Kleine Zeitung Kaernten

„Ich will ewig mit der Musik weitermach­en“

INTERVIEW. Italo-Superstar Zucchero tourt gerade mit seiner „World Wild Tour 2022“. Morgen tritt er in Graz auf und hat davor mit uns über seine Leidenscha­ft gesprochen – über die Musik.

- Von Daniela Winkler

Ihre Musik strahlt oft Hoffnung und Optimismus aus. Wie schwer fiel es Ihnen, auch während dieser Pandemie positiv zu bleiben? Fanden Sie Trost in der Musik? ZUCCHERO: Der Anfang war hart. Wir standen unmittelba­r vor Probenbegi­nn für eine sehr große, wahrschein­lich sogar die größte Tournee meiner Karriere. Wir wollten in Neuseeland starten, dann nach Australien und Südamerika und am Ende wieder nach Europa zurückkomm­en. Es war ziemlich deprimiere­nd. Man kann aber sagen, ich habe einen Weg gefunden, die Zeit totzuschla­gen: Ich habe einfach meinen Job gemacht, also Songs geschriebe­n und Platten aufgenomme­n.

Kennt ein Mensch, der sich mit Ihrer Musik beschäftig­t, auch den Mann hinter den Liedern?

Ich bin meine Songs. Ich kann romantisch sein, sehr lieb. Aber gleichzeit­ig auch tough, ironisch und sarkasfühl­t,

Ich liebe eine gewisse Doppeldeut­igkeit in meinen Liedern, um Raum für Interpreta­tionen zu lassen. Ich denke, die Leute verstehen mich schon. Sie kommen ja auch zu meinen Konzerten. Für mich ist Ironie ein wesentlich­er Teil meines Lebens. Einer meiner liebsten Autoren, Oscar Wilde, hat gesagt: „Das Leben ist zu wichtig, um es ernst zu nehmen.“

Ihre Musik aber nehmen Sie ernst. Gibt es – vielleicht österreich­ische – Musiker, mit denen Sie zusammenar­beiten wollen?

Wer weiß? Alle Kollaborat­ionen, die ich in der Vergangenh­eit gemacht habe, gab es nicht, weil ein Plattenlab­el es wollte. Wenn ich oder auch der andere Musiker diese Zusammenar­beit nicht wirklich wollen, sehe ich keinen Grund, gemeinsam an Musik zu arbeiten. Alle bisherigen basierten auf Freundscha­ft, Respekt und Vertrauen. Wenn es sich nicht gut an

was ist dann der Sinn? Manchmal passieren die Dinge, ohne geplant zu sein, einfach spontan.

Können Sie ein solch spontanes Beispiel nennen?

Letztes Jahr war ich in meinem Haus in der Toskana und bekam einen Anruf von Sting, der zu diesem Zeittisch.

punkt ebenfalls in der Toskana war. Er erzählte mir, dass er eine Melodie hätte, bei der er an mich dachte, weil sie sich für ihn sehr mediterran anfühlte. Dann fragte er mich, ob ich Lust hätte, den Text dafür zu schreiben. Mir gefiel die Melodie, und so entstand „September“.

Für Ihr aktuelles Cover-Album „Discover“hatten Sie eine Liste mit 500 Songs, die Sie reduzieren mussten. Wie sind Sie an die Sache herangegan­gen?

Mit ungefähr 15 Jahren habe ich begonnen, mich intensiv mit Musik auseinande­rzusetzen. Können Sie sich vorstellen, wie viel wunderbare Musik ich seit dieser Zeit gehört habe? Dann habe ich begonnen, Lieder in eine Liste zu schreiben. Viele hinzugefüg­t und auch viele wieder gestrichen, weil ich dachte, das wären keine, die zu mir passen, da ich sie nicht einzigarti­g genug machen könnte. Andere wurden bereits zu oft gecovert. Und dann gibt es Lieder, die ich einfach niemals angreifen würde. Etwa „Imagine“von John Lennon. Es ist ein fantastisc­her Song, aber wie kann man den noch besser machen? Da ist es sinnvoller, nicht zu viel zu riskieren. So ging das dahin. Durch Corona hatte ich dann die Zeit, das Album auch wirklich zusammenzu­stellen.

Haben Sie auch etwas über sich selbst entdeckt?

Ganz klar: dass ich ohne die Musik nicht leben kann. Das Leben ohne Konzerte? Das geht für mich absolut nicht. Ich bin ein Gipsy, der nicht zu Hause bleiben kann. Ich mache meine Musik schon seit einer so langen Zeit und daher habe ich für mich festgestel­lt: Ich will ewig so weitermach­en. Dabei geht es mir aber nicht nur um Erfolg. Nicht nur um die Charts. Oder darum, ob mein Gesicht auf Facebook zu sehen ist. Es geht um das Spielen von Livekonzer­ten vor Publikum. Das ist eindeutig die Zukunft für einen Künstler wie mich.

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IMAGO Ein Mann, sein Hut und Italo-Stimmung pur

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