Ringen in der zweiten Reihe
Am SPÖ-Parteitag ist die Nachfolge von Peter Kaiser offiziell kein Thema. Im Hintergrund wird spekuliert.
Ein politischer „Job“auf Bundesebene würde ihn reizen, vielleicht sogar ein Ministeramt. Vor zwölf Jahren ließ sich Philipp Liesnig mit diesem Satz in einer Reportage über die SPÖ-Nachwuchsakademie zitieren. Aktuell ist er Klagenfurter Vizebürgermeister – und einer jener, denen in und außerhalb der SPÖ Ambition auf mehr nachgesagt wird. Offiziell ist die Nachfolge von Landeshauptmann und Parteichef Peter Kaiser am morgen startenden SPÖ-Parteitag kein Thema. Hinter vorgehaltener Hand wird aber von mehreren Strömungen bei den Sozialdemokraten gesprochen. Neben Landesrat Daniel Fellner, der als logischer Nachfolger wirkt, soll sich Landesrätin Sara Schaar Chancen ausrechnen – immerhin hätte die SPÖ eine Bundesvorsitzende. Ihre Chancen sind freilich gering. Im Hintergrund versucht eine Gruppe rund um Liesnig sich in Position zu bringen – „oder sich zumindest Posten zu sichern“, wie ein interner Kritiker meint. Die handelnden Personen: Liesnig, der Villacher Magistratsdirektor Christoph Herzeg, ein deklarierter Sozialdemokrat, und Jürgen Dumpelnik, Aufsichtsratsvorsitzender der Klagenfurter Stadtwerke – auf einem Ticket der SPÖ. Alle drei sitzen bzw. saßen gemeinsam im
Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft der Sparda Bank, Liesnig ist Vorsitzender der SPÖ-nahen Naturfreunde in Kärnten, Dumpelnik – im Hauptberuf Manager beim Bauunternehmen Kollitsch – hat diese Funktion in der Steiermark inne. Herzeg und Dumpelnik
waren im Umfeld des damaligen steirischen Landeshauptmanns
Franz Voves beschäftigt. „Dieses Trio erinnert an die Runde um
Sigi Metelko, Erwein Paska und
Franz Großmann in den 1980er Jahren. Die haben Peter Ambrozy das Leben schwer gemacht“, erinnert sich ein langgedienter
Parteigrande. Nun sei Fellner in der Ambrozy-Rolle – „vorgesehen als Nachfolger, aber ohne Lobby in der Partei“. Beim Koalitionspartner ÖVP wartet man nur darauf, „wann es einer geschafft hat, in die Regierung zu drängen“. Nationalratsabgeordneter Philip Kucher, der Liesnig als Vizebürgermeister vorschlug und lange als Kaiser-Nachfolger gesehen wurde, spielt in diesen Plänen offenbar keine Rolle. iner, den bisher niemand auf der Rechnung hatte und der Lust auf mehr hat, ist der Gmünder Stadtrat Peter Gratzer. Er löste vor wenigen Wochen in einer Kampfabstimmung den Landtagsabgeordneten Alfred Tiefnig, als Bezirksparteichef in Spittal ab. Gratzer hat am Rande des Parteitages gesagt, dass ein Landtagsmandat nur eine Zwischenstation wäre. Als potenzieller Nachfolger wird von manchen auch der Villacher Bürgermeister Günther Albel genannt. „Das ist überhaupt kein Thema. Ich wurde für Villach gewählt“, sagte Albel dazu.
Fix ist, dass Kaiser als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2023 gehen wird. Ob er im Laufe der nächsten Periode den Platz für einen Nachfolger frei macht, ist offen. Eine Amtsmüdigkeit merkt man dem Landeshauptmann jedenfalls nicht an.
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