert Föttingers elegantem KlassikerR­eigen an der Josefstadt mittlerwei­le eher behäbig wirkt, wird ihm verziehen, so lange er die Stars seines Ensembles über sein Programm ausstreuen kann. Entspreche­nd erwartbar waren auch in dieser Saison zwei seiner eigenen InszenieEn­tscheidung­strägern

rungen die Renner: „Maria Stuart“mit Birgit Minichmayr und Bibiana Beglau, Sartres „Geschlosse­ne Gesellscha­ft“mit Tobias Moretti, Regina Fritsch und Dörte Lyssewski.

Gerüchte um schlechte Stimmung im Ensemble und Dispositio­nsprobleme gibt es dennoch schon seit längerem; auch nicht gerade hilfreich, so knapp vor einer etwaigen Wiederbest­ellung. Immerhin: Dass der immer wieder als Alternativ­e zu Kuˇsej ins Treffen geführte Thomas Ostermeier, Intendant der Berliner Schaubühne, absolut keine Lust haben dürfte, nach Wien zu wechseln, spricht für den Burg-Chef. Es müsste ja auch erst einmal jemand besser machen als er.

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Wurde verlängert: Bogdan Rosˇ cˇ ic´ (58), Staatsoper­n-Direktor bis 2030
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Bewirbt sich wieder: Martin Kusej (61), Burgtheate­r-Direktor seit 2019

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