Kritik und Korrekturen für den „großen Wurf“
Die Besoldungsreform im Landesdienst, die seit Jahresbeginn gilt, stößt einigen kräftig auf. Bis jetzt haben sich erst 200 Beschäftigte entschieden, ins neue Gehaltsschema zu wechseln.
Als „großer Wurf “wurde die Besoldungsreform für Kärntens Landesbedienstete von SPÖ und ÖVP im Herbst 2021 bejubelt. Die Neubewertung der Tätigkeiten, gegliedert in 26 Leistungsklassen, gilt seit 1. Jänner dieses Jahres, bringt Transparenz, höhere Einstiegsgehälter, eine flachere Lebensverdienstkurve, einen Mindestlohn von 2100 Euro brutto und ermöglicht eine Expertenkarriere. Damit will der Landesdienst gegenüber der Pri- vatwirtschaft at- traktiver werden, auch weil bis 2030 die Hälfte des jetzigen Personals (gesamt 3900 Personen) in Pension gehen wird.
Doch jetzt zeigt sich: Nicht alles, was neu ist, glänzt. „Ich würde pro Jahr ein Bruttogehalt verlieren, die Reform geht zulasten der jungen, noch motivierten Mitarbeiter. Das ist ein Flop und kein großer Wurf“, beschwert sich ein Landesbediensteter, der anonym bleiben will.
Das neue Besoldungsschema gilt automatisch für alle, die ab 1. 1. 2022 neu in den Landesdienst eintreten. Bereits Beschäftigte können sich entscheiden, ob sie im alten Besoldungsschema bleiben oder ins neue wechseln. Im November des Vorjahres erhielt jeder der 2500 Vertragsbediensteten (nicht die Beamten) der gesamt 3900 Beschäftigten eine individuelle Aufstellung der Personalabteilung mit Vergleichsberechnungen zum alten und neuen System: Lebensverdienstsummen, Gehälter auf zehn, 20, 30 Jahre gerechnet, wurden dargestellt, so PersonalAbteilungschef Gerald Ring. Die Folge: Es gab rund 250 Beschwerden bei der eigens installierten Kommission. Leute, die sich über das Vorgeschlagene beschweren, aber noch nicht ins neue System optierten. „Manche hatten fürs neue Modell Einstufungsund Gehaltsvorstellungen, die sich nicht erfüllten“, weiß Ring. Für manche werde nun an Neubewertungen gearbeitet. Die müssen sich dann entscheiden: neues oder altes System. Es zeigte sich aber auch, dass für gewisse Berufsgruppen wie Techniker als Projektleiter für Straßenbau/ ländliches Wegenetz im neuen System Überarbeitungen und Anpassungen notwendig werden. Von der Politik gebe es die Bereitschaft, das Besoldungspaket aufzuschnüren und für solche Fälle zu korrigieren, so Ring. E twa 200 Landesbedienstete, also nicht viele, haben sich bis jetzt fürs neue Besoldungsschema entschieden und ihre Optionserklärungen abgegeben. Täglich würden neue dazukommen, weiß Ring. Die ursprüngliche Frist fürs
Optieren endet mit 30. Juni, wurde jedoch um ein Jahr verlängert. Abgerechnet werde rückwirkend ab 1. Jänner 2022. Im Land rechnet man damit, dass in Summe rund zehn Prozent der Vertragsbediensteten ins neue System wechseln.
Als Obmann der Zentralpersonalvertretung lobt Gernot
Nischelwitzer (FSG) trotz Kritik aus der Dienstnehmerschaft das neue System. Er relativiert aber: „Wenn jemand zehn, zwölf Jahre im Landesdienst ist, Biennalsprünge hat, dann ist das neue System nicht interessant.“Dann könne es zu hohen Verlusten in der Lebensverdienstkurve kommen. Von Unmut in den Mitarbeiterreihen weiß auch Personalvertreter Siegfried Wiggisser (FCG). Er bleibt bei seiner Kritik, mit der er sich in der ÖVP auf Landesebene aber nicht durchsetzen konnte: „Der große Wurf ist diese Reform nicht.“