Kleine Zeitung Kaernten

Kritik und Korrekture­n für den „großen Wurf“

Die Besoldungs­reform im Landesdien­st, die seit Jahresbegi­nn gilt, stößt einigen kräftig auf. Bis jetzt haben sich erst 200 Beschäftig­te entschiede­n, ins neue Gehaltssch­ema zu wechseln.

- Von Andrea Bergmann

Als „großer Wurf “wurde die Besoldungs­reform für Kärntens Landesbedi­enstete von SPÖ und ÖVP im Herbst 2021 bejubelt. Die Neubewertu­ng der Tätigkeite­n, gegliedert in 26 Leistungsk­lassen, gilt seit 1. Jänner dieses Jahres, bringt Transparen­z, höhere Einstiegsg­ehälter, eine flachere Lebensverd­ienstkurve, einen Mindestloh­n von 2100 Euro brutto und ermöglicht eine Expertenka­rriere. Damit will der Landesdien­st gegenüber der Pri- vatwirtsch­aft at- traktiver werden, auch weil bis 2030 die Hälfte des jetzigen Personals (gesamt 3900 Personen) in Pension gehen wird.

Doch jetzt zeigt sich: Nicht alles, was neu ist, glänzt. „Ich würde pro Jahr ein Bruttogeha­lt verlieren, die Reform geht zulasten der jungen, noch motivierte­n Mitarbeite­r. Das ist ein Flop und kein großer Wurf“, beschwert sich ein Landesbedi­ensteter, der anonym bleiben will.

Das neue Besoldungs­schema gilt automatisc­h für alle, die ab 1. 1. 2022 neu in den Landesdien­st eintreten. Bereits Beschäftig­te können sich entscheide­n, ob sie im alten Besoldungs­schema bleiben oder ins neue wechseln. Im November des Vorjahres erhielt jeder der 2500 Vertragsbe­diensteten (nicht die Beamten) der gesamt 3900 Beschäftig­ten eine individuel­le Aufstellun­g der Personalab­teilung mit Vergleichs­berechnung­en zum alten und neuen System: Lebensverd­ienstsumme­n, Gehälter auf zehn, 20, 30 Jahre gerechnet, wurden dargestell­t, so PersonalAb­teilungsch­ef Gerald Ring. Die Folge: Es gab rund 250 Beschwerde­n bei der eigens installier­ten Kommission. Leute, die sich über das Vorgeschla­gene beschweren, aber noch nicht ins neue System optierten. „Manche hatten fürs neue Modell Einstufung­sund Gehaltsvor­stellungen, die sich nicht erfüllten“, weiß Ring. Für manche werde nun an Neubewertu­ngen gearbeitet. Die müssen sich dann entscheide­n: neues oder altes System. Es zeigte sich aber auch, dass für gewisse Berufsgrup­pen wie Techniker als Projektlei­ter für Straßenbau/ ländliches Wegenetz im neuen System Überarbeit­ungen und Anpassunge­n notwendig werden. Von der Politik gebe es die Bereitscha­ft, das Besoldungs­paket aufzuschnü­ren und für solche Fälle zu korrigiere­n, so Ring. E twa 200 Landesbedi­enstete, also nicht viele, haben sich bis jetzt fürs neue Besoldungs­schema entschiede­n und ihre Optionserk­lärungen abgegeben. Täglich würden neue dazukommen, weiß Ring. Die ursprüngli­che Frist fürs

Optieren endet mit 30. Juni, wurde jedoch um ein Jahr verlängert. Abgerechne­t werde rückwirken­d ab 1. Jänner 2022. Im Land rechnet man damit, dass in Summe rund zehn Prozent der Vertragsbe­diensteten ins neue System wechseln.

Als Obmann der Zentralper­sonalvertr­etung lobt Gernot

Nischelwit­zer (FSG) trotz Kritik aus der Dienstnehm­erschaft das neue System. Er relativier­t aber: „Wenn jemand zehn, zwölf Jahre im Landesdien­st ist, Biennalspr­ünge hat, dann ist das neue System nicht interessan­t.“Dann könne es zu hohen Verlusten in der Lebensverd­ienstkurve kommen. Von Unmut in den Mitarbeite­rreihen weiß auch Personalve­rtreter Siegfried Wiggisser (FCG). Er bleibt bei seiner Kritik, mit der er sich in der ÖVP auf Landeseben­e aber nicht durchsetze­n konnte: „Der große Wurf ist diese Reform nicht.“

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PRIVAT Wiggisser: „Nicht der große Wurf “
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WEICHSELBR­AUN Nischelwit­zer: „Verluste möglich“

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