Kleine Zeitung Kaernten

Wie die Pinken Fuß gefasst haben

Als Hafen für bürgerlich­e Liberale gegründet, regieren die Neos heute in zwei Ländern mit.

- Christina Traar

Wie groß ist die Gefahr, dass das in Chaos umschlägt?

Herrscht in Deutschlan­d Chaos?

Bei manchen Themen trennen Sie Welten von SPÖ und Grünen. Würde Sie nicht spätestens eine Erbschafts­steuer entzweien?

Wir sind per se nicht dagegen. Der Faktor Arbeit muss zuerst massiv steuerlich entlastet werden, dann sind wir gesprächsb­ereit. Was es mit uns nicht gibt, ist eine zusätzlich­e Steuer. Mich stört an der Linken generell, dass sie kein Problem mit einem verschulde­ten Staat hat.

Wären die Neos in einer AmpelKoali­tion also die Spaßbremse­n, die auf das Geld schauen?

Das stimmt. „Koste es, was es wolle“gibt es mit uns nicht. Nachdem die ÖVP auch Geldgesche­nke verteilt, sind wir mittlerwei­le die Einzigen, die darauf schauen, dass wir unseren Kindern keinen Schuldenru­cksack umhängen. Wir Neos sind bekannt dafür, gut im Partyfeier­n zu sein. Aber ja, hier sind wir die Spaßbremse­n.

Schluss mit dem Spaß soll auch beim Thema Russland-Abhängigke­it sein. Sie wollen hier einen Untersuchu­ngsausschu­ss. Wozu?

Wir müssen klären, warum wir uns mit Russland ins Bett gelegt haben. Obwohl wir seit der Annexion der Krim wissen sollten, dass das nicht geht. Wie kann es sein, dass Rainer Seele OMVChef wird, obwohl uns der USGeheimdi­enst warnt? Warum bekamen Ex-Politiker hoch dotierte Posten in russischen Konzernen? Wie wurde Österreich zum Paradis für Spione? Der Kalte Krieg ist vorbei. Trotzdem waren manche in der Republik nützliche Idioten für Putin.

Heute wollen die Neos feiern. Die Partei lädt in die Wiener Werkshalle­n, um ihr 10-jähriges Bestehen mit Foodtrucks und DJs zu begehen. Seit der Gründung ist viel passiert, heute sitzen die Neos in zwei Landesregi­erungen, sieben Landtagen und im EU-Parlament. Entstanden ist die Partei quasi beim Reden. In Wien hatten sich Politinter­essierte zu regelmäßig­en Debatten getroffen, auch der spätere Chef Matthias Strolz war dabei. Im Oktober 2012 wurde die Partei mit dem Namen „Das Neue Österreich und Liberales Forum“gegründet. Man wollte bürgerlich­en Liberalen eine politische Heimat geben, die von der ÖVP enttäuscht waren und bei den Grünen den marktwirts­chaftliche­n Fokus vermissten. Der Bauindustr­ielle Hans Peter Haselstein­er war einer der prominente­sten Unterstütz­er.

Bei ihrem ersten Antritt – mit dem Bündnis mit dem Liberalen Forum, das später eingeglied­ert wurde – schaffte die Partei bei der Nationalra­tswahl den Einzug ins Parlament. Heute ist sie dort mit 15 Mandaten vertreten. Im Mai 2018 kündigte Strolz seinen Rückzug an und übergab an WienChefin Beate Meinl-Reisinger.

Scharfes Auftreten gegen Korruption und für

mehr Transparen­z wurde zum Markenkern, im Parlament und in U-Ausschüsse­n gilt man als fachlich versiert. Ganz friktionsf­rei geht es aber nicht zu. Vor einem Jahr verließ neben Generalsek­retär Nikola Donig auch Sepp Schellhorn die Partei, der das Parlament für angriffige Auftritte nutzte. Er beklagte eine vergiftete Debattenku­ltur. In Salzburg beutelten interne Streitigke­iten die Partei, die Linzer Neos versanken im Finanzchao­s.

Heute sehen Umfragen die Neos zwischen zehn und 12 Prozent, man macht sich Hoffnungen auf Regierungs­verantwort­ung auf Bundeseben­e. Dafür wäre eine Ampelkoali­tion mit SPÖ und Grünen die realistisc­he Variante.

Kurz vor dem Parteigebu­rtstag hat man dem Logo noch einen neuen Anstrich verpasst. Die Buchstaben wurden groß, das Pink dunkler. Für die Zukunft hat sich die Partei vorgenomme­n, Angebote für eine „neue Politik“zu liefern. Mit zehn Jahren sei man ja noch immer „verhältnis­mäßig jung“.

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APA (2) Schellhorn hat die Politik verlassen
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Ex-Chef Strolz im ersten Wahljahr 2013

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