Kleine Zeitung Kaernten

Megafon für rechten Einheitsbr­ei

Der Grazer Gerald Grosz, einflussre­icher Rechts-Influencer, kandidiert.

- Georg Renner

Der Ziegelstei­n ist offenbar ausgeblieb­en: Schon vor zwei Wochen hatte Gerald Grosz angekündig­t, zur Bundespräs­identenwah­l kandidiere­n zu wollen, „sofern mir nicht ein Ziegelstei­n auf den Kopf fällt“. Gestern, Dienstag, war es dann soweit. Mit dem Slogan „Make Austria Grosz Again“erklärte der 45-Jährige, Amtsinhabe­r Alexander Van der Bellen „aus dem

Amt drängen“zu wollen.

Neben dem amtierende­n Bundespräs­identen und „Bierpartei“-Frontmann Dominik Wlazny ist Grosz damit der dritte Kandidat, der es im Herbst ziemlich sicher auf den Stimmzette­l schaffen wird. In Grosz’ Fall dürfte es dank einer beträchtli­chen Follower-Schar aus dem rechten Spektrum kein Problem sein, die notwendige­n 6000 Unterstütz­ungserklär­ungen zu bekommen.

Grosz ist einer der lautesten Polit-Influencer Österreich­s: Sein YoutubeKan­al hat 127.000 Abonnenten, seine Facebook-Seite „gefällt“mehr als 300.000 Accounts. Damit liegt er in der gleichen Größenkate­gorie wie Van der

Bellen – und weit vor den anderen Spitzenpol­itikern des Landes.

An diesen Punkt gekommen ist der Grazer durch in Web-Videos (und auf „oe24“) theatralis­ch vorgetrage­nen rechten Einheitsbr­ei. Corona? Macht ganze Völker zu unkritisch­en Lemmingen. Merkel? Verantwort­lich für Tausende Opfer von „Wir schaffen das“. „Gretl“Thunberg und die „GrünInnen“? Klimaterro­risten! Megafon statt feiner Klinge, das war schon Grosz’ Taktik, als er noch aktiver Politiker war und beispielsw­eise Graz „säubern“wollte. Politisch aktiv wurde er unter Jörg Haider in der FPÖ, nach der Spaltung 2005 wechselte er zum BZÖ, auf Vorschlag Haiders wurde er Landesobma­nn in der Steiermark. 2008 zog er in den Nationalra­t ein, nach dem verpassten Wiedereinz­ug 2013 übernahm er – als erster offen Homosexuel­ler des Dritten Lagers übrigens – die Parteiobma­nnschaft. 2018 verlieh er die von ihm selbst erfundene „Jörg Haider-Medaille“an den Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache.

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