Kohle-Comeback, weil das Gas fehlt
1Wiestehtesaktuellum die Gas-Lieferungen aus Russland nach Österreich?
ANTWORT: Aus Russland fließt nur etwa die Hälfte der vorgesehenen Menge an Gas nach Österreich – und das seit einigen Tagen. „Die derzeitigen Einschränkungen der Gaslieferungen aus Russland stehen auf demselben Niveau des Vortages“, ließ der Öl- und Gaskonzern OMV wissen. Mehr werde vom russischen Energiekonzern Gazprom aktuell nicht geliefert. Dort werden die gedrosselten Liefermengen mit einem Wartungsproblem begründet.
2 Und was unternimmt die Regierung?
ANTWORT: Nachdem die OMV erneut verminderte Gaslieferungen gemeldet hat, berief Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Sonntagabend das „kleine Krisenkabinett“der Regierung ein. An der Unterredung nahmen auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) teil. Das durchaus überraschende Ergebnis: Um die Abhängigkeit von Gas zu reduzieren, soll das erst 2020 stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark für die Produktion von Strom reaktiviert werden – generiert aus Kohle. Darauf habe sich die Regierung mit dem Energiekonzern Verbund geeinigt, hieß es im Anschluss.
3 Bedeutet das ein Comeback für Kohle?
ANTWORT: Vorerst soll die Kohle nur im Notfall zum Einsatz kommen, wie die Regierung versichert. Laut Ministerin Gewessler wolle man so mögliche Ausfälle bei der Gaslieferung überbrücken, erklärte sie in der „Zeit im Bild 2“. Dort zeigte sie sich auch wenig begeistert von der geplanten Rückkehr zur Kohle, „ich habe mit großer
Freude das letzte Stück Kohle ins Museum getragen“. Dieser Schritt sei nun aber nötig, um „in Notsituationen handlungsfähig zu bleiben“und „raus aus der Erpressbarkeit zu kommen“erklärte sie.
4 Werden wir uns bei unserem Energieverbrauch bald einschränken müssen?
ANTWORT: Bislang spricht die Regierung keine entsprechenden Empfehlungen aus. Obwohl Experten und Polit-Beobachterinnen das bereits seit Wochen einfordern. Nach dem Krisentreffen gibt man sich dennoch zuversichtlich. „Wir können einen Ganzjahresverbrauch in unseren Speichern einlagern“, versicherte Nehammer in einer schriftlichen Stellungnahme. „Bisher läuft die Einspeicherung nach Plan.“Gewessler betonte die Wichtigkeit, sich „Schritt für Schritt unabhängiger von russischem Gas zu machen“.
5Was bedeuten die aktuell verringerten Liefermengen?
ANTWORT: Laut OMV noch relativ wenig. Man ersetze die fehlenden Mengen durch Zukäufe am Spotmarkt, was aufgrund der derzeit eher geringen GasNachfrage möglich sei. So könne man sowohl die Versorgung als auch die Einspeicherung sichern, wird dort versichert.
6Wie viel Gas haben wir denn aktuell eingespeichert?
ANTWORT: Die OMV-Gasspeicher mit einer Gesamtkapazität von 25.289 GWh seien laut Angaben des Konzerns zu 64 Prozent befüllt. Auf ganz Österreich umgemünzt liegt der Wert – laut Zahlen der Interessenvereinigung der Speicherunternehmen AGSI und dem Energieministerium – hingegen nur bei knapp 41 Prozent. Das entspricht einer Füllmenge von 39 Terawattstunden.
7 Wie lange reicht unser Vorrat aus?
ANTWORT: Die Angaben zu den Speicherständen in den Ländern müssen in Relation mit dem Verbrauch und der Größe der Speicher gesehen werden. Da Österreich, gemessen an seinem Verbrauch, über sehr hohe Speicherkapazitäten verfügt, entspricht das eingelagerte Gas mehr als 40 Prozent des Jahresbedarfs. Für den nächsten Winter werden Speicherstände von rund 80 Prozent angestrebt.