Mit einem Bischof begann die Goëss-Ära
Heute wird Milliardärswitwe Heidi Horten beigesetzt. Im Jahr 2015 hat die Mäzenin in die Familie Goëss eingeheiratet, die über Jahrhunderte Kärntens Geschichte geprägt hat.
Sie war Milliardärswitwe, Mäzenin und Kunstsammlerin: Heute wird die am 12. Juni verstorbene Heidi Goëss-Horten zur letzten Ruhe gebettet. In Sekirn an der Seite ihres im Jahr 1987 verstorbenen ersten Mannes, dem „KaufhausKönig“Helmut Horten. Nach einer weiteren Ehe mit einem französischen Blumenhändler, die nach vier Jahren in die Brüche gegangen war, sorgte die gebürtige Wienerin 2015 für Aufhorchen. Die damals 74-Jährige heiratete Kari Goëss, Mitglied der gleichnamigen Grafenfamilie, die seit Jahrhunderten mit
Kärnten verbunden ist. Die Kleine Zeitung begab sich auf eine Spurensuche in der Familiengeschichte.
Carl-Anton, wie Kari laut Taufschein heißt, ist der jüngere Bruder von Familienoberhaupt Peter Goëss. Die beiden Brüder sind mit ihren Eltern und zwei Schwestern auf Schloss Ebenthal bei Klagenfurt aufgewachsen. „Maria-Theresia Liechtenstein lebt in Moosburg, Hemma Ysenburg hat nach Deutschland geheiratet“, erklärt Maria-Anna Meßner-Haidenthaler (32). Die geborene Goëss ist Carl-Antons Nichte. Für ihren Onkel war die Hochzeit mit Heidi Horten die erste
Eheschließung. Kinder hat er keine.
Die Familie ist groß. Bei Treffen mit der Familie Meran, die von Erzherzog Johann und Anna Plochl abstammt, sind es rund 1000 Personen. Damit es übersichtlich bleibt, werden die Familien markiert. „Jede Familie trägt eine Anstecknadel in einer anderen Farbe“, sagt die
Kärntnerin. Und ja, bei dieser Größe kennt nicht jeder jeden.
Der erste Goëss in Kärnten war der in Brüssel geborene Reichsfreiherr Johannes Franziskus Cardinal Goes. Er wurde im Jahr 1675 zum Fürstbischof Johannes VIII von Gurk ernannt. Mit seinem Tod 1696 ging das Vermögen – unter anderem
Schloss Carlsberg, in dem Peter Goëss mit seiner Frau Eva heute noch lebt – an seinen Neffen Johann-Peter über, den er adoptiert hatte. Die Familie stellte auch vier Landeshauptleute in der Kärntner Geschichte: Johann Peter (ab 1697), Johann Sigmund Rudolf (ab 1745), Johann Carl (ab 1775) sowie Zeno Vinzens (ab 1891).
Doch zurück in die Gegenwart. Was machen die jungen Goëss heute? Maria-Annas älterer Bruder Leopold tritt in die Fußstapfen seines Vaters und führt die Schlösser Moosburg sowie Ebenthal, in Letzterem lebt er mit seiner Familie. Bruder Gabriel ist Partner einer
Anwaltskanzlei und lebt außerhalb von Wien. Maria-Anna ist seit März für die Tiroler Landesmuseen im Bereich Fundraising und Sponsoring tätig. Aufgewachsen in Schloss Carlsberg lebt die Kunsthistorikerin mit ihrem Mann Johannes MeßnerHaidenthaler und ihren beiden Kindern Arthur (5) und Maximilia (1) in einer Wohnung in Innsbruck.
Die Kunst ist es auch, die sie mit Heidi Goëss-Horten verbunden hat: „Sie hat mir ihre Kunstwerke in ihren diversen Häusern gezeigt. Sie selbst war als Malerin sehr begabt.“Das Talent lag wohl in der Familie. Auch der Vater war Maler.