Megafon für rechten Einheitsbrei
Der Grazer Gerald Grosz, einflussreicher Rechts-Influencer, kandidiert.
Der Ziegelstein ist offenbar ausgeblieben: Schon vor zwei Wochen hatte Gerald Grosz angekündigt, zur Bundespräsidentenwahl kandidieren zu wollen, „sofern mir nicht ein Ziegelstein auf den Kopf fällt“. Gestern, Dienstag, war es dann soweit. Mit dem Slogan „Make Austria Grosz Again“erklärte der 45-Jährige, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen „aus dem
Amt drängen“zu wollen.
Neben dem amtierenden Bundespräsidenten und „Bierpartei“-Frontmann Dominik Wlazny ist Grosz damit der dritte Kandidat, der es im Herbst ziemlich sicher auf den Stimmzettel schaffen wird. In Grosz’ Fall dürfte es dank einer beträchtlichen Follower-Schar aus dem rechten Spektrum kein Problem sein, die notwendigen 6000 Unterstützungserklärungen zu bekommen.
Grosz ist einer der lautesten Polit-Influencer Österreichs: Sein YoutubeKanal hat 127.000 Abonnenten, seine Facebook-Seite „gefällt“mehr als 300.000 Accounts. Damit liegt er in der gleichen Größenkategorie wie Van der
Bellen – und weit vor den anderen Spitzenpolitikern des Landes.
An diesen Punkt gekommen ist der Grazer durch in Web-Videos (und auf „oe24“) theatralisch vorgetragenen rechten Einheitsbrei. Corona? Macht ganze Völker zu unkritischen Lemmingen. Merkel? Verantwortlich für Tausende Opfer von „Wir schaffen das“. „Gretl“Thunberg und die „GrünInnen“? Klimaterroristen! Megafon statt feiner Klinge, das war schon Grosz’ Taktik, als er noch aktiver Politiker war und beispielsweise Graz „säubern“wollte. Politisch aktiv wurde er unter Jörg Haider in der FPÖ, nach der Spaltung 2005 wechselte er zum BZÖ, auf Vorschlag Haiders wurde er Landesobmann in der Steiermark. 2008 zog er in den Nationalrat ein, nach dem verpassten Wiedereinzug 2013 übernahm er – als erster offen Homosexueller des Dritten Lagers übrigens – die Parteiobmannschaft. 2018 verlieh er die von ihm selbst erfundene „Jörg Haider-Medaille“an den Vizekanzler Heinz-Christian Strache.