„Nun brauchen wir Strategien, die so schnell wie möglich wirken können“
Die Rückkehr zu Kohlekraftwerken und Diskussionen über Gas-Fracking widersprechen den Bemühungen um den Klimaschutz. Die Leser stehen diesen Überlegungen zwiespältig gegenüber.
„Das Comeback der Kohle wirft viele Fragen auf “, 21. 6.
In einer Situation, in der ein Angriffskrieg in unserer unmittelbaren Nähe stattfindet und wenn ein Aggressor droht – und wie es nun scheint, auch tut – die Energiezufuhr zu sperren, sind Strategien zu erarbeiten. Strategien, die so schnell wie möglich wirken können.
Dass erneuerbare Energie, Sparen, etc. immer die erste Wahl ist, ist wohl allen klar. Aber jetzt geht es um eine schnelle Prävention. Ein Kohlekraftwerk zur Reaktivierung vorzubereiten ist eine der Möglichkeiten, präventiv zu agieren. Vielleicht brauchen wir es gar nicht. Kohle ist Rückschritt? Klar, aber manchmal ist ein Schritt zurück gut, um dann zwei Schritte vorwärtszukommen.
Hartmut Maggauer, Klagenfurt
Ironische Betrachtung
Als energiehungriges Land muss also im Notfall wieder auf Kohlekraft zurückgegriffen werden. Was anachronistisch und absurd erscheinen mag, bietet doch durchaus großes Potenzial. So könnte im Sinne der Regionalentwicklung, die durch Kohleabbau einst zu wirtschaftlicher Bedeutung gekommene Region Köflach, wieder in neuem Ruße erstrahlen. Neben den vielen durch den Karl-Schacht angelockten Knappen, könnte auch die GKB wieder ihre ursprüngliche Bestimmung aufnehmen und Kohle durch Österreich transportieren. Auch so mancher ehemalige Graf hätte mit der Forstwirtschaft seine Freude, da auch die Holzpreise, aufgrund des großen Bedarfs durch die wiedereröffneten Kohlemeiler, in noch erfreulichere Höhen steigen würden. Man müsste keine Angst vor klimawandelbedingten Waldbränden haben, wenn man seine Wälder zuvor selbst rodet. Christian Pomberer,
Feldkirchen
Alle sind gefordert
Jahrzehntelange Versäumnisse in der Energiepolitik von schwarzen und roten Regierungen sollen jetzt binnen weniger Monaten von den Grünen gerichtet werden. Kein Wort davon, dass es gerade die Grünen und mit ihnen die amtierende Ministerin Gewessler waren, die bereits seit Jahren darauf aufmerksam machen, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern beendet werden muss.
Bis heute verweigern die türkisen Landeshauptleute von Salzburg, Tirol und Vorarlberg Diskussionen über den Bau von Windkrafträdern in ihren Bundesländern. Ein schönes Erbe, das da von den Vorgängerregierungen hinterlassen wurde. Und wenn wir schon dabei sind, nicht nur die Energieministerin muss jetzt handeln, auch der Bundeskanzler, der Wirtschaftsminister und der Finanzminister sind gefordert!
Peter Kopf, Hard
Zurück in die Steinzeit
Wir kehren zurück in die Vergangenheit und werfen alle unsere Errungenschaften in Sachen Klimaschutz über Bord. Wir beheizen unsere Kraftwerke wieder mit Kohle und Öl, aktivieren und bauen die AKWs, schiffen unter größter Umweltbelastung umweltfeindlich gewonnenes Schiefergas mit Tankern nach Europa und kaufen Öl aus Indien, das das Öl in Russland gekauft hat. Vielleicht werden wir sogar Zwentendorf, 53 Jahre nach seiner Fertigstellung, in Betrieb nehmen!
Wir machen Russland dafür verantwortlich, obwohl wir es waren, die Russland den Wirtschaftskrieg erklärten und nun von Russland erwarten, dass es sich korrekt verhält und weiter das lebensnotwendige Gas liefert. Strom wird mit Gas erzeugt und daher wird auch der Strom in Europa knapp und teuer werden. Hannes Loos, Purkersdorf
Kein Boden mehr
Österreich ist Weltmeister im Bodenzubetonieren. Wo sollen wir die Ersatzflächen hernehmen, wenn unser Boden unvermehrbar ist? Werden vielleicht Straßen, die nicht mehr gebraucht werden, wieder renaturiert? Oder nehmen wir wertvolle Ackerflächen und sagen dazu dann Ausgleichsflächen? Schwierig, wenn wir angesichts weltweit steigender Agrarpreise glauben, die so wertvollen „Biodiversitätsflächen“wieder „in Produktion nehmen zu müssen“!
Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, muss uns klar sein, dass der motorisierte Individualverkehr drastisch abnehmen muss, da klimaneutrale Energie immer teuer sein wird. Den ersten Vorgeschmack erleben wir gerade, sodass wir sogar überlegen, stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, auf grüne Atomenergie zu setzen und auch bei uns umweltfreundliches Fracking möglich sein soll. Und das, wo der elektrische Individualverkehr erst am Anfang steht. Martin Ertl,
Spittal an der Drau
Wiedergeburt der Kohle
So schnell kann es gehen: Die Kohle wird aus dem Museum geholt und erlebt eine fröhliche Wiedergeburt als Stromerzeugerin. Sauberes „E“wohl in weite Ferne entrückt? Andere Dinge sollte man aus dem Museum holen: wie das „Made in Austria“, die Besonnenheit, Solidarität, Vernunft, das Mitgefühl, etc. So viel Wertvolles und Schönes steht da ungenutzt herum. Michael Bauer, Graz
Wenn das Gas ausgeht
Dass Krisen mittlerweile zum Alltag zu gehören scheinen, wird vielfach diskutiert. Dass meist nur wenige profitieren, ist auch vielen bekannt. Sonderbar finde ich das Geheule um die angeblichen Säumnisse der Politik bezüglich unserer Energieversorgung und da konkret
um die nun stockende Gasversorgung Österreichs.
Vor mehr als 30 Jahren durfte ich im Rahmen meines Unterrichts künftigen Gärtner:innen zum Thema Energieversorgung der Gewächshäuser den Stehsatz diktieren: „Neben den aufgezeigten Vor- und Nachteilen der Verwendung von Erdgas als Brennstoff, ist die große Abhängigkeit bei Lieferungen aus der Sowjetunion zu bedenken!“. Nachdem Putin nun langsam Ernst macht und seinen einstigen opportunen Anbetern zum Vorgeschmack auf einen kalten Winter langsam den Gashahn abdreht, muss wie schon fast üblich, die Politik herhalten.
Was muss eigentlich passieren, damit angefangen vom Otto Normalverbraucher bis hin zum Boni-überhäuften Supermanager jeder für sich die entsprechende Verantwortung übernimmt? In den fetten Jahren die Überschüsse vielleicht sogar steuerschonend global zu parken, um dann, wenn die Dürre aufzieht, nach staatlichen Maßnahmen zu heulen, scheint mir etwas eigennützig und zu einfach zu sein. Vielleicht mangelt es frei nach Ricarda Huch an entsprechenden Persönlichkeiten, wenn sie meint: „Für seine Handlungen sich allein verantwortlich zu fühlen und allein ihre Folgen, auch die schwersten, tragen, das macht die Persönlichkeit aus!“
Horst Reichmann, Brückl
Freibacher Stausee
Wo der Freibacher Stausee sonst um diese Zeit Einheimische und Touristen mit seinem grünen, kristallklaren Wasser begeistert, prägen heuer Schotterund Schlammflächen das Bild. Die Kelag hat den Stausee stark abgesenkt. Als Grund werden Veränderungen bei den Sickerwässern in der Bergflanke seitlich der Staumauer angegeben, wobei die genaue Ursache bisher nicht gefunden wurde.
Die Sicherheitsbedenken sind ernst zu nehmen. Der Wasserspiegel ist mittlerweile nicht mehr nur um sieben, sondern sogar schon um zehn Meter abgesenkt und täglich werden es mehr, weil die Kelag für die Stromerzeugung deutlich mehr Wasser aus dem See entnimmt, als zufließt – auch durch die Trockenheit der letzten Monate. Das böse Erwachen kommt im Herbst und Winter, wenn die Kelag ihre Wasserreserve verbraucht hat und gleichzeitig die Gasknappheit die Stromproduktion beeinträchtigt – woher wird dann der Strom kommen?
DI Michael Johann, St. Margareten im Rosental
Zauberlehrlinge?
Liessmann: „Denkende Frösche“, 19. 6.
Nun soll es so weit sein, dass die künstliche Intelligenz (KI) Selbstbewusstsein entwickelt hat, gibt uns Konrad Liessmann bekannt. Wie weit der Mensch die Maschine hochzüchtet, bleibt ihm überlassen. Dass die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt revolutionierend sind und sein werden, ist nun schon gewiss. Die Maschine (KI) mit dem Menschen zu vergleichen, ist derzeit noch verfrüht, weil bestimmte Eigenschaften des Menschen nicht erfüllt sind. Nur wenn der Mensch sich selbst so weit reduziert, dass er in etwa einer Maschine gleicht, dann kann es sein, dass die Maschine die Oberhand gewinnt (siehe Zauberlehrling).
Peter Rasch, Wolfsberg