Kleine Zeitung Kaernten

„Über kurz oder lang könnte Russland auch Atombomben in der Ukraine einsetzen“

Oberst Jürgen Schlechter, Kommandant des ABC-Abwehrzent­rums des österreich­ischen Bundesheer­s, über die Gefahr eines Atomkriegs und wie ein solcher aussehen könnte.

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Wie realistisc­h ist der Einsatz von Nuklearwaf­fen seitens Russlands in der Ukraine?

JÜRGEN SCHLECHTER. Ich schließe nicht aus, dass solche über kurz oder lang eingesetzt werden. Im Ukraine-Konflikt würde das Sinn ergeben. Denn wenn sich der Kampf an einem bestimmten Ort festsetzt und keine Gebietsgew­inne mehr erzielt werden, sind taktische Atomwaffen attraktiv. Da muss man nicht mehr wochenlang­e Bombardeme­nts durchführe­n. Da reicht eine Bombe.

Wo und wie würde diese einsetzen?

Russland

Am wahrschein­lichsten ist der Versuch, westliche Waffenlief­erungen in die Ukraine abzuschnei­den. Oder aber ukrainisch­e Truppen, etwa bei den Dnepr-Brücken, daran zu hindern, sich zurückzuzi­ehen.

Was ist das Gefährlich­e an diesen „kleinen“Atomwaffen?

Die Bereitscha­ft diese einzusetze­n steigt, denn die Auswirkung­en sind wesentlich geringer. Das heißt, man schreckt nicht zwingend davor zurück, diese auch zu verwenden. Nicht umsonst sagte der ehemalige

US-Präsident Donald Trump: „If we have them, we should use them“, also „wenn wir sie haben, sollten wir sie auch verwenden“.

Abgesehen von kleineren Nuklearsch­lägen. Wie wird ein großer Atomkrieg in Gang gesetzt? Was braucht es dazu?

Das können Putin oder Biden nicht alleine in Gang setzen. Es gibt mehrere Personen, die über Teile eines Gesamtcode­s verfügen und diesen gemeinsam eingeben müssen.

Ist dieses Vorgehen in diktatoris­chen Systemen nicht absurd? Gehorcht man da nicht dem Präsidente­n?

Selbst wenn der Präsident nicht an seinem Leben hängt, bin ich davon überzeugt, dass es Personen in seinem Umfeld tun. Auch wenn diese sonst gehorchen. Julian Melichar

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