Ein Ex-Fußballprofi als neuer Bürgermeister
„Anständiger Mensch“brach rechte Mehrheit in seiner Heimat Verona.
Zeit seines Fußballerlebens war Damiano Tommasi defensiver Mittelfeldspieler, im Rennen um den Bürgermeisterposten in Verona hat der 48Jährige als linker Offensivspieler nun den routinierten Rechtsverteidiger überspielt. Als Spitzenkandidat der sozialdemokratischen Partei (PD) hat Tommasi die Stichwahl gegen Amtsinhaber Federico Sboarina mit 53,4 Prozent gewonnen und damit die über Jahre in Verona stehende Hochburg der rechten Regierungspartei Lega zum Einsturz gebracht.
Das letzte Mal, als in der 257.000 Einwohner zählenden venezianischen Großstadt eine Mitte-Links-Partei gewonnen hat, war 2002. Nur ein
Jahr zuvor holte Tommasi mit der AS Roma unter Trainer Fabio Capello gemeinsam mit Größen wie Francesco Totti, Cafu oder Gabriel Batistuta den „Scudetto“in die Hauptstadt – zum bis heute letzten Mal. Schon als Spieler galt Tommasi als Vorzeigeprofi, engagierte sich außerhalb des Spielfelds für soziale Zwecke und zeigte auf dem Rasen Leistung. Zehn Jahre lang streifte er das Trikot der „Giallorossi“über, zwischen 1998 und 2003 bestritt Tommasi zudem 25 Länderspiele für die „Squadra Azzurra“. Seine Karriere als Fußballer hat der heute sechsfache Vater bei Hellas in seiner Heimatstadt begonnen, nun startet dort auch seine politische Laufbahn richtig durch. Tommasi, von 2011 bis 2020 Chef der italienischen Fußballer-Gewerkschaft AIC, ist praktizierender Katholik, wird links sowie rechts als „anständiger Mensch“wahrgenommen. Seinen Wahlkampf führte er für einen Politiker ungewohnt leise – vielleicht deshalb, weil er nie in der Politik war. „Ich bin über das Ergebnis hinaus glücklich. Wir haben es geschafft, über Politik zu sprechen, ohne den Gegner anzugreifen, ohne ihn zu verunglimpfen, ohne ihn zu beleidigen“, sagte Tommasi, der im Vorfeld angekündigt hatte: „Wenn ich diese Wahl gewinne, fahre ich mit dem Rad aufs Stilfser Joch.“Die Lombardei und Südtirol verbindend wartet auf den politischen Gipfelstürmer ein 2757 Meter hoher Pass.