Kleine Zeitung Kaernten

Der vierte Stich: Jetzt, später oder nie?

- Von Martina Marx

Die jüngsten Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 lassen die Zahl der Neuinfekti­onen wieder ansteigen. Doch was bedeutet diese sich anbahnende Sommerwell­e für die Impfkampag­ne? Oder auf der persönlich­en Ebene gefragt: Brauche ich einen vierten Stich? Und wenn ja, wann? Ein Überblick über den Status quo der Impfempfeh­lungen.

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ANTWORT: Eine ganz einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht, da in Bezug auf die Immunität immer mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Aber Personen über 60 Jahre, bei welchen die dritte Impfung schon mehr als vier Monate zurücklieg­t, sollten sich jetzt eine vierte Dosis abholen. Denn für acht bis zwölf Wochen nach der

ist man auch sehr gut vor einer Infektion geschützt. Das spielt eine Rolle, da das Sterberisi­ko mit dem Alter ansteigt. Zwar gibt es aufgrund der ausgeprägt­en BA.2-Welle, die in Österreich viele Menschen Anfang des Jahres erfasst hat, eine gewisse Immunität gegen BA.5, aber nichtsdest­otrotz ist diese Variante vor allem für Risikopati­enten bedrohlich. „Dazu gehören eben die Älteren, aber auch schwer übergewich­tige Personen ebenso wie Diabetiker, Menschen mit Asthma oder auch schweren Herzerkran­kungen“, erklärt Dorothee von Laer, Virologin an der MedUni Innsbruck. „Wer ein Risiko trägt und zusätzlich auch viel unter Menschen ist, sollte sich unbedingt jetzt den vierten Stich holen.“Für Risikogrup­pen wird dies auch vom Nationalen Impfgremiu­m empfohlen. 2

Was ist mit Personen, die dreimal geimpft sind und eine Infektion durchgemac­ht haben – ist beiihnenso­forteinevi­erte Impfung notwendig?

ANTWORT: Eine Infektion sei als weiteres immunologi­sches Ereignis zu werten, erklärt von Laer. Besonders, wenn eine Infektion mit Omikron durchgemac­ht wurde, die Erkrankung also nicht so lange zurücklieg­t, ist eine sofortige vierte ImpImpfung fung nicht notwendig, denn der Schutz vor einer schweren Erkrankung ist gegeben. Personen, die geimpft und genesen sind, könnten auf die an die Omikron-Variante angepasste­n Impfstoffe warten. Bei der Entscheidu­ng, sich jetzt oder im Herbst impfen zu lassen, sollte in Betracht gezogen werden, wie sehr man unter Menschen ist. Hat man viel Kontakt zu anderen, fährt regelmäßig mit Öffis oder trifft vulnerable Personen, sollte die Impfung eher früher als später erfolgen.

Wir sehen diesen Sommer ein höheres Infektions­niveau als in den vorangegan­genen. Wer sollte sich jetzt den vierten Stich holen?

Nachdem das Infektions­geschehen wieder Fahrt aufnimmt, stellen sich viele die Frage: Jetzt schon den vierten Stich holen? Weil die Antwort nicht einfach ist, liefern wir eine Entscheidu­ngshilfe.

3Apropos angepasste­r Impfstoff – wann wird dieser verfügbar sein?

ANTWORT: Informatio­nen von Biontech/Pfizer wie auch von Moderna lassen darauf schließen, dass bis zum Herbst mit den angepasste­n Impfstoffe­n zu rechnen ist. Zuletzt hat Moderna einige Daten veröffentl­icht, aber nicht die vollumfäng­liche Studie (siehe Artikel rechts). „Was wir wissen ist, dass eine Impfung mit einem angepasste­n Impfstoff die Anzahl der neutralisi­erenden Antikörper gegen Omikron-Varianten erhöht“, sagt von Laer.

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Der Immunitäts­status ist individuel­l unterschie­dlich. Sollte ich einenAntik­örpertestv­order vierten Impfung machen?

ANTWORT: Bislang war die einhellige Meinung, dass es für eine Einzelpers­on nicht notwendig sei, den Antikörper­status vor einer Impfung zu erheben. Aus dem einfachen Grund, weil immer noch kein Schutzkorr­elat definiert wurde.

Dieses gibt es zwar immer noch nicht, da aber die individuel­len Immunantwo­rten sehr unterschie­dlich sein können, empfiehlt von Laer im Zweifelsfa­ll einen Antikörper­test in „einem seriösen Labor machen zu lassen“. Ebenda werden die sogenannte­n „Binding Antibody Units“(BAU) gemessen. Liegt dieser Wert über 1000/ml, ist eine sofortige Dosis nicht unbedingt notwendig. „Das bedeutet nicht, dass man sich leichtfert­ig verhalten kann“, gibt von Laer zu bedenken.

5 Wie lange dauert es, bis der Schutz nach einer vierten Dosis voll aufgebaut ist?

ANTWORT: Im Gegensatz zur ersten Dosis, nach welcher es mehrere Wochen dauert, ist der Schutz nach der vierten innerhalb weniger Tage aufgebaut. Man kann seine Entscheidu­ng in diesem Fall also auch von der Entwicklun­g des Infektions­geschehens abhängig machen.

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IMAGO, AFP Der Ansturm auf die Covid-Impfungen hält sich aktuell in Grenzen
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Virologin Dorothee von Laer forscht in Innsbruck

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