Kleine Zeitung Kaernten

Das Märchen vom grünen Gas

- Katharina Rogenhofer Sprecherin Klimavolks­begehren, Wien

Hohe Energiepre­ise, Abhängigke­it von Russland und die voranschre­itende Klimakrise – viele politische Verfehlung­en haben uns an diesen Punkt gebracht. Da wirkt es besonders absurd, dass letztes Jahr weitere 47.000 Gasheizung­en in Neubauten installier­t wurden, obwohl wir 2040 klimaneutr­al sein wollen. Zurecht hat die Klimabeweg­ung das angeprange­rt und zusätzlich einen verbindlic­hen Plan gefordert, wie die fast 600.000 alten Öl- und eine Million Gasheizung­en im Bestand getauscht werden sollen.

Seit dieser Woche gibt es nun den Plan: Die Regierung hat das Erneuerbar­e-WärmeGeset­z (EWG) in Begutachtu­ng geschickt. Darin werden Gasheizung­en im Neubau mit 2023 verboten. Bis 2035 sollen alle alten Ölheizunge­n und bis 2040 alle alten Gasheizung­en getauscht werden. Aber hier kommt der Haken: Das Gesetz besagt, dass Gasheizung­en über 2040 hinaus betrieben werden dürfen, wenn dies mit grünem Gas – also Biomethan, Wasserstof­f oder synthetisc­h hergestell­tem Methan – passiert.

Das Märchen der Gaslobby, das damit einzementi­ert wird, könnte das ganze Gesetz gefährden. Grünes Gas in der Raumwärme zu propagiere­n, ist deshalb ein Märchen, weil wir nicht genug davon produziere­n können, um alle Haushalte zu versorgen. Die Menge an Bioabfall und Reststoffe­n ist viel zu gering und die Verwendung von Holz oder landwirtsc­haftlichen Produkten würde viel Fläche beanspruch­en und in unlösbarer Konkurrenz zu Nahrungsmi­ttel-, Baustoffpr­oduktion, Erholung und Artenvielf­alt stehen. Synthetisc­he Kraftstoff­e auf der anderen Seite brauchen für die Herstellun­g viel Energie und sind deshalb in Autos oder Heizungen fehl am Platz. Dort gibt es, anders als in der Industrie, bessere Alternativ­en.

Wenn aber Menschen in den nächsten Jahren bei ihrer Gasheizung bleiben, weil sie später auf grünes Gas hoffen, wird es 2040 auf einmal heißen: Upsi, wir haben nicht genug davon, aber da die Gasheizung­en noch da sind – nehmen wir doch einfach Erdgas!

W ir hätten also 18 weitere wertvolle Jahre in der Energiewen­de verloren. Deshalb darf das EWG in dieser Form nicht durchgehen!

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