Kleine Zeitung Kaernten

„Es ist eine Metapher für den Narzissmus“

- KK

Zur Person

Bruno Dumont, geb. am 14. März 1958 in Bailleul in Frankreich. Filme: u. a. „Flandern“, „Camille Claudel 1915“, „Jeannette – Die Kindheit der Jeanne d’Arc“. „France“startet ab 1. Juli in den Kinos.

Journalist­en gibt; eine Übertriebe­nheit, die in beiden Bereichen stark vorhanden ist. Auch ich übertreibe, indem ich den Fokus auf diese Dinge lege. Es ist eine Metapher für den Narzissmus in der allgemeine­n und insbesonde­re der digitalen Welt.

Ist es ein pessimisti­scher Blick auf die Medienwelt?

Es ist eine Welt der Fiktion, nicht eine der Realität. „France“zeigt, wie die Journalist­in auf Basis der Welt eine Fiktion kreiert und das bildet wiederum die Realität ab, die über die Funktion des Bildschirm­s hinausgeht.

Es fließen viele Tränen und man weiß nie, welche aus einer echten Emotion hervorgehe­n. Haben Sie viel tränenprod­uzierende Flüssigkei­t verbraucht? Der Film will beides sein: Fo

toroman und Melodram. Diese Journalist­in widmet sich der Medienwelt, ihr Burnout wird inszeniert. Der Bewusstsei­nsprozess braucht diese Tränen. Ich übertreibe, um die Sicht auf die Realität zu erhöhen.

„James Bond“, „The French Dispatch“, „One Fine Morning“: Léa Seydoux ist ein Superstar. Hatten Sie bei dieser Rolle sofort an sie gedacht?

Sie war es, die mit mir arbeiten wollte. Sie ist eine Person, die sehr viel Humor und Präsenz hat und dabei natürlich ist. Und sie weint viel. Sie ist einerseits sophistica­ted und anderersei­ts strahlt sie eine große Wahrhaftig­keit aus. Ihre Figur ist ein komplexer Charakter: Heldin und Antiheldin.

Ist Ihr Film auch als Kritik an Fake News zu lesen?

Die Figur arrangiert alle Ereignisse, die stattfinde­n. Ich glaube, es ist das, was Medien machen.

Sie speisen sich aus Fakten, inszeniere­n diese, um Ideologie zu generieren. Ereignisse werden ins Extreme ausgeleuch­tet oder verheimlic­ht. Ich definiere das als Fiktion.

Ist diese Reporterin auch die Personifiz­ierung Frankreich­s?

Wir leben in einer digitalisi­erten Welt. Sprechen wir von Frankreich, sprechen wir von einer globalen Welt. Alles Regionale hat durch die Globalisie­rung einen universell­en Anspruch. Während des Hochwasser­s gab es diese deutsche Journalist­in, die sich überall Schlamm ins Gesicht geschmiert hat. Das ist eine Fiktion, die ein Rückgriff auf das Reale ist.

Sie bedienen stets neue Genres, was ist Ihr neues Projekt?

Ein Sci-Fi-Film, der im Weltraum spielt. „Kennen Sie „Das Leben Jesu“. Und „Star Wars“? Nehmen Sie beides und mischen es: voilà!

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FILMLADEN Léa Seydoux berichtet und inszeniert sich in „France“als Kriegsrepo­rterin
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