Zur Person
Freyja-Maria Smolle-Jüttner
ist Leiterin der Klinischen Abteilung für Thorax- und hyperbare Chirurgie an der Med Uni Graz und Präsidentin der Ludwig-BoltzmannGesellschaft. Ihr Mann, Josef Smolle, ist Dermatologe, sie haben vier Kinder.
kommt zu wenig zum Operieren. Analysiert man aber die Operationszahlen, sind sie zwischen den jungen Männern und Frauen durchaus ausgeglichen. Zumindest in meiner Abteilung.
Wie viele Chirurginnen haben Sie in Ihrer Abteilung?
Um die 40 Prozent.
Setzen Sie Maßnahmen, um Frauen zu fördern?
Grundsätzlich hat jede und jeder dieselben Chancen. Aber wenn ich das Gefühl habe, eine Kollegin wird nicht fair behandelt, dann mache ich ihr die Mauer. Wenn es etwa Unstimmigkeiten gibt, wegen der Arbeitszeiten, etwa bei einer Kollegin, die aus der Mütterchischen karenz in Teilzeit zurückgekommen ist. Ansonsten sind die Kolleginnen so gut, da braucht es keine spezielle chirurgisch-fachliche Förderung. Universitätsseitig folge ich den Vorgaben des Frauenförderplans.
Vor Kurzem gab es eine Studie, die besagte, dass Frauen, wenn Sie von Männern operiert werden, ein größeres Risiko für Komplikationen haben. Ist das nachvollziehbar für Sie?
Nein, das halte ich für eine verkürzte Aussage, die ich so nicht bestätigen kann. Was ich sagen kann, ist, dass Männer und Frauen in ihrer Art unterschiedlich operieren.
Wie darf ich das verstehen?
Frauen operieren vorsichtiger – im Schnitt. Männer operieren forscher – im Schnitt. Beides hat seine Berechtigung. Die einen haben vielleicht wirklich seltener Komplikationen, die anderen wagen sich im Sinne des Patienten vielleicht weiter vor. In Summe ergänzt sich das.
Es war auch ein Lösungsansatz der erwähnten Studie, dass gemischtgeschlechtliche Teams – im Schnitt – die besten Ergebnisse erzielen.
Ja, das haben wir auch in den überwiegenden Fällen. Wie gesagt, perfekte Ergänzung. Nach mehr als 40 Jahren Erfahrung ist das ein Querschnittsgefühl meinerseits.