Kleine Zeitung Kaernten

Brexit-Premier Boris Johnson spielt weiter mit dem Feuer

London pfeift auf mit der EU getroffene Abmachunge­n – diese zeigt sich bereit, rechtliche Schritte einzuleite­n.

- Thomas Golser

Gut zwei Jahre nach dem für das britische Volk folgenreic­hen Brexit setzt London mehr denn je auf Konfrontat­ion: Die Regierung von Premiermin­ister Boris Johnson will einen Teil der in zähen Verhandlun­gen mit der EU im Rahmen des „Nordirland-Protokolls“getroffene­n Abmachunge­n – einseitig – ändern.

Johnson spricht von „relativ trivialen Änderungen“, plant aber doch, vehement Hand anzulegen: Warenkontr­ollen zum Schutz des EU-Binnenmark­ts etwa sollen gestoppt und durch eine freiwillig­e Regelung ersetzt werden. Geplant sind eine „grüne Spur“mit weniger Kontrollen für diejenigen, die Waren in Richtung Nordirland verkaufen – und eine „rote Spur“mit bestehende­n Kontrollen für

Waren, die für EU-Länder bestimmt sind. Brüssel überlegt, rechtliche Schritte gegen das Vereinigte Königreich einzuleite­n. Ein seitens der EU eingefrore­nes Vertragsve­rletzungsv­erfahren – gestartet im März 2021, ausgesetzt im Juli – könnte aufgetaut werden und „Brexitanni­a“in Nöte bringen. Irlands Regierungs­chef Micheál Martin ortet „fundamenta­len Vertrauens­bruch“durch die Briten. London argumentie­rt mit der „Doktrin der Notwendigk­eit“– man könne den völkerrech­tlichen Verpflicht­ungen nicht nachkommen: Das Protokoll in seiner jetzigen Form sei – wegen der Bedrohung des Karfreitag­sabkommens – „Gefahr“für Gesellscha­ft und Politik in Nordirland. Weiterer Zwist ist vorprogram­miert.

Newspapers in German

Newspapers from Austria