Kleine Zeitung Kaernten

„Die Ukraine ist auch mein Land“

Eine österreich­ische Söldnerin spricht über ihre Beweggründ­e, in die Ukraine zu gehen.

- Christian Wehrschütz, Kiew

Olga (Name zum Schutz ihrer Kinder geändert) ist 36 Jahre alt, wurde in Moskau geboren und kam im Alter von fünf Jahren nach Österreich, wo sie aufwuchs und studierte. Seit 2015 lebt sie in Kiew, im Krieg ist sie als Sanitäteri­n im Einsatz. Als Söldnerin droht ihr der Verlust der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft.

Warum haben Sie sich freiwillig gemeldet?

OLGA: Für mich gibt es von klein auf ein Leitmotiv: Ich muss mir selbst in die Augen schauen können. Ich könnte nicht zu Hause sitzen, nichts tun, warten oder zurück nach Österreich gehen und dort ein schönes Leben haben, wenn ich weiß, dass mein Land – und die Ukraine ist auch mein Land – angegriffe­n wird.

Sie werden als Sanitäteri­n eingesetzt, obwohl Sie nur über mäßige Vorkenntni­sse verfügten. Wie sah die Ausbildung aus?

Zu Kriegsbegi­nn hatte ich die Möglichkei­t, im Internatio­nalen Bataillon zu trainieren – auch im medizinisc­hen Bereich. Es gibt einen Riesenunte­rschied zwischen taktischer und ziviler Medizin. Hier hatte ich sehr gute Lehrer, die selbst ausreichen­d praktische Erfahrung

haben. Das Meiste lernt man aber, wenn man selbst im Feld im Einsatz ist.

Die meisten Verwundung­en im Feld werden durch Artillerie­beschuss verursacht. Schrapnell­s reißen schwere Wunden, die richtig erst in Krankenhäu­sern behandelt werden können. Wie sieht Ihre Tätigkeit aus?

Es geht ums schnelle Verbinden von Wunden – dann wird die Person ins Krankenhau­s gefahren. Es gibt aber auch Situatione­n, in denen man drei, vier Tage festsitzt und man keine Möglichkei­t hat, den Verwundete­n rauszubrin­gen. Hier geht es darum, dass man den Zustand weiter stabilisie­rt.

Was sagen Ihre Kinder und Ihre Mutter zu Ihrem gefahrvoll­en Leben?

Es ist schwierig, Kindern begreiflic­h zu machen, was Krieg überhaupt bedeutet und was ihre Mama hier macht. Da ich aber im medizinisc­hen Bereich tätig bin, ist es für mich einfacher als für Soldaten. Wir telefonier­en so oft es geht – so kann ich an ihrem Alltag teilnehmen. Es wird schwierig, wenn wir weiter draußen sind und es keine Verbindung gibt.

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KK Österreich­ische Söldnerin im Gespräch mit Christian Wehrschütz

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