Der schwere Abschied vom Fahrrad
SHans Winkler meint, dass Elektrofahrzeuge jeder Art einem das Radfahren in der Stadt vergällen. eit Jahrzehnten fahre ich – zuerst in Graz und dann in Wien – mit dem Fahrrad ins Büro und für die meisten Erledigungen in der Stadt. Das hat nichts mit einer irgendwie alternativen Lebensauffassung und schon gar nichts mit der Verbesserung der Welt zu tun, als die das Radfahren neuerdings ausgegeben wird. Es ist einfach praktisch und immerhin nicht ganz ungesund.
Jetzt überlege ich mir aber, für immer abzusteigen. Ich fürchte, keine andere Wahl zu haben. Ein Radfahrer, der sich noch einfach mit dem Strampeln seiner Beine fortbewegt, ist eine seltene Erscheinung geworden, ein ungeliebter Fremdkörper.
Der Zweiradverkehr wird beherrscht und zunehmend terrorisiert von jeder Art von Elektrofahrzeugen, für die dieselben Regeln gelten wie für menschlich betriebene Räder, obwohl sie viel schneller und entsprechend gefährlicher sind. Sie dürfen auf Fahrradwegen und gegen die Einbahn fahren, wo es auch
Ein Radfahrer, der sich noch einfach mit dem Strampeln seiner Beine fortbewegt, ist eine seltene Erscheinung geworden, ein ungeliebter Fremdkörper.
Fahrradfahrern gestattet ist.
Die Regeln für die Fahrradwege sind geradezu absurd: Nicht nur E-Roller dürfen auf ihnen fahren, sondern auch schwere, breite Motorräder. Hätten sie einen Verbrennungsmotor, müssten sie auf die Fahrbahn, die sie sich dann mit Pkw und Lkw teilen. Da diese Fahrzeuge vorwiegend von eiligen Essenszustellern benützt werden, bahnen sie sich rücksichtslos ihren Weg zwischen den Radfahrern.
Natürlich wäre es für einen Radfahrer angezeigt, einen Helm zu tragen. Davon wird man aber durch das Verhalten der Helmfahrer abgeschreckt. Sie gebärden sich häufig wie Kampffahrer und halten sich für die Vorhut einer neuen Zeit. Für einen eher gemächlichen älteren Fahrer ist das alles ziemlich unerquicklich. Muss er sich wirklich jeden Tag anhören: „Heast Oida, schleich di ...“? er Abschied vom Fahrrad fällt mir nicht leicht. Ich werde wieder mehr mit dem Auto fahren müssen. Das wird mich Treibstoff, Parkgebühren und Zeit kosten, aber wenigstens bin ich einigermaßen sicher – vor Grobheiten und Gefahr.
D