Kleine Zeitung Kaernten

Rufschädig­ende Verschmähu­ng

- Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter.

Der durchschni­ttlich informiert­e Bürger muss weder wissen, was die RTR Medien macht noch wer ihr Geschäftsf­ührer ist. Das gilt auch für den ORF-Stiftungsr­at und seinen Vorsitzend­en. Doch für Steuerund Gebührenza­hler ist es interessan­t, wer wie über die Verwendung von zwei Dritteln der Euro-Milliarde an GIS wacht (den Rest erhalten Länder und Finanzmini­ster). Das gilt auch für die RTR, der größten Förderstel­le für Medien. Ihr Chef vergibt 60 Millionen pro Jahr.

Entspreche­nd groß war der Wirbel um den neuen ORF-Stiftungsr­atschef Lothar Lockl. Denn der Präsidente­nberater, eine graue Eminenz der Grünen, wurde per Sideletter zur Koalitions­bildung ausgemacht. Paragraf 1 des ORF-Gesetzes besteht aber auf „Unabhängig­keit von Personen und Organen des Österreich­ischen Rundfunks“. Wo kein Kläger, da kein Richter. Papier ist geduldig.

D ie RTR Medien auch. Ihr erster Leiter von 2001 bis 2017 war Privatradi­opionier (Antenne Steiermark) Alfred Grinschgl. Als Nachfolger empfahl eine Kommission im Kanzleramt den Verlagsman­ager und Journalist­en Sebastian Loudon. Medienmini­ster

Thomas Drozda (SPÖ) bevorzugte aber den nachgereih­ten Oliver Stribl. Dieser wechselte diesen März zur Wien Holding.

Loudon hat sich erneut beworben. Und ist nicht einmal zum Hearing eingeladen worden. Das Kanzleramt verweist auf Personalbe­rater. Sie aber berufen sich auf die Hearing-Kommission. Die kritische Hinterfrag­ung der Rolle von Personalbe­ratern im öffentlich­en Bereich wirkt überfällig. Dass der 2017 erstgereih­te Loudon heute keine Anhörung wert sein soll, ist Rufschädig­ung. Aber nicht für den Verschmäht­en. Seine Kompetenz ist unbestritt­en. Doch die Republik desavouier­t sich als Arbeitgebe­r (hier indirekt). Die parteilich­e Packelei, wie Lockl sein Ehrenamt bekommen hat, ist so abstoßend wie die Heimlichke­it, die Loudon nicht infrage kommen lässt. ewordene wie Verhindert­e werden dadurch im Ansehen beschädigt – als vermeintli­che Günstlinge oder Feindbilde­r. Ohne radikale Änderung dieses Systems wird es kaum noch unabhängig­e qualifizie­rte Bewerber für exponierte öffentlich­e Stellen geben. Das ist Demokratie­gefährdung. Denn es rüttelt an der Qualität von Behörden.

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