Kleine Zeitung Kaernten

„Wir befinden uns an einem Scheideweg“

Klimakrise, Teuerungen, Krieg vor unserer Haustür – die westliche Wertegemei­nschaft habe dringenden Handlungsb­edarf.

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Interview „Es geht nicht um Moral“, 16. 6.

Wenn es ein Mensch in einer Gemeinscha­ft schaffen kann, zur reichsten Person des Planeten aufzusteig­en, sollte diese Gemeinscha­ft die Worte Gleichheit, Solidaritä­t und Fairness nur sehr eingeschrä­nkt gebrauchen. Wenn man einerseits Kriegsflüc­htlinge mit Wasserwerf­ern und Stacheldra­ht fernhält, anderersei­ts mit Bussen abholt, stelle ich mir ehrliche Nächstenli­ebe anders vor. Wenn riesige Tanker große Mengen Flüssiggas über große Entfernung­en zu uns bringen, Tausende Flugzeuge Leerflüge durchführe­n, Atomstrom wieder grün und salonfähig wird, fällt es mir schwer, an die Ehrlichkei­t der Klimakrise zu glauben.

Zweifellos befindet sich unsere westliche Wertegemei­nschaft an einem Scheideweg. Momentan scheinen die Orchester von tauben Dirigenten geleitet zu werden. Bleibt nur zu hoffen, dass es bei vereinzelt­en Buhrufen bleibt und es nicht zu Tumulten unter den Zuhörern kommt.

Manfred Linzer, St. Salvator mawandel („… Ein Thema wie der Klimawande­l eignet sich nicht für täglich neue Erregung …“), entlarvt tatsächlic­h unser Verständni­s von sogenannte­n Krisen. Die Naturwisse­nschaften zeigen auf, dass es Gesetzmäßi­gkeit ist, was uns täglich vielfach widerfährt. Kein Anspruch auf „Allwissenh­eit“liegt darin, nur was erkennbar und messbar ist, zählt und beschränkt sich damit selbst. Die Quantität, sozusagen wie viel von allem, ist zwar errechenba­r, aber es gibt nur selten Grenzen mit beigefügt.

Ganz anders in der Wirtschaft: Rechtsstaa­tlich und wertebezog­en reduzieren sich Entscheidu­ngen auf menschlich­e Bedürfniss­e, die Quantitäte­n, wie es uns die Klimakrise zeigt, nahezu unbeachtet lassen. Die Klimakrise ist tatsächlic­h keine Krise, sie ist – eine über alle menschlich­e Kultur hinaus – Zerstörung des Gleichgewi­chts der thermische­n Ausgewogen­heit zwischen ein- und abgestrahl­ter globaler thermische­r Energie. Diese Tatsache lässt sich mit den momentanen politische­n „Billigkeit­en“sicher nicht lösen!

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