Chefwechsel polarisiert den Tourismus
Neuer Geschäftsführer der Kärnten Werbung könnte von der KBV im Alleingang, gegen den Widerstand der Wirtschaft, bestellt werden.
Voller Leichtigkeit das Leben genießen“: So begrüßt die Kärnten Werbung virtuelle Besucher auf ihrer Website. Von genussvoller Leichtigkeit kann in der Landes-Tourismusorganisation keine Rede mehr sein. Die Pattstellung nach dem Hearing am Mittwoch zur Bestellung des neuen Geschäftsführers lässt die Wogen hochgehen. LangzeitGeschäftsführer Christian Kresse erhielt zwei Stimmen, ebenso viele wie ein weiterer Kandidat. Entscheiden muss die Generalversammlung kommende Woche.
Schon im Vorfeld war die Stimmung aufgeheizt, sagt Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP). Tagelang wurde er mit „Interessensbekundungen in beide Seiten, fast schon Drohungen“konfrontiert. „Kresse hat viele Fans, aber auch viele Kritiker.“Schuschnig wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe sich an der Demontage Kresses beteiligt. „Es ist absurd, zu behaupten, Schuschnig wollte Kresse weghaben. Ich werde gegen jeden vorgehen, der sagt, ich würde mich einmischen.“Der Landesrat schließt „zu 100 Prozent aus, dass das ein Auftragswerk von mir ist“. Es gebe „offensichtlich einen anderen Kandidaten, der als Bestgeeigneter hervorgegangen ist“. Dass es innerhalb der Kärnten Werbung „zwei diametrale Positionen“gebe, sei „nicht mein Wunschszenario“. Formal ist der Vorstand der KBV (Kärntner Beteiligungsverwaltung), 60-Prozent-Eigentümer der Kärnten Werbung, weisungsunabhängig, die KBV eigentümerlos. Tatsächlich be
die Landesregierung den Aufsichtsrat, dieser den Vorstand. Zuständiger Landesrat ist ÖVP-Chef Martin Gruber.
KBV-Vorstand Martin Payer legt auf einen Satz wert: „Ich halte mich an die Regeln.“Er und die von ihm nominierte Tourismus-Chefin von Kitzbühel, Viktoria Veider-Walser, stimmten im Hearing für einen Kandidaten, der sich noch in einem aufrechten Dienstverhältnis befindet und daher hier nicht namentlich genannt wird.
„Ein frischer Wind würde Kärnten guttun“, sagt Payer, „dazu stehe ich“. Die finale Entscheidung treffe die Generalversammlung, die Vorzeichen stehen, so scheint es, schlecht für Kresse: „Sein Vertrag läuft bis Ende Jänner 2023. Wenn es Richtung Alternativkandidat geht, bleibt ein halbes Jahr für eine geordnete Übergabe.“
Zwei der vier Jurymitglieder – jene aus Wirtschafts- und Arbeiterkammer – haben im Hearing für Kresse gestimmt. Sigi Moerisch, Kärntens Hoteliersprecher und Aufsichtsrat im Tourismusverband Millstättersee/Bad Kleinkirchheim/Nockstellt