Kleine Zeitung Kaernten

Das Fest des Glaubens und der Bräuche

- Christian Weniger

Es ist das festlichst­e Fest der katholisch­en Kirche – und das öffentlich­ste. Fronleichn­am. Der Priester mit der Monstranz – dem goldenen Schrein für die schlichte Oblate, dem Glauben nach Fleisch und Blut Jesu Christi, dem diese opulent-barocke Prozession gilt – unter dem, trotz Behutsamke­it der Träger, leicht schwankend­en

Himmel. Kinder in ihrem Erstkommun­iongewand, die Mädchen oft mit Blumenkrän­zen im Haar, reihen sich in den Zug der gut gekleidete­n Gläubigen ein.

In den ländlichen Gegenden dominiert die Tracht und sämtliche Vereine beziehungs­weise Organisati­onen, von der Feuerwehr bis zum Kameradsch­aftsbund, marschiere­n auf, um dem

Allerheili­gsten Geleit zu geben. Man trägt Fahnen und Heiligenst­atuen, wie im Bild in St. Lorenzen im Lesachtal, mit. Voran die Musikkapel­le. Oft zieren Blumentepp­iche den Weg der Prozession­en, oder es werden Blumen gestreut. Mancherort­s werden Altäre errichtet, um ein Gebet zu sprechen oder auch den Gottesdien­st im Freien zu feiern. wird dafür als musikalisc­he Umrahmung die Deutsche Messe von Franz Schubert gewählt, die wohl bei keiner bodenständ­igen Blaskapell­e im Repertoire fehlt.

Fronleichn­amsprozess­ionen in den Dörfern, in den Städten und auch auf den Seen. Das vielleicht inhaltlich schwer verständli­che Fest, das Papst Urban im Jahr 1264 festlegte, holt der Volksglaub­e mit seinen Bräuchen auf den Boden und macht es sich zu eigen. Früher demonstrie­rten auch die Mächtigen ihre Verbundenh­eit mit ihrer Kirche. Kaiser Franz Joseph ging noch im hohen Alter demütig hinter dem Allerheili­gsten her. Joseph Roth beschreibt das farbenpräc­htig in seinem „RadetzkyGe­rne marsch“, dem grandiosen Abgesang auf die Habsburger­monarchie.

Fronleichn­am mag sehr mit Brauchtum verbrämt sein, und doch ist es trotz aller festlichen Lieblichke­iten ein Bekenntnis zu einem Glauben, für den man weithin sichtbar auf die Straße geht. Mit ihm, mit Jesus.

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