Bahnstreik erst der Anfang? Briten droht ein „Sommer des Unmuts“
Auf den Britischen Inseln hat am Dienstag der größte Bahnarbeiter-Aufstand seit über 30 Jahren begonnen. Das befürchtete Chaos blieb aber – vorerst – aus.
Das Vereinigte Königreich ist gestern durch den größten Bahnstreik seit 33 Jahren weitgehend lahmgelegt worden. Millionen Briten waren davon betroffen – und fürchten, dass auch für den Rest der Woche und vielleicht sogar auf längere Zeit hin wenig Aussicht auf regulären Eisenbahnverkehr besteht. Viele entschieden sich dafür, von daheim aus zu arbeiten. Andere fuhren im eigenen Auto, in Bussen oder in Taxis zu ihren Zielorten. Besonders angespannt war die Situation in London, wo gestern wegen eines separaten Streiks auch kaum eine U-Bahn fuhr.
Landesweit lag die Hälfte
der Bahnstrecken vollständig still. Auf den Straßen selbst gab es mehr Verkehr als sonst, nicht jedoch das befürchtete Chaos.
Aber die nächsten Streiktage stehen bereits morgen und Samstag im Kalender. Hintergrund des Konflikts ist die in die Höhe geschossene Inflationsrate, die bereits bei neun
Prozent liegt und nach Schätzung der englischen Zentralbank im Herbst bei elf Prozent liegen wird. Manche Lebensmittel sind bereits um 20 Prozent teurer als im vorigen Jahr.
Angesichts dieser Situation erwägen auch einige der größten Gewerkschaften, in Kürze zu Urabstimmungen aufzurufen. Lehrer, Ärzte, Krankenpfleger, Strafverteidiger und Mitarbeiter kommunaler Dienste haben allesamt Streikwillen signalisiert. Vielerorts wird inzwischen mit einem „summer of discontent“, einem Sommer „generellen Unmuts“und zunehmender Arbeitskämpfe, gerechnet.