Wechselvolle Geschichte des Bistums
Das Bistum Gurk wurde vor 950 Jahren gegründet. Sein Geschick ist eng mit den Persönlichkeiten der Bischöfe verbunden – mit großen Namen und Pleitiers.
Am Anfang stand der Salzburger Erzbischof Gebhard, der ein begehrliches Auge auf jenes Vermögen geworfen hatte, dass die heilige Hemma von Gurk einem von ihr ins Leben gerufenen Nonnenkloster vermacht hatte. Gebhard löste das Kloster auf, begründete das Bistum Gurk, dem dieser Besitz einverleibt wurde, und setzte Gunther von Krappfeld im Jahr 1072 als ersten Bischof von Gurk ein. Das war die Geburtsstunde des Gurker Bistums, dessen 950-jähriger Bestand heuer in zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wird.
„Ein Bistum ist ein kirchlicher Wirtschaftsbetrieb, der das Mensalgut umfasst, also jenes Tafelgut, das sich im Besitz des Bischofs befindet“, sagt der Historiker Peter Tropper. Er hat den Gurker Bischöfen von den Anfängen bis zur Gegenwart
eine Publikation gewidmet, schließlich ist die Geschichte des Bistums eng mit der Geschichte dieser Bischöfe verwoben. Verfügten die ersten Bischöfe des Mittelalters noch über keinen festen Wohnsitz, so beheimateten sie sich später in der von Bischof Roman I. im 12. Jahrhundert errichteten Straßburg und übersiedelten ab 1783 auf Schloss Pöckstein, bevor die Residenz in Klagenfurt nach dem Tod der
Erzherzogin Maria Anna, einer Tochter Kaiserin Maria Theresias, Sitz der Gurker Bischöfe wurde – und es bis heute geblieben ist.
Unter den Gurker Bischöfen findet man viele interessante und vielschichtige Charaktere. Es waren Männer, die oft und gerne politischen Einfluss nahmen, als katholische Fundamentalisten, aufgeklärte Reformer oder Förderer von Kunst und Bildung auftraten. Manche
Ein Bistum ist ein kirchlicher Wirtschaftsbetrieb, der das Mensalgut des Bischofs umfasst. Peter Tropper
es, das Vermögen des Bistums zu mehren, andere wurden zu Pleitiers. Einer der ersten Bischöfe, der mit der Verschuldung seiner Vorgänger zu kämpfen hatte, war Johannes, von 1364 bis 1376 Bischof von Gurk.
Die Biografien der meisten Gurker Bischöfe sind für die Öffentlichkeit im Dunkel der Geschichte verschwunden. Es lohnt sich allerdings, sie wieder zu entdecken. Eine spannende Vita findet man bei Sigmund Franz, Erzherzog von Österreich, der seine kirchliche Karriere nach dem Tod des Vaters vor allem dem Engagement seiner ehrgeizigen Mutter verdankte. Sigmund Franz, von 1653 bis 1665 Fürstbischof von Gurk, entschied sich später aus dynastischen Gründen für einen weltlichen Weg und peilte eine Eheschließung an. Eine Braut war bereits gefunden, als Sigmund Franz kurz vor der Heirat im Alter von erst 34 Jahren nach einem Jagdausflug in Innsbruck starb.
Franz Xaver Altgraf von Salm-Reifferscheidt-Krautheim ist nicht zuletzt durch die Erstbesteigung des Großglockners im Jahr 1800 in Erinnerung. Der Adelige, in seinem Lebensstil ganz in barocker Üppigkeit verhaftet, bewies allerdings kein glückliches finanzielles Händchen, was 1821 zum wirtschaftlichen Zusammenbruch des Bistums führte. Unter der Schuldenlast stöhnten seine Nachfolger noch viele Jahre. Rund hundert Jahre nach Salm führte Josef Kahn das Bistum nicht nur ins 20. Jahrhundert – er war bis 1910 Biverstanden schof –, sondern ebenfalls noch einmal in den Ruin. Der nach einem Unfall schwer angeschlagene Kahn hatte auf falsche Berater gesetzt.
Als mutiger Mann stellt sich Andreas Rohracher, von 1939 bis 1945 Kapitularvikar, dar. Nach dem Rücktritt Adam Hefters fiel die Leitung des Bistums in die Hände Rohrachers, der in der schwierigen Zeit des Nationalsozialismus wiederholt das Wort gegen die Euthanasie erhob, gegen die zwangsweise Aussiedelung slowenischer Familien in Kärnten protestierte und sich vehement gegen die Nazi-Ideologie stellte. Josef Köstner wiederum, der Bischof der Nachkriegszeit, gewährte
Priestern, die vor dem kommunistischen Regime in Jugoslawien geflohen waren, großzügig Asyl und wurde zum Förderer des Slowenischen in Kärnten.
Auf den kunst- und kulturaffinen Egon Kapellari folgte 2001 Alois Schwarz, dem letztlich Misswirtschaft vorgeworfen wurde und der auch wegen seiner persönlichen Lebensführung negativ in die Schlagzeilen geraten war. Schwarz wechselte nach St. Pölten. Seit 2020 bekleidet der Kärntner Slowene Josef Marketz das Amt des Bischofs, der neue Strukturen schuf und sich als Hirte hinter seiner Herde versteht. Er setzte drei Geschäftsführer für die Verwaltung des Bistums ein. Marketz betont Einfachheit und wohnt nicht in der Residenz, sondern in seiner ursprünglichen Wohnung in Klagenfurt.