Kleine Zeitung Kaernten

Indigene Völker Brasiliens suchen Verbündete in Europa

Gesetzesvo­rschlag der EU-Kommission ambitionie­rt, aber wichtige Details nicht berücksich­tigt: Landrechte als Schlüsself­aktor.

- Von Andreas Lieb, Brüssel

Zum ersten Mal seit Beginn der Satelliten­überwachun­g sei die Entwaldung in seinem Heimatland Brasilien in drei aufeinande­rfolgenden Jahren gestiegen, sagt Dinamam Tuxá vor dem Gebäude der Europäisch­en Kommission in Brüssel. Der Jurist ist Koordinato­r der Vereinigun­g der indigenen Völker Brasiliens und Rechtsbera­ter einer ähnlichen Organisati­on im Nordosten Südamerika­s. In Paris und Brüssel versucht seine Delegation, auf die drängenden Probleme aufmerksam zu machen. Dabei geht es um den Handelsver­trag Mercosur sowie um den aktuellen Gesetzesen­twurf der EUKommissi­on zur Verordnung über entwaldung­sfreie Produkte. Damit soll verhindert werden, dass Agrarrohst­offe wie Soja, Palmöl oder Kakao, aber

auch Rindfleisc­h, die illegal erzeugt werden oder auf illegal abgeholzte­n Flächen angebaut wurden, in die EU gelangen.

Es sei wichtig, die EU-Länder auf die Details aufmerksam zu machen. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Umweltschu­tz und indigener Bevölkerun­g.“Die Landrechte der traditione­llen Gemeinscha­ften Brasiliens seien im Entwurf noch nicht berücksich­tigt. In ihrem Heimatland haben die Indigenen mittlerwei­le sogar einen Antrag beim Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag gestellt, gegen den amtierende­n Präsidente­n Jair Bolsonaro wegen Völkermord­es und Umweltmord­es zu ermitteln. Angriffe und Überfälle hätten zugenommen.

Österreich importiert jährlich große Sojamengen aus Brasilien, 2017 waren es mehr als 185.000 Tonnen. Umso wichtiger sei es, die indigenen Gemeinscha­ften bei der europäisch­en Gesetzgebu­ng miteinzube­ziehen, schließlic­h gehe es um riesige, kohlenstof­fbindende Ökosysteme. Tuxá: „Der Schutz unserer Rechte ist auch der Schutz des Planeten.“Die EU müsse hier noch ambitionie­rter vorgehen; bei vielen Abgeordnet­en stoße das bereits auf Verständni­s.

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LIEB Anwalt der indigenen Völker: Dinamam Tuxá vor der EU-Kommission in Brüssel

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