Kleine Zeitung Kaernten

Gestik = Fuchteln?

Wie man erfolgreic­h kommunizie­rt Eine Tonne Hektik ersetzt kein Gramm Dynamik. (Peter Horton)

- SPRACHE

Fuchtel nicht mit deinen Händen!“, „Halt sie still!“, „Wer wild gestikulie­rt, wirkt unsicher.“Ja, das haben wir alle schon gehört. Und es stimmt auch bis zu einem gewissen Grad. Aber: Wer meint, eine unbewegte Haltung, so merkelraut­enmäßig, wäre das Nonplusult­ra im Auftritt, irrt. Gewaltig. Damit wirkt man nämlich nicht kompetent, sondern langweilig.

Gestikulie­ren tun wir alle, kein Kleinkind würde ohne Gestik plappern. Es unterstütz­t damit seine Worte, und noch mehr. Schnelles Gestikulie­ren signalisie­rt Begeisteru­ng und Lebensfreu­de. Doch Kindergart­en, Schule und zweifelhaf­te Seminare trichtern uns ein: Bewegung beim Reden sei schlecht. Spätestens dann meinen viele, dass noble Zurückhalt­ung der Königsweg sei. Und immer wenn diese Menschen beim Reden an sich herabschau­en, finden sie jede kleine Handbewegu­ng ganz furchtbar. Das Ergebnis sind oft endlos langweilig­e Vorträge und Präsentati­onen. Für den Zuhörer bleibt als einzig spannende Bewegung das Weiterblät­tern zur nächsten PowerPoint-Folie. Dabei hören wir einer Präsentati­on zu, weil wir neben den Inhalten eben einschätze­n wollen, wie der Redner seine Inhalte meint. Begeistern­d, selbstsich­er, kompetent? Je deutlicher ein Mensch seine Intentione­n mit Gesten zeigt, desto mehr merken sich die Zuhörer (University of Chicago 2009). Wenn da aber nix kommt, ist es klüger, die Folien gleich per E-Mail zu schicken. Ein Meeting weniger. Alle sind dankbar.

Es gilt: Alles zu seiner Zeit. Wollen Sie zurückhalt­end sein, unaufgereg­t eine Mitteilung machen, dann ist die Unbewegthe­it das Richtige. Wenn Sie mit Enthusiasm­us Menschen von Ihrer Idee überzeugen wollen, dann hat Merkel Pause (also nicht sie, aber ihre unbewegte Handhaltun­g vor ihrem Bauch in Form einer Raute).

Es ist also die Variabilit­ät, die Ihnen Ausdruckss­tärke verleiht. Es macht Sie zu einem Hingucker. Und damit hört man Ihnen gerne und auch länger zu.

Sind Sie von italienisc­hem Temperamen­t, nehmen Sie sich in jedem Gespräch einen Moment vor, den Sie ruhig und stabil gestalten. Sind Sie meist unbewegt, gewöhnen Sie sich wieder kleine Bewegungen beim Sprechen an.

Stefan Verra ist Körperspra­che-Experte.

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