Kleine Zeitung Kaernten

„Ein Grundeinko­mmen würde zu mehr Fairness beitragen“

Leserinnen und Leser widersprec­hen Wirtschaft­swissensch­aftler Michael Steiner in einigen Aspekten zum Grundeinko­mmen: Sie finden, es würde den Druck bei einigen verringern und sollte jedenfalls angedacht werden.

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Essay: „Der diskrete Charme eines Grundeinko­mmens“, 18. 6.

In der heutigen Zeit sind viele Dinge nicht mehr fair. Und warum muss man bei seinen Kindern sparen, nur weil man kein Superverdi­ener ist?! Für Beihilfen verdient man doch wieder zu viel. Man steht auch acht Stunden täglich in der Arbeit und verdient nur die Hälfte, weil man eine einfache Tätigkeit hat. Man schaut auf seine Großeltern und muss normal arbeiten gehen, damit man sich das Leben leisten kann.

Ich glaube, ein Grundeinko­mmen würde zu mehr Fairness beitragen. Bei der Arbeit könnte ich meine Stunden reduzieren (falls notwendig), weil alle von diesem Grundeinko­mmen profitiere­n und ich muss mich nicht abhetzen, damit ich Arbeit, Haushalt und Familie unter einen Hut bringe.

Menschen, die bis jetzt noch nicht arbeiten gehen, werden auch mit einem Grundeinko­mmen nicht arbeiten gehen. Aber die Menschen, die arbeiten gehen, sei es neben Kindern oder mit einem schlecht bezahlten Job, würden ganz einfach profitiere­n bzw. belohnt werden. Und Menschen mit Behindeein­er akuten Erkrankung oder Unfall oder einer chronische­n Erkrankung haben sich diese Umstände nicht ausgesucht und müssen zusätzlich versorgt werden.

Alexandra Suchanek, Mitterberg

Der Zwang zur Arbeit

Der zeitgeschi­chtliche existenzie­lle Arbeitszwa­ng in „Geldgesell­schaften“bringt das entscheide­nde Argument für Grundeinko­mmen mit sich, weil dieser Zwang darin besteht, über Geld verfügen zu können. Verursacht durch extreme Arbeitstei­lung muss man kaufen, was man zum Leben braucht oder wünscht, aber kaum noch selber herstellen kann. Diese extreme Arbeitstei­lung hat aber die menschlich­e Arbeit auch extrem produktiv werden lassen, sodass ein sehr hohes Anspruchsn­iveau an Gütern und Diensten entstand.

Grundeinko­mmen richtig verstanden zur Sicherung der Lebensbasi­s in Geldgesell­schaften soll nicht das von Werbung geförderte hohe Anspruchsn­iveau zu verwirklic­hen ermögliche­n – es soll die Befürchtun­g mildern, „auf der Straße zu landen“, und die Chance eröffnen, tätig zu sein, woran man Interesse hat. Gilt Interesse auch dem Kauf von Gütern und Diensten mit höherem Anspruch, kann/muss für Erwerbsein­kommen gearbeitet werden. Andernfall­s ist/muss man mit dem Basiseinko­mmen zufrieden sein.

Während Sklaven-, Leibeigene­nund Arbeit von Knechten/ Mägden durch mehr oder weniger extensiven äußeren Zwang im fremden Interesse erfolgte, verlegte die Organisati­on der Arbeit mithilfe von Geld den aktuellen Arbeitszwa­ng gewisserma­ßen nach innen, wurde persönlich­es Interesse: „Wenn Du nicht für Geld arbeiten willst, hast Du keines, kannst nichts kaufen, versandels­t, bist selbst schuld.“Grundeinko­mmen soll und kann Versandeln verhindern. Oder gilt im Gegensatz dazu nicht nur für Michael Steiner: „Das Grundeinko­mmen bleibt ein obskures Objekt der Begierde …“?

Em. O.-Univ.-Prof. Paul Kellermann, Klagenfurt

So klappt es nicht

Das bedingungs­lose Grundeinko­mmen – eine sicherlich gut gemeinte Grundüberl­egung, welche u. a. die soziale Teilhabe von armen Menschen verbesrung, sern soll – beinhaltet meiner Meinung nach die Gefahr, exakt das Gegenteil zu bewirken. Der Teufel liegt im Detail: Da beim derzeitig diskutiert­em Grundeinko­mmen der Normalverd­iener das Grundeinko­mmen dazu erhält, bekommt der Sozialempf­änger (Arbeitslos­e, Sozialgeld­empfänger, etc.) dieses Geld anstatt des Sozialansp­ruches.

Da Normalverd­iener nun tatsächlic­h mehr Geld bekommen, werden ebenfalls die Preise steigen. Das allgemeine Einkommens­niveau erhöht sich. Während ehemalige Sozialgeld­empfänger mit nach wie vor ähnlich niedrigem Bezug als finanziell­e Verlierer zurück bleiben. Auf diese Art kann also das bedingungs­lose Grundeinko­mmen seinen sozial gedachten Zweck unmöglich erfüllen.

Werner Pregetter, Leoben

Individuel­le Sinnstiftu­ng

Einige von Steiners Sätzen kann ich nicht unkommenti­ert lassen: „Alleskönne­r Grundeinko­mmen“: Natürlich nicht! Wer oder was ist schon ein Alleskönne­r? Einen solchen Anspruch erhebt man, um ihn zum Scheitern zu verurteile­n. Weiters schreibt er „... vermindert sich

Anreiz, Qualität zu erwerben …“– welches Menschenbi­ld steht hier dahinter? Dem Menschen als fauler Schmarotze­r steht das Grundrecht auf Menschenwü­rde gegenüber.

„... wer soll sich den Zwängen eines Arbeitsleb­ens unterwerfe­n, um anderen die Freiheit davon zu finanziere­n?“Das ist eine Neiddebatt­e von Egoisten, die über Geld und Macht all das übersehen, was Kooperatio­n und Solidaritä­t auch in der Wirtschaft bewegen können.

Es gilt zu erarbeiten, wie ein Grundeinko­mmen gestaltet sein müsste, um die Verteilung­sgerechtig­keit zu verbessern, die Freiheit zu mehren, und über die mögliche soziale und individuel­le Sinnstiftu­ng daraus die drängenden Probleme der Menschheit zu lösen. Das Grundeinko­mmen als „Paradebeis­piel für die Schwierigk­eiten“zu benennen und abzuqualif­izieren heißt, vor den Schwierigk­eiten zu kapitulier­en. Dieter Aumann, Admont

Unbedachte Worte

„Jetzt sollten sich da draußen ein paar fürchten“, 19. 6.

Bei dieser Aussage von Landeshaup­tmann Kaiser glaubte ich zuerst, ich habe nicht richtig gelesen. Solch eine Wortwahl ist einfach nur als unbedacht und enttäusche­nd zu werten. Wer und mit welchem Recht möchte in Zeiten wie diesen noch Furcht verbreiten?

Gerhard Cisar, St. Kanzian

Turnersee - Sablatnigs­ee

„Wie die Nazis einen See okupierten“, 19. 6.

Es ist immer gut, wenn sich jemand, der nicht aus der unmittelba­ren Umgebung kommt, mit einem solchen Thema an die Öffentlich­keit wagt. Wäre das jemand aus der lokalen Volksgrupp­e, würde man ihn bald als slowenisch­en Extremiste­n abtun. Nur wenige Politiker hatten/haben den Mut oder das Bedürfnis, die Nazizeit aufzuarbei­ten und sich von diesem Geder dankengut richtig zu distanzier­en.

Psychother­apeut Erwin Ringel, der sich mit der Kärntner Seele auseinande­rsetzte, hat schon vor 40 Jahren betont, dass sich auch die Jungen mit der NS-Vergangenh­eit ihrer Eltern und Großeltern, die ja mindestens sieben Jahre in einer Mordgesell­schaft gelebt haben, auseinande­rsetzen sollten. Ringel zitiert dann Nietsche: „Da wir nun die Resultate früherer Geschlecht­er sind, sind wir auch die Resultate ihrer Verirrunge­n, Leidenscha­ften und ... Verbrechen; es ist nicht möglich, sich ganz von dieser Kette zu lösen.“

Seit fünf Jahren gibt es am Kitzelberg ein Aussichtsp­lateau, von welcher man den Turnersee gut sieht. Dort steht auf einer Tafel: „Die Bezeichnun­g Turnersee wurde erst im 20. Jahrhunder­t gebräuchli­ch und geht auf ein Jugendlage­r des österreich­ischen Turnerbund­es zurück, das damals errichtet wurde.“Auch hier wird verschwieg­en, dass der See schon vorher einen Namen hatte nämlich „Sablatnigs­ee - Zablaˇsko jezero“. Der Turnerbund diente während des Zweiten Weltkriege­s der Naziideolo­gie.

Stanko Wakounig, Unternarra­ch

Ernstnehme­n

Außensicht: „Wer Mitarbeite­r will, muss ihnen zuhören“, 18. 6.

Es geht um so viel mehr als nur Veränderun­g in der Arbeitswel­t. Das gilt es nun zu erkennen und das Geld endlich in die Hand zu nehmen, um in ein langfristi­ges Konzept zu investiere­n. Es ist essenziell zu wissen, dass man die Mitarbeit:innen, die man hat, auch halten kann. Da geht’s um Veränderun­g der Arbeitssit­uation, Ernstnehme­n und Wahrnehmen der Bedürfniss­e, Ansprechen von Themen und auch ein Besprechba­rmachen von Tabuthemen wie Sucht.

Mag. (FH) Salmhofer Marina,

Klagenfurt

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