Kleine Zeitung Kaernten

Von alten Maschinen und neuen Sorgen

Vergangenh­eit und Zukunft trafen am Flughafen Klagenfurt aufeinande­r – in Gestalt von OldtimerFl­ugzeugen und Eurofighte­rn. Hinter den Kulissen war die (ungewisse) Zukunft des Airports Thema.

- Von Claudia Lepuch

Die Nachahmung des Segelflugs muss auch dem Menschen möglich sein, da er nur ein geschickte­s Steuern erfordert, wozu die Kraft des Menschen völlig ausreicht“, fasste es der deutsche Luftfahrtp­ionier Otto Lilienthal 1889 zusammen.

Aha. Beim Anblick der Eurofighte­r, die an diesem Freitag hoch über dem Klagenfurt­er Flughafen ihre Manöver vollziehen, fällt es einem schwer, das zu glauben. Um den Ursprüngen der Luftfahrt auf die Spur zu kommen, beschließe­n wir, die vielen Menschen, die gekommen sind, um beim Tag der offenen Türe einen Blick hinter die Kulissen des Airports zu erhaschen, hinter uns zu lassen und fahren hinaus auf das Flughafeng­elände. Dass dieses 230 Hektar umfasst, ist bekannt. Wie groß das tatsächlic­h ist, wird einem bewusst, wenn man am südlichen Ende auf jener Wiese steht, die den Segelflieg­ern des Klagenfurt­er Flugsportc­lubs als Start- und Landeplan dient.

„Das sind die nicht-betriebsno­twendigen Grundstück­e“, sagt ein Mann in Anspielung auf die Pläne des Mehrheitse­igentümers Lilihill. Bekanntlic­h soll der Bau einer „Aviation City“, also neuen Gebäuden für Firmen, Logistik und Forschung, auf besagten Grundstück­en garantiere­n, dass der Flughafen wirtschaft­lich geführt werden kann. Die Vereine befürchten allerdings, ihre Sportstätt­e – und damit den Boden für den Luftfahrtn­achwuchs – zu verlieren.

dazu später mehr. Denn in diesem Moment sind alle Augen auf die Landung des SG38 gerichtet. Der Segelflieg­er wurde 1937 gebaut und war in den 40er-Jahren ein gängiges Flugzeug. Auch der Klagenfurt­er Flugsportc­lub begann sein Vereinsleb­en 1949 mit diesem Modell.

Zurück zum Ursprung – der SG38 verkörpert diese Worte. Ein Stück Holz mit einem Sitz darauf, zwei mit Stoff bespannte Flügel und ein Drahtgerüs­t. So könnte man das Flugzeug mit wenigen Worten beschreibe­n. „Das war wahrschein­lich der längste Flug seit Menschenge­denken mit einem SG38“, sagt Pilot Dietmar Poll. Tatsächlic­h war er gerade einmal 20 Minuten in der Luft – die maximale Flughöhe betrug 500

Meter, die maximale Geschwindi­gkeit 95 km/h.

Ein Schleppflu­gzeug bringt den Oldtimer in die Luft. Ab diesem Moment bestimmt die Thermik die Dauer des Flugvergnü­gens. Die einzigen Werkzeuge, die der Pilot zur Hand hat, sind ein Knüppel und zwei Pedale. „Nach vorne heißt Nase runter. Das Flugzeug wird schneller. Nach hinten heißt Nase hoch, das Flugzeug wird langsamer. Mit den Pedalen kann ich die Nase nach links und rechts drehen“, erklärt Poll, der das Flugzeug vor drei Jahren in rund 700 Stunden restaurier­t hat.

Der gebürtige Leibnitzer leitet die EWMS Flugzeugba­u GmbH in Mureck und Freiburg (Schweiz), die sich auf die Restaurati­on von Oldtimer-Flugzeugen spezialiDo­ch

Nicht-betriebsno­twendig ist ein weicher Begriff. Der Bau einer ,Aviation City‘ darf nicht zulasten der Flugsportl­er zustande kommen. Vereinsmit­glied (anonym)

siert hat. Mit seiner Flotte ist er ein gern gesehener Gast auf Flugverans­taltungen. Neben der SG38 hat er an diesem Tag auch den rund zehn Jahre jüngeren Segelflieg­er „Grunau Baby“mitgebrach­t.

Vereinsobm­ann Emanuel Stingl

darf in der Zwischenze­it Landesrat Martin Gruber (ÖVP) am Flugfeld begrüßen – und kann ihn zu einem kleinen Rundflug überreden. „Ich bin noch nie mit einem Segelflieg­er geflogen. Aber das Gefühl ist gut, weil ich mich in erfahrene Hände begebe“, sagt Gruber, der für die am Flughafen angesiedel­ten Vereine nur lobende Worte findet: „Sie sorgen ehrenamtli­ch für eine Belebung des Airports. Außerdem ist ihre Nachwuchsa­rbeit ganz wichtig für die Luftfahrt.“Zehn bis 15

Flugschüle­r absolviere­n alleine im Flugsportc­lub jährlich die Ausbildung zum Segelflugp­iloten. Dass die ungewisse Zukunft des Flughafens den Vereinen Sorgen bereitet, kann Gruber verstehen: „Das ist normal, wenn man keine Informatio­nen bekommt. Es wäre Aufgabe des Mehrheitse­igentümers, hier Antworten zu geben.“

Dessen Sprecher Gerhard Seifried treffen wir später an diesem Tag vor dem Terminal an. „Die Vereine sind ein wichtiger Partner von uns, und die Flughafenl­eitung ist im ständigen Austausch mit ihnen. Sie sind hier definitiv erwünscht.“Wo nach dem Bau der „Aviation City“ihr Platz sein soll, kann er nicht beantworte­n: „Dafür bin ich zu wenig in die Kernverhan­dlungen eingebunde­n.“

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 ?? THOMAS HUDE (3), CLAUDIA LEPUCH ?? Links: Vereinsobm­ann Emanuel Stingl (rechts) gibt Landesrat Martin Gruber die letzten Instruktio­nen vor dem Flug.
Rechts: Der Klagenfurt­er Flughafen umfasst insgesamt 230 Hektar
THOMAS HUDE (3), CLAUDIA LEPUCH Links: Vereinsobm­ann Emanuel Stingl (rechts) gibt Landesrat Martin Gruber die letzten Instruktio­nen vor dem Flug. Rechts: Der Klagenfurt­er Flughafen umfasst insgesamt 230 Hektar
 ?? ?? Der zehnfache Weltmeiste­r im Segelkunst­fliegen, Dietmar Poll, auf seinem SG38. Das rote Flugzeug links im Bild ist das „Grunau Baby“
Der zehnfache Weltmeiste­r im Segelkunst­fliegen, Dietmar Poll, auf seinem SG38. Das rote Flugzeug links im Bild ist das „Grunau Baby“
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Der SG38 war ein gängiges Flugzeug in der Anfängersc­hulung

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