Kleine Zeitung Kaernten

Pionierin, Rekordfrau und Ehegattin

ÖFB-Rekordspie­lerin Sarah Puntigam ist auch privat Vorbild für viele Mädchen.

- Von Daniel Jerovsek

Ein Blick auf die Statistik alleine genügt, um Sarah Puntigams Rolle im österreich­ischen Frauen-Nationalte­am zu unterstrei­chen. Seit Gründung der Nationalma­nnschaft 1990 wurden 203 Länderspie­le ausgetrage­n – bei 119 von diesen stand die 29-Jährige auf dem Spielfeld. In mehr als jedem zweiten

der Geschichte war die Südoststei­rerin also mittendrin, statt nur dabei. „Ganz ehrlich, das hätte ich mir so nie vorstellen können“, sagt Puntigam. 2009 feierte sie ihr Team-Debüt. „Ich bin halt sehr jung dazugekomm­en. Damals war die Dichte an Spielerinn­en noch nicht so gegeben, so und in dieser Form wäre das heute wahrschein­lich gar nicht mehr möglich.“

Die Bedingunge­n im Frauenfußb­all haben sich in Österreich „extrem verändert“, sagt die Südoststei­rerin: „Es ist jetzt viel profession­eller als noch vor ein paar Jahren.“Die Europameis­terschaft in

England, die Österreich am 6. Juli in Manchester mit dem Spiel gegen die Gastgeberi­nnen eröffnet, wird auch für die erfahrene Rekordnati­onalteamsp­ielerin etwas Besonderes. „Das mediale Interesse an unserem Team ist so viel größer als noch bei der EM 2017. Es ist ein Highlight, auf das wir lange hingearbei­tet haben.“Jetzt, so sagt sie, sei sie aber noch „ganz cool. Beim Abschlusst­raining, wenn man dann im Old Trafford ist und sich vorstellt, wie das sein wird, wenn es voll ist ... dann wird die Anspannung schon noch kommen.“

Eine ganz andere Anspannung ist bei ihr vor wenigen Wochen abgefallen. Puntigam hat ihre Partnerin Genessee in der Südsteierm­ark geheiratet. Viele Mitspieler­innen des Nationalte­ams waren als Gäste dabei. „Das hat mir viel bedeutet. Ich kenne viele Mitspieler­innen schon jahrelang. Für uns als Paar war das ein perfekter Tag“, sagt sie.

Ihre Zelte in Frankreich bei Montpellie­r hat die Mittelfeld­spielerin nach vier JahLänders­piel

ren abgebroche­n, nach der EM geht es für sie zurück in die deutsche Bundesliga zum 1. FC Köln. Einerseits, „weil ich die sportliche Entwicklun­g in Deutschlan­d als sehr positiv wahrgenomm­en habe. In Frankreich war das nicht so der Fall, wie ich es mir erhofft habe.“Und anderersei­ts wollte sie „näher Richtung Heimat kommen“.

Besonders: Auch ihre USamerikan­ische Ehefrau Genessee, selbst Profi-Fußballeri­n, wechselt zum 1. FC Köln. „Es war eines unserer Ziele, dass wir gemeinsam in eine Stadt und zu einem Verein gehen können. Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir eine Fernbezieh­ung nicht unbedingt wollen. Köln hat da für uns gut gepasst.“Die deutsche Metropole gilt nicht nur als Karnevalsh­ochburg, sondern auch als weltoffen, vor allem für die

LGBTQ+-Community. Offenheit, die Puntigam seit ihrem „Coming-out“im Jahr 2019 in Frankreich vermisst hat. „Ich habe nie Probleme gehabt, seitdem ich meine Beziehung zu Genessee damals öffentlich gemacht habe. Aber in Frankreich wird einfach nicht über das Thema gesprochen, es wird geschwiege­n. In Deutschlan­d und vor allem in Köln, kann jeder und jede so sein, wie er oder sie will. Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man vom Verein aufgenomme­n und akzeptiert wird. Das hat sicher auch einen Ausschlag für den Transfer gegeben.“

Bevor es nach Köln geht, wartet die EM. „Wir wollen im letzten Gruppenspi­el gegen Norwegen noch die Chance haben, ins Viertelfin­ale einzuziehe­n. Das ist unser Ziel. Und das ist realistisc­h“, sagt Puntigam, die auch in England auf einen großen Fanklub zählen kann. „Es werden ein paar mehr Leute mit Puntigam-Dress herumlaufe­n als noch 2017“, sagt sie lachend und träumt vom Tüpfelchen auf dem i nach Traumhochz­eit und erfülltem Wunsch vom Transfer zum selben Verein für das frisch vermählte Ehepaar Puntigam: einer erfolgreic­hen Euro.

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INSTAGRAM Sarah Puntigam und Ehefrau Genessee bei ihrer Hochzeit in der Südsteierm­ark
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Bei 119 von 203 Länderspie­len auf dem Platz: Sarah Puntigam GEPA
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