Sieben gegen Putin und China
Gipfel in Elmau: Westen will globalen Süden gewinnen.
Es herrschte Kanzlerwetter am Sonntag auf Schloss Elmau. Bayerns Himmel leuchtete kräftig blau und weiß. Gastgeber Olaf Scholz gab sich zum Auftakt des G-7-Gipfels betont leger, erschien ohne Krawatte, den obersten Knopf des weißen Hemdes geöffnet. Doch es geht um viel für ihn. Für den SPD-Kanzler ist der Gipfel die Bühne, um seine angezweifelte Führungsstärke zu beweisen.
Andere waren gelassener und witzelten gar am ersten Tag des Treffens. Kanadas Regierungschef Justin Trudeau regte einen „Ausritt auf dem Pferd mit nackter Brust“an. Eine Anspielung auf die virilen Auftritte von Kremlchef Wladimir Putin. Auch der britische Premier Boris Johnson scherzte: Der Gipfel müsse zeigen, „dass wir tougher sind als Putin“. US-Präsident Joe Biden wirkte sachlicher: „Wir werden aus der Krise rauskommen“, sagte er. „Und zwar sehr viel stärker.“
Die Lage ist ernst: Aus Kiew mahnte Präsident Wolodymyr Selenskyj neue Sanktionen an. Der Gipfel ließ es zunächst bei Beratungen. Aber er verständigte sich nach einer ersten Arbeitsrunde auf ein globales Infrastrukturprogramm in nachhaltige Energie für die Länder des globalen Südens über mehrere Hundert Millionen Euro. Die Stoßrichtung ist klar: Es geht darum, Chinas Einfluss in der Welt einzudämmen und ein Gegengewicht zur Seidenstraßeninitiative zu schaffen. Der Westen ist in der Defensive – militärisch gegenüber Russland, wirtschaftlich gegen China. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass vom Gipfel ein ganz klares Signal der Geschlossenheit ausgeht“, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.
Darum geht’s in Elmau: Demokratie und Kapitalismus waren seit 200 Jahren ziemlich erfolgreich. Angesichts von Klimakrise und Autoritarismus müssen sich nun beide beweisen. Das ist die eigentliche Herausforderung des Treffens in den Alpen.