Kleine Zeitung Kaernten

„Ich wollte

Vierfache Mutter (31) legte im Vorjahr in Villacher Wohnhaus Feuer. Beim gestrigen Prozessauf­takt verstrickt­e sie sich mehrmals in Widersprüc­he. Urteil für heute erwartet.

- Von Petra Lerchbaume­r

Wegen versuchten Mordes in fünf Fällen sowie Brandstift­ung musste sich gestern am Landesgeri­cht eine 31-jährige Russin vor einem Geschworen­ensenat verantwort­en. Laut Anklage soll die vierfache Mutter im Stiegenhau­s eines Villacher Mehrpartei­enhauses, in dem sie mit ihrer Familie wohnhaft war, am 9. August des Vorjahres Benzin verschütte­t und Feuer gelegt haben. Ihr Ziel sei es gewesen, ihren Ehemann zu töten.

Von der Angeklagte­n wurden zwei Seiten skizziert. Staatsanwä­ltin Daniela Zupanc beschrieb die Angeklagte als „eiskalte Person“. Sie habe das Geld, das ihr Mann verdient hat, verwaltet und in verschwend­erischer Weise ausgegeben. Sie habe von einem „reichen Leben“geträumt. Einen Hinweis auf Bevormundu­ng oder gar Gewalt hätte es nicht gegeben. Die anfallende­n Schulden wollte sie vor ihrem Mann geheim halten.

Ihr Verteidige­r erklärte, dass seine Mandantin Gewalt erlebt habe. In ihrer ersten Ehe und auch in der zweiten. Ihr zweiter Ehemann, ein Russe, habe sie nicht unterstütz­t und er habe ihr auch verboten, Antidepres­siva zu nehmen, als Depression­en aufgetrete­n waren. In ihrer Verzweiflu­ng fand die Frau im

In dem Moment habe ich darüber nicht nachgedach­t. Ich dachte, den Kindern kann nichts passieren. Die Angeklagte auf die Frage, warum die Kinder in der Wohnung geblieben sind.

Sie haben heute vor Gericht die sechste Version zum Tatgescheh­en zu Protokoll gegeben. Was sollen wir Ihnen glauben? Staatsanwä­ltin Daniela Zupanc zur Angeklagte­n

Internet einen „Zauberer“. Um es leichter im Leben zu haben und auch mehr Glück. Knapp 8000 Euro habe sie dem Betrüger insgesamt bezahlt. Sie sollte Lotto spielen, die vermeintli­ch richtigen Zahlen nannte er ihr.

Da die 31-Jährige mangels Geld keine Rechnungen mehr bezahlen konnte, stand eines

Tages der Gerichtsvo­llzieher vor der Tür. Das erste Mal im Juni 2021. Von da an begann es, für die Mutter von vier Kindern eng zu werden. Denn ihr Mann wusste nichts von den Schulden. Und der Gerichtsvo­llzieher kam immer wieder und wollte ihren Mann sprechen.

Am Abend des 8. August soll sie dann einen Koffer gepackt und diesen bei der Tür zum Hinterausg­ang abgestellt haben. Das Benzin, das sie gegen 5 Uhr morgens vergießen sollte, hat sie nicht, wie angegeben, wenige Tage vor der Tat, sondern schon 21 Tage davor gekauft. Mit einem Taxi war die Russin Mitte Juli zu einer Tankstelle gefahren und kaufte zwei Kanister zu je fünf Liter. Das Benzin lagerte sie unter anderem im Kinderzimm­er. „Als es zu riechen begann, bat ich meine älteste Tochter, die Kanister in den Keller zubringen“, sagte die Angeklagte aus.

Die Aussagen der Frau waren von Widersprüc­hen geprägt. Sie sagte, sie nahm es in Kauf, dass ihr Mann sterben könnte. Dann sagte sie wieder, sie wollte, dass ihr Mann stirbt. Auf die Frage der Staatsanwä­ltin, warum die Kinder in der Wohnung geblieben waren, antwortete die Angeklagte: „In dem Moment habe ich darüber nicht nachgedach­t.“Das jüngste der vier Kinder war damals keine zwei Jahre alt. Die

Kinder befanden sich zum Tatzeitpun­kt in einem anderen Zimmer als der Vater. Sie gab auch zu Protokoll, dass sie ihren Selbstmord vortäusche­n wollte. Wie das ohne Leiche gehen soll, konnte sie Richterin Michaela Sanin nicht erklären.

Mit dem verschütte­ten Benzin wollte die Frau nur ein Feuer entzünden, das rasch erlischt. Darüber habe sie sich im Internet schlaugema­cht. Doch ihre Rechnung ging nicht auf. Sie selbst erlitt schwere Verbrennun­gen. Nur durch das rasche Einschreit­en von Nachbarn, die Löschversu­che starteten, konnte Schlimmere­s im Wohnhaus verhindert werden.

Nachbarn sagten im Zeugenstan­d aus, dass sie nie Streitigke­iten in der Wohnung des Ehepaares wahrgenomm­en hatten. Der psychiatri­sche Sachverstä­ndige attestiert­e, dass die Angeklagte zum Tatzeitpun­kt zurechnung­sfähig war. Sie sei aber über einen längeren Zeitraum depressiv gewesen. Zur Mittagszei­t wurde der Prozess auf heute vertagt.

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HFW VILLACH, APA Foto links: die angeklagte vierfache Mutter. In diesem Wohnhaus (unten) ereignete sich die Tat

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