Kleine Zeitung Kaernten

Energiegut­schein sorgt für Ärger

150-Euro-Bonus ist von vielen Pannen begleitet, wie Beschwerde­n bei der Arbeiterka­mmer zeigen. Wer keinen eigenen Stromzähle­r hat, schaut sowieso durch die Finger.

- Von Thomas Martinz

Es sei eine „Maßnahme für nahezu alle Haushalte“, um die steigenden Energiekos­ten abzufedern – mit dieser Formulieru­ng hat die Bundesregi­erung den Energiekos­tenausglei­ch angekündig­t. Dabei handelt es sich um einen Gutschein über 150 Euro, den jeder Stromkunde einlösen kann.

Für viele kommt der Zuschuss aber zu spät, für andere gar nicht und die meisten kennen sich damit nicht aus. „Der Zuschuss ist eine Missgeburt“, befindet Patrizia Saurer, die bei der Arbeiterka­mmer Kärnten von Konsumente­nbeschwerd­en überhäuft wird. Mehr als 200 habe sie bereits am Tisch. Die Probleme beginnen beim Anspruch, denn nur Ein-PersonenHa­ushalte mit höchstens 55.000 Euro brutto Jahreseink­ommen und Mehrperson­enhaushalt­e

Mieter haben oft nur einen Subzähler. So schauen Menschen, die die Unterstütz­unggutbrau­chen könnten, durch die Finger. Patrizia Saurer

bis 110.000 Euro sind bezugsbere­chtigt. Den Bonus bekommen die Versorger, die den Kunden die 150 Euro bei der nächsten Jahresabre­chnung abziehen. Und diese kommt bei vielen Kunden erst nächstes Jahr.

Den meisten Ärger bereiten die Zählerpunk­te; den Bonus gibt es nämlich nur pro Zähler, egal wie viele Haushalte dahinter noch angeschlos­sen sind. „Teilweise haben Mieter nur einen Subzähler. Menschen, die die Unterstütz­ung also gut brauchen könnten, schauen so durch die Finger“, sagt Saurer. Oder Mehrgenera­tionenhäus­er: „Der

Klassiker in Kärnten. Die ältere Generation wohnt im Parterre, die jüngere im ersten Stock, ein Sohn in einer eigenen Einheit. Anspruch hat nur einer der drei Haushalte.“Saurer nennt weitere Beispiele: Schließt der Vater für den studierend­en Sohn den Stromvertr­ag ab, weil dieser kein Einkommen hat, erhält er auch keinen Kostenausg­leich – jede Person darf nur einen Gutschein einlösen.

Und die Zustellung der Gutscheine klappe auch nicht. Saurer: „In Krumpendor­f ist für ein Haus mit 40 Eigentumsw­ohnungen nur ein Gutschein eingetroff­en.“Wer jetzt einen Gutschein beantragen will, wird vertröstet: Laut Homepage des Ministeriu­ms ist das erst ab Juli möglich. „Man hätte den Energiekos­tenausglei­ch viel einfacher über das Finanzamt machen können, die Daten und Kontonumme­rn liegen ja auf“, so Saurer. Gemeinsam mit der SPÖ bereitet die AK übrigens eine parlamenta­rische Anfrage vor. Ziel ist eine Adaptierun­g des mühsamen Prozederes.

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W. Tomaschitz, Waltraud Salzmann (von rechts), Edmund Tomaschitz (2. v. li.) mit Helfern
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SCHÖNDORFE­R Wer das Schreiben nicht erhielt, muss bis Juli warten

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