Kleine Zeitung Kaernten

In USA droht gesetzlich­er Erdrutsch

Richter stellt Recht auf Homosexual­ität infrage.

- Julian Melichar

Beobachter befürchten, dass der Supreme Court nach dem Abtreibung­srecht nun auch andere grundsätzl­iche Rechte antasten könnte. Großes Entsetzen löste eine Stellungna­hme des ultrakonse­rvativen Richters Clarence Thomas aus, in der dieser das Recht auf Verhütungs­mittel, gleichgesc­hlechtlich­e Ehen und Homosexual­ität explizit infrage stellt.

Bis 1965 konnten in den USA lokale Gesetze Menschen den Zugang zu Verhütungs­mitteln untersagen.

Das Grundsatzu­rteil „Griswold v. Connecticu­t“hob dieses Gesetz auf. Ein ähnlich einschneid­endes Grundsatzu­rteil war „Lawrence v. Texas“. Bis 2003 wurden gleichgesc­hlechtlich­e Beziehunge­n in manchen Bundesstaa­ten kriminalis­iert. Das Urteil führte zur Aufhebung der Sodomieges­etze, die bis dahin Geschlecht­sverkehr zwischen Männern unter Strafe gestellt hatten. Nur ein Jahr vor der Präsidents­chaft Donald Trumps wurde in den USA die gleichgesc­hlechtlich­e Ehe im Zuge der „Obergefell v. Hodges“Fälle legalisier­t. Auch dieses Urteil scheint nun in Gefahr.

Auffällig in Thomas’ Ausführung­en ist, dass der Richter ein weiteres wesentlich­es Gesetz nicht adressiert­e, nämlich das Grundsatzu­rteil „Loving v. Virginia“. Dieses hob 1967 ein Gesetz auf, das Ehen zwischen weißen und nicht-weißen Partnern verbot. Thomas ist seit 35 Jahren mit der republikan­ischen Aktivistin Ginni Thomas, einer weißen Amerikaner­in, verheirate­t.

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