E-Scooter werden zur Stolperfalle
Auf Gehwegen abgestellte E-Scooter sind eine Gefahr für sehbehinderte Menschen. Was sagen Stadt und Anbieter?
Sie sind ein fixer Bestandteil des Klagenfurter Stadtbildes – und von hitzigen Kontroversen begleitet. Die Rede ist von E-Scootern. Mit „Tier“, „MaxMotion“, „Kiwi“und „Lime“gibt es vier Anbieter. Jeder von ihnen hat vom Magistrat die Genehmigung für den Betrieb von 170 E-Scootern.
Diese dürfen nach der Fahrt nicht gegen die Bestimmungen der StVO abgestellt werden. Gehwege mit einer Breite von weniger als 2,5 Metern, Bushaltestellen, Bereiche vor Sehenswürdigkeiten oder Spielplätze – an all diesen Orten dürfen Scooter nicht parken. Zudem müssen die Anbieter dafür sorgen, dass alle Roller um 6 Uhr morgens ordnungsgemäß abgestellt sind.
Dass Geh- und Radwege von einigen Nutzer dennoch zum Scooter-Parkplatz umfunktioniert werden, ist ärgerlich. Und für Blinde- und Sehbehinderte potenziell gesundheitsgefährdend. „Die Roller werden quer über den Gehweg abgestellt. Oft kommt man gar nicht vorbei“, schildert Heinz Pfeifer, Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Kärnten (BSVK). „Wir sind ja gewöhnt, irgendwo dagegen zu laufen, aufzustehen und weiterzugehen. Aber eigentlich sollten wir, wenn wir gegen einen Scooter laufen, liegen bleiben und uns ins Krankenhaus bringen lassen“, sagt Pfeifer, der sich ein radikaleres Vorgehen der Stadt wünscht.
Technisch umsetzbare Möglichkeiten gibt es. In Wien kann der Mietvorgang bei falsch abgestellten Scootern nicht beendet werden. In einigen deutschen Städten muss der Nutzer
per Foto-Upload beweisen, dass der Roller ordnungsgemäß abgestellt wurde. In Paris darf nur auf dafür vorgesehenen Parkplätzen geparkt werden. Eine Verpflichtung zur Implementierung solcher Systeme ist laut Verkehrsreferentin Sandra Wassermann (FPÖ) in Klagenfurt nicht angedacht. „Es gibt immer Optimierungspotenzial. Man muss miteinander Lösungen erarbeiten. Deshalb treffe ich mich ein- bis zweimal jährlich mit allen Anbietern und der Polizei im Rathaus.“Zum BSVK will sie nun Kontakt aufnehmen. „Die Sicherheit für Beeinträchtigte ist noch einmal ein spezielles Thema.“
Und was sagen die Anbieter? Bei „Tier“fahren laut Regionalleiter Jakob Orgonyi zehn Mitarbeiter von Scooter zu Scooter und prüfen, ob das Gefährt korrekt geparkt wurde. Außerdem testet man verschiedene Maßnahmen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. „Der Foto
Upload ist ein großer Aufwand für den Kunden. Wir sehen, dass die Scooter nicht so gefragt sind.“Vielversprechender sei eine Software zur Umgebungserkennung: Der Roller erkennt, wenn er falsch abgestellt wird. Fixen, von der Stadt festgelegten Parkzonen, steht Orgonyi positiv gegenüber.
Gleiches gilt für Max Fischl von „MaxMotion“. Allerdings schwebt ihm ein duales System vor: Wer den Scooter auf dem fixen Parkplatz abstellt, erhält einen Bonus. Wer einfach von A nach B fährt nicht. „Belohnung ist der einzige Weg“, so Fischl, der in Klagenfurt vier Mitarbeiter beschäftigt und auf verstärkte Zusammenarbeit mit „Tier“setzt. Den Foto-Beweis will er sich testweise ansehen. „Lime“und „Kiwi“waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.