#MeToo ist nicht tot! Ist das jetzt gut?
Sie erinnern sich bestimmt: Als 2017 der Hashtag #MeToo Millionen Frauen ermutigte, sexuelle Übergriffe, Belästigungen und vor allem Machtmissbrauch in der Filmbranche öffentlich zu machen, war es in Österreich seltsam ruhig. Es gab zwar auch damals schon persönliche #MeToo-Schilderungen von Schauspielerinnen wie Kristina Sprenger oder Maria Köstlinger, doch weitaus mehr Aufmerksamkeit bekam Nina Proll, die „sexuelle Annäherungsversuche eines Mannes als grundsätzlich erfreulich“empfand und sich in Postings und Interviews genervt zeigte. Fazit: Sie habe dieses „kollektive Jammern“satt.
Inzwischen gab es Verhaftungen, Prozesse und Verurteilungen. Erst vor ein paar Tagen wurde in den USA der ehemalige „Vater der Nation“, Bill Cosby, erneut wegen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen, Superstars wie Kevin Spacey mussten aus laufenden Filmprojekten raus und auch inhaltlich versuchte Hollywood das eigene sexualisierte System aufzubrechen. Besonders gut und differenziert gelungen übrigens in der Serie „The Morning Show“mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon.
Und bei uns? Vor ein paar Tagen explodierte der Instagram-Account der österreichischen Regisseurin Katharina Mückstein, nachdem diese Übergriffe und sexuelle Belästigungen gepostet hatte. Binnen weniger Stunden schrieben ihr Hunderte Frauen von ähnlichen Erfahrungen, Mückstein wiederum postete auch einige dieser Erfahrungen. Alles anonym.
Fest steht damit: Unsere Kreativbranche hat ein #MeToo Problem. Es ist eine Branche, in der es um schiefe Machtverhältnisse, um Geld und auch ganz stark darum geht, welche Körper als gut und „besetzbar“gehandelt werden. Es geht also um den Blick auf Frauen. Und der hat im Patriarchat Tradition.
Doch was fehlt in der heimischen Debatte? Es fehlen Namen. Es fehlt der Mut anzusprechen, wer denn hier überhaupt gemeint sein könnte. Diese Vorwürfe müssen ernst genommen werden, doch wenn die Branche sich verändern soll, muss es klarer werden. Sonst bewegt sich nämlich gar nichts. Und dann hilft auch kein #MeToo.