Das Fest des Glaubens und der Bräuche
Es ist das festlichste Fest der katholischen Kirche – und das öffentlichste. Fronleichnam. Der Priester mit der Monstranz – dem goldenen Schrein für die schlichte Oblate, dem Glauben nach Fleisch und Blut Jesu Christi, dem diese opulent-barocke Prozession gilt – unter dem, trotz Behutsamkeit der Träger, leicht schwankenden
Himmel. Kinder in ihrem Erstkommuniongewand, die Mädchen oft mit Blumenkränzen im Haar, reihen sich in den Zug der gut gekleideten Gläubigen ein.
In den ländlichen Gegenden dominiert die Tracht und sämtliche Vereine beziehungsweise Organisationen, von der Feuerwehr bis zum Kameradschaftsbund, marschieren auf, um dem
Allerheiligsten Geleit zu geben. Man trägt Fahnen und Heiligenstatuen, wie im Bild in St. Lorenzen im Lesachtal, mit. Voran die Musikkapelle. Oft zieren Blumenteppiche den Weg der Prozessionen, oder es werden Blumen gestreut. Mancherorts werden Altäre errichtet, um ein Gebet zu sprechen oder auch den Gottesdienst im Freien zu feiern. wird dafür als musikalische Umrahmung die Deutsche Messe von Franz Schubert gewählt, die wohl bei keiner bodenständigen Blaskapelle im Repertoire fehlt.
Fronleichnamsprozessionen in den Dörfern, in den Städten und auch auf den Seen. Das vielleicht inhaltlich schwer verständliche Fest, das Papst Urban im Jahr 1264 festlegte, holt der Volksglaube mit seinen Bräuchen auf den Boden und macht es sich zu eigen. Früher demonstrierten auch die Mächtigen ihre Verbundenheit mit ihrer Kirche. Kaiser Franz Joseph ging noch im hohen Alter demütig hinter dem Allerheiligsten her. Joseph Roth beschreibt das farbenprächtig in seinem „RadetzkyGerne marsch“, dem grandiosen Abgesang auf die Habsburgermonarchie.
Fronleichnam mag sehr mit Brauchtum verbrämt sein, und doch ist es trotz aller festlichen Lieblichkeiten ein Bekenntnis zu einem Glauben, für den man weithin sichtbar auf die Straße geht. Mit ihm, mit Jesus.