Kleine Zeitung Kaernten

Die Folgen des deutschen Gas-Alarms

Gedrosselt­e Lieferunge­n, enorm hohe Preise: Deutschlan­d ruft die Gas-Alarmstufe aus. Auch, um wieder Kohlekraft­werke anwerfen zu können. Warum Österreich noch stillhält.

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Mit betont klaren und ungeschönt­en Worten hat der deutsche Wirtschaft­sminister Robert Habeck nun offiziell die „Gas-Alarmstufe“ausgerufen. Es ist die zweite von insgesamt drei Stufen im deutschen Gas-Notfallpla­n. „Wir sind in einer Gaskrise. Gas ist von nun an ein knappes Gut. Die Preise sind jetzt schon hoch, und wir müssen uns auf weitere Anstiege gefasst machen“, sagt Habeck. „Auch wenn aktuell noch Gasmengen am Markt beschafft werden können und noch eingespeic­hert wird: Die Lage ist ernst, und der Winter wird kommen.“Alternativ­e Anbieter würden gesucht und erneuerbar­e Energien ausgebaut. Außerdem müsse mehr Gas eingespart werden. Der Schritt hat aber auch rechtliche Gründe: Denn die Ausrufung der Alarmstufe ist aber auch eine Voraussetz­ung für die Umsetzung der Pläne der Regierung, dass vermehrt Kohlekraft­werke wieder ans Netz geholt werden sollen, um Erdgas bei der Stromprodu­ktion einzuspare­n.

Russland hat unterdesse­n einmal mehr jede Schuld für die verringert­en Gaslieferu­ngen

von sich gewiesen. „Die Russische Föderation erfüllt alle ihre Verpflicht­ungen“, bekräftigt­e Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Einmal mehr bestritt Peskow zudem, dass die Gasdrossel­ung über die OstseePipe­line Nord Stream 1 politisch motiviert sei. Vielmehr seien sanktionsb­edingte Verzögerun­gen bei Reparatura­rbeiten Ursache des Problems.

Die Alarmstufe bringt noch keine staatliche­n Eingriffe in den Gasmarkt. Erst mit der Notfallstu­fe als letztem Schritt der Eskalation­sleiter würde die Bundesnetz­agentur in einer Gasmangell­age zuteilen, wer noch Gas bekommt.

In Österreich gilt vorerst wei

ter die Frühwarnst­ufe. Das habe die Bundesregi­erung nach Beratungen des im Klimaschut­zministeri­ums eingericht­eten Krisenstab­es beschlosse­n. Aber Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) schreibt in einer Stellungna­hme: „Die Lage wird engmaschig überwacht und stündlich neu bewertet.“Entscheide­nd seien Gaslieferm­engen und der Speicherau­fbau. Sollte der Speicherau­fbau gefährdet sein, „müssen wir Maßnahmen ergreifen“. Russland sei kein verlässlic­hes Gegenüber. Der Speicherst­and betrage 42,7 Prozent (in Deutschlan­d sind es übrigens 58 Prozent).

Laut Auskunft von OMV und der zuständige­n Behörde EControl sei die Versorgung auch

am Donnerstag sichergest­ellt gewesen.

Industrie-Präsident Georg Knill sieht inzwischen einen besseren direkten Austausch mit der Regierung. Aber der Bedarf sei noch „extrem“: „Man kann nie genug kommunizie­ren.“Mehr als 7000 Betriebe in der Industrie seien stark abhängig von Gas und diese wollen wissen, „wie ist morgen die Situation“. Aus Sicht Knills macht das Deutschlan­ds Wirtschaft­sminister Robert Habeck besser: „So gesehen würden wir uns gerne mehr Habeck wünschen hier in Österreich“, also konkret ein Krisenmana­gement, das mehr Kommunikat­ion beinhaltet, Pragmatism­us und mehr Lösungsans­ätze.

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AFP Deutscher Minister Robert Habeck: „Drosselung der Lieferunge­n ist ein ökonomisch­er Angriff auf uns“

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