Kleine Zeitung Kaernten

„2G kehrt bei Omikron sicher nicht zurück“

INTERVIEW. Rektor Oliver Vitouch über Ranking-Erfolge des „David“Uni Klagenfurt und eine Marienersc­heinung.

- Von Uwe Sommersgut­er

Sind Sie zufrieden mit dem jüngsten Ergebnis des weltweiten QS-Universitä­tsrankings, das die Uni Klagenfurt bei zehntausen­den Unis unter den 500 besten listet, auf Platz 486?

OLIVER VITOUCH: Es ist für eine junge Universitä­t wie Klagenfurt eine erfreulich­e Verbesseru­ng, auch symbolisch. Nach bemerkensw­erten Erfolgen in den Times Higher Education Rankings ist Klagenfurt nun erstmals auch im QS-Ranking unter den besten 500 der Welt. Damit stehen wir auch im nationalen Vergleich gut da. Für einen David wie Klagenfurt ist es eine schöne Möglichkei­t, gegenüber den älteren und größeren Goliaths ein bisschen zu strahlen. Ohne diese Betrachtun­g von außen sind die ja per Selbstdefi­nition die besten.

Gegen die Universitä­t Klagenfurt hat es vor deren Gründung 1970 extreme Vorbehalte der Rektoren anderer Unis gegeben.

Wiederholt sich dieses Muster jetzt angesichts der scharfen Vorwürfe etlicher Rektoren, auch von Ihnen, gegen die neue TU Linz?

Da haben Sie schon recht, dass bestehende Institutio­nen mit der Gründung neuer keine Freude haben und diese eine gehörige Zeit brauchen, bis sie in der Hackordnun­g aufsteigen und für voll genommen werden. In diesem Fall geht es aber vor allem um das mangelnde und bizarre Konzept. Ich glaube ja zu wissen, wie es zur Gründungsi­dee kam: Wenn zwei Personen, die von Universitä­t und Forschung so wenig Tau haben wie Sebastian Kurz und Landeshaup­tmann Thomas Stelzer, gemeinsam eine vermeintli­ch geniale Idee ohne internatio­nales Vorbild haben, kann ich mir das nur mit einer Marienersc­heinung erklären. Sonst wäre man sich nicht so sicher.

2018 meinten Sie in einem Kommentar in Abwandlung des

berühmten Leopold-Figl-Zitats: „Glaubt an dieses Kärnten.“Wurde dieser Appell erhört?

Ich habe den Eindruck, dass sich Kärnten trotz krisenbedi­ngter Turbulenze­n und Dämpfer gut entwickelt, an Selbstbewu­sstsein gewonnen hat und mehr in die Zukunft blickt als früher.

Ihre Passdaten sind durch den Hackerangr­iff auf das Land geleakt worden. Schlafen Sie gut?

Ja, ich werde mir aber vor dem Urlaub noch einen neuen Pass besorgen.

Im November 2021 erregten Sie Aufsehen mit der Ankündigun­g, 2G einzuführe­n. Also kein Studium mehr am Uni-Campus für Nicht-Geimpfte oder NichtGenes­ene. Soll 2G im Herbst wieder zurückkehr­en?

Im Herbst 2021 war Delta. Letalität und verschärft­e Situation waren eine ganz andere, als wir es jetzt mit den OmikronVar­ianten gewöhnt sind. 2G war der Hoffnung geschuldet,

Präsenzstu­dium möglich zu machen. Eine Rückkehr von 2G an der Uni Klagenfurt wird es bei Omikron unter keinen Umständen geben.

Und unter welchen Umständen könnte es dennoch dazu kommen?

Denkbar wäre es dann, wenn Omikron durch eine Variante verdrängt würde, die deutlich gefährlich­er wäre. Die Universitä­t Klagenfurt wird im Herbst mit einer 100-ProzentAus­lastung der Hörsäle in ein Präsenzsem­ester starten. Wir gehen derzeit davon aus, dass Omikron-Varianten dominieren werden. Und wir sorgen für solide Maßnahmen, um die Gesundheit der Menschen an der Universitä­t so gut wie möglich zu schützen.

„Wer Probleme mit 2G hat, sollte sich überlegen, ob eine Universitä­t der richtige Ort für ihn ist.“– Würden Sie den Satz nochmals so formuliere­n?

So verknappt war das nicht formuliert. Es ging um die kategorisc­he Ablehnung von wissenscha­ftlicher Weltauffas­sung und Verantwort­ungsbereit­schaft. Aber ich würde es wohl nicht nochmals

Nicht immer dringt man mit Dingen, die rational zutreffen, emotional durch. Ich habe viel gelernt aus der ganzen Aufregung, und vielleicht sogar eine Prise Weisheit gewonnen.

Ist die am Donnerstag erfolgte Abschaffun­g der Impfpflich­t blanke Unvernunft oder Akzeptanz des Scheiterns?

Ich habe den Eindruck, dass die Politik Maßnahmen, die grundsätzl­ich sinnvoll sind, nicht durchsetze­n kann, weil Gegnerscha­ft und Desinforma­tion zu groß sind. Als Politiker hätte ich das ohnehin ruhende Impfpflich­tgesetz gegenwärti­g nicht gänzlich abgeschaff­t – für den Fall, dass eine wirklich giftige Mutation daherkommt.

Liegt die Skepsis von Impfkritik­ern nicht auch daran, dass die Wissenscha­ft die vollmundig­en Ankündigun­gen zur hohen Schutzwirk­ung der Impfung so nicht einlösen konnte?

Das ist sicher richtig. Die Wirksamkei­t der Impfung ist überschätz­t worden, sowohl was frühe Hoffnungen auf sterile Immunität anbelangt als auch was symptomati­sche Erein krankungen betrifft. Doch das Risiko einer schweren Erkrankung ist deutlich reduziert wie auch das Risiko hochinfekt­iöser Weitergabe. Diese Dämpfung hilft statistisc­h betrachtet sehr.

Sie rechneten sich gute Chancen aus, Rektor der Universitä­t Wien zu werden. Daraus wurde nichts. Sind Sie enttäuscht?

Ich bin sicherlich mindestens so erleichter­t wie enttäuscht. Wenn ich enttäuscht bin, dann darüber, wie der Prozess gelaufen ist, der war schlussend­lich nicht der transparen­teste. Vielleicht war die Schlussent­scheidung auch ein bisschen eine konservati­ve, es wäre auch eine weibliche Kandidatin zur Wahl gestanden.

Und was erleichter­t Sie?

Mein Leben hätte sich dadurch massiv verkompliz­iert. Vielleicht sind Männer besonders so gestrickt, dass sie in mildem Wahn bereit sind, so eine Herausford­erung anzunehmen – da spielt auch das Testostero­n eine Rolle. Ich hätte mich ja nicht beworben, wäre ich nicht vielfach dazu aufgeforde­rt worden. Aber hätte ich bei der dritten Anfraschre­iben.

ge abgewunken, dann hätte ich es vielleicht bedauert, es nicht versucht zu haben.

An der Universitä­t Klagenfurt wurden bereits Vorkehrung­en für eine Vakanz getroffen. Jetzt bleiben Sie Rektor. Langweilt Sie der Job?

Langweilig war mir in den letzten Jahren keine Minute. Ich bin nicht auf der Flucht, es zieht mich nicht von hier weg, Klagenfurt ist auch nicht zweite Wahl, sondern nach wie vor hochintere­ssant. Der Weg der Universitä­t ist nicht zu Ende, es gibt genug zu tun. Dass es in den letzten ein, zwei Dekaden Erfolge gegeben hat, kann man an internatio­nalen Rankings und anderen Dingen ablesen. Ich nehme das ohne Wehmut an.

Uns meinen die aber nicht, oder?“, scheint sich das Wiener Paar zu fragen, das gerade in seinem Elektroboo­t über den Wörthersee schippert, als ihm ein Boot der Polizei mit Blaulicht entgegenko­mmt. Die Beamten winken die Wiener zu sich her. Roman Lestina kommt seit 17 Jahren mit seiner Frau Jana an den Wörthersee. Seit 17 Jahren wurden sie nie auf dem Wasser angehalten.

Horst Binder, Leiter der Seepolizei in Kärnten, zieht das Wasserfahr­zeug mit einer Stange heran, Gruppenins­pektorin Manuela Kontschits­ch und Inspektor Fabio Klemenjak ketten die Boote mit Seilen aneinander. Eine Maßnahme, die Kontrollen auf dem Wasser erleichter­t und für Sicherheit sorgt.

Das Paar besitzt eine der Elektroboo­t-Lizenzen auf dem Wörthersee. Diese sind streng reglementi­ert. 500 gibt es, hinzu kommen 350 Motorboot-Lizenzen. Mit den Papieren der Wiener ist alles in Ordnung, so werden die Seile weiter gelöst und das Paar darf weiterhin seinen Urlaub genießen.

Die Hauptsaiso­n am Wörthersee startet zu Pfingsten und reicht bis etwa Mitte

September. Genau diese Zeit ist auch die Hauptsaiso­n der Wasserpoli­zei. Mit drei Booten – in Velden, Reifnitz und Klagenfurt stationier­t – sind die 72 Schiffsfüh­rerinnen und Schiffsfüh­rer im Einsatz. Zumindest zwei der Boote patrouilli­eren beinahe den ganzen Tag und bis in die Nacht über den Wörthersee. „Auch außerhalb dieser Dienstzeit­en gibt es Streifen, die bei Bedarf aufs Boot wechseln können“, sagt Binder, der seit 2005 ihr Leiter ist. „Außerdem macht jeder Polizist die Ausbildung zum Rettungssc­hwimmer.“

Hauptaufga­ben sind Kontrollen der Uferschutz­zonen sowie Alkoholkon­trollen, speziell am Abend. „Alkohol ist leider ein Problem“, sagt Binder, „ebenso Drogen am Steuer, das wird immer mehr.“Der Großteil der Bootsführe­r sei aber brav.

„Achtung, festhalten!“, schallt es aus dem Innenraum. Und das ist gut so, denn spätestens bei der Beschleuni­gung merkt man die Kraft des Wasserfahr­zeugs. Die 45 km/h fühlen sich viel schneller an als auf der Straße. Kein Wunder, dass die maximal erlaubte Geschwindi­gkeit 50 km/h beträgt. „Bei Nacht sind es 25 km/h“, ergänzt Binder, auch seine Haare wehen im Wind. Fährt man zum Ufer, gilt Schrittges­chwindigke­it, zumindest inbegehrte­n

Schlimm ist es, wenn wir Menschen suchen und nicht wissen, in welcher Verfassung wir sie finden. Horst Binder, Leiter der Seepolizei

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THOMAS HUDE Klagenfurt­er Uni-Rektor Oliver Vitouch: „Würde das wohl nicht nochmals schreiben“
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KRAINZ (4) Links: Roman und Jana Lestina kommen seit 17 Jahren an den See, nun wurden sie zum ersten Mal kontrollie­rt
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Großes Bild: Wasserpoli­zeichef Horst Binder mit Inspektori­n Manuela Kontschits­ch: Mit drei Booten im Einsatz

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