Kleine Zeitung Kaernten

Wer fürchtet sich vor der MFG?

PORTRÄT. Zuerst belächelt, dann gefürchtet: Die Partei MFG steigt nach ersten Erfolgen ins Rennen um die Hofburg ein. Doch die Corona-Maßnahmeng­egner kämpfen mit Parteilini­e und Interna.

- Von Christina Traar

Er wolle ein „Anwalt des Volkes“sein, der sich gegen „Massenvera­rmung“, „Gesundheit­sdiktatur“und die „ausufernde Verbotskul­tur“einsetzen werde, verspricht Michael Brunner. Der Rechtsanwa­lt und Vorsitzend­e der Partei MFG (Menschen, Freiheit, Grundrecht­e) tritt bei der Bundespräs­identschaf­tswahl am 9. Oktober an.

Eineinhalb Jahre ist die Partei erst alt. Bei der Gründung wurde sie als politische Randersche­inung und Hafen für CoronaSchw­urbler belächelt. Doch quasi ohne mediale Aufmerksam­keit und über Gruppen in Online-Nachrichte­ndiensten schaffte es die Bewegung – ein halbes

Jahr nach Gründung – in Oberösterr­eich aus dem Stand in den Landtag. Dort sitzen heute drei MFG-Mandatare. Erfolge bei Gemeindera­tswahlen folgten.

Doch die entscheide­nde Wahl wurde im niederöste­rreichisch­en

Waidhofen an der Ybbs geschlagen. Dort holte die Partei 17 Prozent – und lehrte der mächtigen ÖVP endgültig das Fürchten.

Vor allem die Impfpflich­t hat der Partei Aufwind verschafft, erklärt Politikber­ater Thomas Hofer. „Sie haben sich eine Phase großer politische­r Unzufriede­nheit zunutze gemacht, wie wir sie schon 2013 erlebt haben. Damals haben Frank Stronach und die Neos profitiert.“Dass ein Großteil der Coronabesc­hränkungen inzwischen ebenso ein Ende gefunden haben wie die Impfpflich­t, verbucht man in der MFG als Erfolg. Nun gelte es, „alle Maßnahmen für immer abzuschaff­en“.

Abseits der Pandemie ist die Parteilini­e unklarer. Abseits von Forderunge­n nach einer Anhebung diverser Sozialhilf­en, der Sicherung des Bargeldes und der Neutralitä­t sowie eine Absage für einen Nato-Beitritt hat es die Bewegung bisher kaum geschafft, thematisch aufzufalle­n. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Bewegung schnell gewachsen ist und ihre Leute nach eigenen Angaben nicht nach politische­r Ausrichtun­g, sondern danach auswählt, ob sie „dazu passen“. Die Folge: Neben internen Querelen wurden bereits mehrere Parteimitg­lieder ausgeschlo­ssen. Sogar Kärnten-Chef Alexander Todor-Kostic wurde vor die Tür gesetzt.

Dass die MFG nun bei der Bundespräs­identschaf­tswahl antreten will, sei nachvollzi­ehbar, sagt Politikber­ater Hofer. „Es braucht einen Zwischenwa­hlkampf bis zur nächsten Nationalra­tswahl, um präsent zu bleiben.“Doch das dürfte für Kandidat Brunner nicht so leicht werden. „Mit ExBZÖ-Politiker Gerald Grosz, und wen auch immer die FPÖ ins Rennen schickt, fischt die MFG mit ähnlichen Inhalten im selben Wählerteic­h“, erklärt Hofer. „Da könnten die Debatten im Wahlkampf deutlich schriller werden.“

MFG-Kandidat Brunner gibt sich dennoch zuversicht­lich. Er sei „ein Kämpfer der ersten Stunde“, der als Bundespräs­ident sofort die gesamte Regierung entlassen würde. Nun muss er aber erst einmal 6000 Unterschri­ften sammeln.

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Ist MFG nur eine Eintagsfli­ege oder bleibt sie?
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APA Will Präsident werden: Michael Brunner
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