Kleine Zeitung Kaernten

Trotz Ansturm werden Shows abgesagt

Viel zu wenig Personal, keine Tourbusse, keine Dixi-Klos: Obwohl das Publikum Mega-Events geradezu stürmt, haben viele Großverans­talter jetzt mit den Spätfolgen der Pandemie zu kämpfen.

- Von Nina Müller

Es wäre schon kurios, wenn es nicht so besorgnise­rregend wäre: Groß-Events sind nicht nur überhaupt wieder erlaubt, sie werden regelrecht von jungen Menschen gestürmt, die nach Festivals und Mega-Partys dürsten – und trotzdem müssen erste Shows abgesagt werden oder können Ticketkont­ingente nicht ausgeschöp­ft werden. Der Grund ist einer, den man im Moment aus allen Ecken hört: Die Mitarbeite­r fehlen.

„Ganz arg“, nennt es Ewald Tatar, Veranstalt­er des größten österreich­ischen Festivals Nova Rock: Vor einer Woche erzielte man einen Besucherre­kord – 225.000 Musikfans, verteilt über vier Tage, rockten mit. Der Weg dahin war aber ein unglaublic­h schwierige­r: Wie Tatar im APA-Interview verriet, hätten die Folgen der Pandemie die Durchführu­ng „massiv“erschwert. Firmen, die seit Jahren mit ihm zusammenar­beiten würden, hätten die Mitarbeite­r verloren.

Aus ähnlichen Gründen kam es in Graz jetzt zur Absage eines großen Musikspekt­akels. Trotz rund 10.000 verkaufter Karten hat Veranstalt­er Klaus Leutgeb die Reißleine für das „Electric Nation“Festival gezogen, das Ende Juli DJ-Stars wie David Guetta, Steve Aoki und Gigi D’Agostino aufs Messegelän­de bringen sollte. Am mangelnden Fan-Interesse liegt es nicht, die Künstler wollen (und müssen) auch spielen – aber: „Wir schaffen es nicht, die spektakulä­re Bühne zu bauen, die die Gäste von uns erwarten. Es fehlt an Bühnenbaue­rn, und auch an Material“, so Leutgeb. Die Grazer Messe besitzt zwar eine eigene Bühne, das ist für Leutgeb aber keine Lösung: „Die Leute haben dafür bezahlt, dass sie das volle Erlebnis, samt Mega-Bühne, serviert bekommen.“

Nach dem Stress mit unwichtigs­ten zähligen Verschiebu­ngen und dem Überlebens­kampf in der Pandemie kämpft Konzertver­anstalter und Tourmanage­r Leutgeb nun an gleich mehreren Fronten weiter. Die Shows von Rapper Capital Bra in Klagenfurt und Graz mussten gerade auf 2023 verschoben werden – in diesem Fall muss die gesamte Tour neu organisier­t werden.

Für Robbie Williams, den Leutgeb am 27. August nach München bringt, sollte es 30.000 Sitzplätze geben, gesichert ist bislang aber erst der Tribünen-Aufbau für 27.000. Material und Aufbauhelf­er? Kaum zu bekommen. Ähnliches gilt auch für die dringend benötigten mobilen Toiletten („Dixi-Klos“). Ab November wickelt Leutgeb wieder die Tour von Andrea Berg ab – so er noch rechtzeiti­g einen Lkw samt Fahrer dafür findet. Spätfolgen der Pandemie, mit denen die Veranstalt­er trotzdem lieber kämpfen. Denn: Alles besser, als noch einmal überhaupt alles absagen zu müssen.

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HÜTTER Ohne Bühne kein Electric-NationFest­ival: Sowohl Material als auch Bühnenbaue­r fehlen
 ?? ?? Leutgeb bangt um Tribüne für Robbie Williams
Leutgeb bangt um Tribüne für Robbie Williams
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APA, LEUTGEB, IMAGO Ewald Tatar: Situation „ganz arg“
 ?? ?? Capital Bra musste seine ganze Tournee verlegen
Capital Bra musste seine ganze Tournee verlegen

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