Indigene Völker Brasiliens suchen Verbündete in Europa
Gesetzesvorschlag der EU-Kommission ambitioniert, aber wichtige Details nicht berücksichtigt: Landrechte als Schlüsselfaktor.
Zum ersten Mal seit Beginn der Satellitenüberwachung sei die Entwaldung in seinem Heimatland Brasilien in drei aufeinanderfolgenden Jahren gestiegen, sagt Dinamam Tuxá vor dem Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel. Der Jurist ist Koordinator der Vereinigung der indigenen Völker Brasiliens und Rechtsberater einer ähnlichen Organisation im Nordosten Südamerikas. In Paris und Brüssel versucht seine Delegation, auf die drängenden Probleme aufmerksam zu machen. Dabei geht es um den Handelsvertrag Mercosur sowie um den aktuellen Gesetzesentwurf der EUKommission zur Verordnung über entwaldungsfreie Produkte. Damit soll verhindert werden, dass Agrarrohstoffe wie Soja, Palmöl oder Kakao, aber
auch Rindfleisch, die illegal erzeugt werden oder auf illegal abgeholzten Flächen angebaut wurden, in die EU gelangen.
Es sei wichtig, die EU-Länder auf die Details aufmerksam zu machen. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Umweltschutz und indigener Bevölkerung.“Die Landrechte der traditionellen Gemeinschaften Brasiliens seien im Entwurf noch nicht berücksichtigt. In ihrem Heimatland haben die Indigenen mittlerweile sogar einen Antrag beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gestellt, gegen den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro wegen Völkermordes und Umweltmordes zu ermitteln. Angriffe und Überfälle hätten zugenommen.
Österreich importiert jährlich große Sojamengen aus Brasilien, 2017 waren es mehr als 185.000 Tonnen. Umso wichtiger sei es, die indigenen Gemeinschaften bei der europäischen Gesetzgebung miteinzubeziehen, schließlich gehe es um riesige, kohlenstoffbindende Ökosysteme. Tuxá: „Der Schutz unserer Rechte ist auch der Schutz des Planeten.“Die EU müsse hier noch ambitionierter vorgehen; bei vielen Abgeordneten stoße das bereits auf Verständnis.