Mastermind hinter den Kulissen
Kulturjournalist Horst L. Ebner organisiert seit zehn Jahren den BachmannWettbewerb. Der wartet in seinem 46. Jahr mit zahlreichen Neuerungen auf.
Diese zehn Jahre hatten es in sich. Zwei Mal stand die Existenz des Klagenfurter Wettlesens auf Messers Schneide, zwei Mal, sagt Horst L. Ebner, „war ich so richtig stolz auf mein Haus!“Das Haus, das ist das ORF-Landesstudio Kärnten, das heuer nach zwei aufreibenden Pandemie-Jahren die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur wieder in Präsenz ausrichtet. Nach der rein digitalen Ausgabe 2020 (Juroren, Autoren
und Publikum saßen vor ihren jeweiligen Bildschirmen) und dem hybriden Format 2021 (Juroren ohne Publikum im Kärntner ORF-Studio, die Lesungen waren aufgezeichnet), findet heuer ein runderneuerter Lesewettbewerb in Präsenz statt.
Ebner, das Mastermind im Hintergrund, freut sich: „Bei der Preisermittlung am Sonntagvormittag war es bisher schon ärgerlich, dass um 11.18 Uhr die Luft draußen war!“Als Erstes wurde nämlich über die
2022
Vergabe des Hauptpreises abgestimmt. Das wird heuer anders sein, der Ingeborg-Bachmann-Preis wird als Letzter bekannt gegeben. Jeder Juror, jede Jurorin vergibt in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen einem und neun Punkten, darf dabei aber für keinen der von ihm oder ihr vorgeschlagenen Teilnehmer stimmen. Es wird keine Shortlist mehr geben. Nur der Justiziar, der die Punkte schließlich auswerten muss, weiß Bescheid. Bei Punktegleichstand soll es am Sonntag zu einer Abstimmung kommen. „Das wird gerechter und transparenter“, meint Ebner, der noch heute Teilnehmer bedauert, die wegen des damaligen Abstimmungsmodus leer ausgingen:
„Man denke nur an Teresa Präauer, die ohne Preis heimgehen musste!“
Gewinner werden auf jeden Fall auch die Zuseher sein, die am Sonntag mit 75 Minuten eine um 15 Minuten längere Sendezeit erwartet, in der die Moderatoren Christian Ankowitsch (ORF) und Cécile Schortmann (3sat) die Preisträger länger zu Wort kommen lassen können. Der technische Leiter Klaus Wachschütz und sein Team haben sich noch einiges mehr an Änderungen einfallen lassen. So werden die Autoren auf einer Literaturbühne im Garten lesen, die Jury urteilt im ORFTheater, das Publikum kann zwischen den beiden Schauplätzen
hin- und herflanieren. „Wachschütz und seine Leute sind Weltklasse!“, schwärmt Horst L. Ebner von seinen Kollegen.
Seit 1985 ist der heute 58-jährige Vollblutjournalist Ebner mittlerweile dabei: anfangs als Berichterstatter für die damals noch existierende KTZ, später für den ORF; im Herbst 2012 wurde ihm schließlich die Aufgabe übertragen, den Bachmann-Wettbewerb zu organisieren. Dabei war damals gar nicht absehbar, dass er einmal sein 10-Jahres-Jubiläum in dieser Position feiern würde können. Denn 2013 war von der Einstellung des Wettlesens die Rede. Doch binnen kürzester Zeit formierte sich via Facebook ein Proteststurm aus 8000 Unterstützungsunterschriften. Als sich Generalintendant Alexander Wrabetz selbst von der Dimension des Bewerbes ein Bild machte und sogar im Lendhafen die Petition für dessen Beibehaltung unterschrieb, war die Krise überstanden. „Ich hoffe, dass Leute kommen“, meint Ebner heute und schaut schmunzelnd voraus: „Den 50. Wettbewerb möchte ich auf jeden Fall noch machen!“