Von alten Maschinen und neuen Sorgen
Vergangenheit und Zukunft trafen am Flughafen Klagenfurt aufeinander – in Gestalt von OldtimerFlugzeugen und Eurofightern. Hinter den Kulissen war die (ungewisse) Zukunft des Airports Thema.
Die Nachahmung des Segelflugs muss auch dem Menschen möglich sein, da er nur ein geschicktes Steuern erfordert, wozu die Kraft des Menschen völlig ausreicht“, fasste es der deutsche Luftfahrtpionier Otto Lilienthal 1889 zusammen.
Aha. Beim Anblick der Eurofighter, die an diesem Freitag hoch über dem Klagenfurter Flughafen ihre Manöver vollziehen, fällt es einem schwer, das zu glauben. Um den Ursprüngen der Luftfahrt auf die Spur zu kommen, beschließen wir, die vielen Menschen, die gekommen sind, um beim Tag der offenen Türe einen Blick hinter die Kulissen des Airports zu erhaschen, hinter uns zu lassen und fahren hinaus auf das Flughafengelände. Dass dieses 230 Hektar umfasst, ist bekannt. Wie groß das tatsächlich ist, wird einem bewusst, wenn man am südlichen Ende auf jener Wiese steht, die den Segelfliegern des Klagenfurter Flugsportclubs als Start- und Landeplan dient.
„Das sind die nicht-betriebsnotwendigen Grundstücke“, sagt ein Mann in Anspielung auf die Pläne des Mehrheitseigentümers Lilihill. Bekanntlich soll der Bau einer „Aviation City“, also neuen Gebäuden für Firmen, Logistik und Forschung, auf besagten Grundstücken garantieren, dass der Flughafen wirtschaftlich geführt werden kann. Die Vereine befürchten allerdings, ihre Sportstätte – und damit den Boden für den Luftfahrtnachwuchs – zu verlieren.
dazu später mehr. Denn in diesem Moment sind alle Augen auf die Landung des SG38 gerichtet. Der Segelflieger wurde 1937 gebaut und war in den 40er-Jahren ein gängiges Flugzeug. Auch der Klagenfurter Flugsportclub begann sein Vereinsleben 1949 mit diesem Modell.
Zurück zum Ursprung – der SG38 verkörpert diese Worte. Ein Stück Holz mit einem Sitz darauf, zwei mit Stoff bespannte Flügel und ein Drahtgerüst. So könnte man das Flugzeug mit wenigen Worten beschreiben. „Das war wahrscheinlich der längste Flug seit Menschengedenken mit einem SG38“, sagt Pilot Dietmar Poll. Tatsächlich war er gerade einmal 20 Minuten in der Luft – die maximale Flughöhe betrug 500
Meter, die maximale Geschwindigkeit 95 km/h.
Ein Schleppflugzeug bringt den Oldtimer in die Luft. Ab diesem Moment bestimmt die Thermik die Dauer des Flugvergnügens. Die einzigen Werkzeuge, die der Pilot zur Hand hat, sind ein Knüppel und zwei Pedale. „Nach vorne heißt Nase runter. Das Flugzeug wird schneller. Nach hinten heißt Nase hoch, das Flugzeug wird langsamer. Mit den Pedalen kann ich die Nase nach links und rechts drehen“, erklärt Poll, der das Flugzeug vor drei Jahren in rund 700 Stunden restauriert hat.
Der gebürtige Leibnitzer leitet die EWMS Flugzeugbau GmbH in Mureck und Freiburg (Schweiz), die sich auf die Restauration von Oldtimer-Flugzeugen spezialiDoch
Nicht-betriebsnotwendig ist ein weicher Begriff. Der Bau einer ,Aviation City‘ darf nicht zulasten der Flugsportler zustande kommen. Vereinsmitglied (anonym)
siert hat. Mit seiner Flotte ist er ein gern gesehener Gast auf Flugveranstaltungen. Neben der SG38 hat er an diesem Tag auch den rund zehn Jahre jüngeren Segelflieger „Grunau Baby“mitgebracht.
Vereinsobmann Emanuel Stingl
darf in der Zwischenzeit Landesrat Martin Gruber (ÖVP) am Flugfeld begrüßen – und kann ihn zu einem kleinen Rundflug überreden. „Ich bin noch nie mit einem Segelflieger geflogen. Aber das Gefühl ist gut, weil ich mich in erfahrene Hände begebe“, sagt Gruber, der für die am Flughafen angesiedelten Vereine nur lobende Worte findet: „Sie sorgen ehrenamtlich für eine Belebung des Airports. Außerdem ist ihre Nachwuchsarbeit ganz wichtig für die Luftfahrt.“Zehn bis 15
Flugschüler absolvieren alleine im Flugsportclub jährlich die Ausbildung zum Segelflugpiloten. Dass die ungewisse Zukunft des Flughafens den Vereinen Sorgen bereitet, kann Gruber verstehen: „Das ist normal, wenn man keine Informationen bekommt. Es wäre Aufgabe des Mehrheitseigentümers, hier Antworten zu geben.“
Dessen Sprecher Gerhard Seifried treffen wir später an diesem Tag vor dem Terminal an. „Die Vereine sind ein wichtiger Partner von uns, und die Flughafenleitung ist im ständigen Austausch mit ihnen. Sie sind hier definitiv erwünscht.“Wo nach dem Bau der „Aviation City“ihr Platz sein soll, kann er nicht beantworten: „Dafür bin ich zu wenig in die Kernverhandlungen eingebunden.“