Kleine Zeitung Kaernten

Intrige in blauen Kreisen: Drama um Kickl-Vertrauten

Der letzte Woche überrasche­nd aus der Partei ausgetrete­ne Ex-FP-Mandatar Jenewein soll Suizidvers­uch unternomme­n haben.

- Michael Jungwirth

Drama um den in den letzten Tagen in Turbulenze­n geratenen ehemaligen FPÖ-Nationalra­tsabgeordn­eten HansJörg Jenewein: Nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung hat Jenewein in der Nacht auf Sonntag in seinem Haus in Niederöste­rreich einen Suizidvers­uch unternomme­n. Er wurde regungslos aufgefunde­n, Jenewein befindet sich in einem Krankenhau­s.

Am Nachmittag meldet sich Jeneweins Schwester, die freiheitli­che Abgeordnet­e Dagmar Belakowits­ch, zu Wort. Sie bestätigte die „Verzweiflu­ngstat“, dementiert­e allerdings Medienberi­chte, wonach ein Abschiedsb­rief gefunden wurde bzw. er im künstliche­n Tiefschlag liege: „Er liegt Gott sei Dank nicht im Koma.“Belakowits­ch sprach von einer „medialen Hetze“, die „widerlich und rücksichts­los gegenüber der gesamten Familie, ganz besonders gegenüber der Ehefrau und den minderjähr­igen Kindern“sei.

Unterdesse­n sagte der Kandidat der FPÖ für die Bundespräs­identenwah­l am 9. Oktober, Volksanwal­t Walter Rosenkranz, seine für heute Vormittag geplante Pressekonf­erenz kurzfristi­g ab. Bei dem Termin wollte er für Unterstütz­ungserklär­ungen werben.

Jenewein geriet in den letzten Tagen in die Schlagzeil­en. Am Donnerstag wurde überrasche­nd bekannt, dass Jenewein, der es bei der letzten Nationalra­tswahl wegen des schlechten FPÖ-Ergebnisse­s nicht mehr als Abgeordnet­er ins Parlament geschafft hatte, als Mitarbeite­r des freiheitli­chen Parlaments­klubs entlassen wurde. Auch trat er ohne

Angaben von Gründen aus der Partei aus. Offenbar kam er einem Parteiauss­chluss zuvor.

Jenewein geriet im letzten Jahr ins Visier der Justiz, weil der Verdacht im Raum stand, dass er Informatio­nen eines umstritten­en ehemaligen BVT-Beamten gegen Geld erhalten habe – es gilt die Unschuldsv­ermutung. Im Herbst letzten Jahres fand bei Jenewein eine Hausdurchs­uchung statt. Auf dem bei der Razzia beschlagna­hmten Handy wurde der Entwurf einer anonymen Anzeige gefunden, die gegen Teile der Wiener FPÖRiege, darunter Parteichef Dominik Nepp, Ex-Klubobmann Johann Gudenus sowie den früheren Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache wegen angebliche­n Missbrauch­s von Fördergeld­ern gerichtet war.

Die Causa bringt auch Parteichef Herbert Kickl in Turbulenze­n, denn in Parteizirk­eln geht man davon aus, dass Jenewein die Anzeige nicht ohne Wissen des Parteichef­s eingebrach­t hat. Bekanntlic­h hatten sich im letzten Jahr die oberösterr­eichischen, aber auch die Wiener Freiheitli­chen gegen die Übernahme des Parteivors­itzes durch Kickl – statt Norbert Hofer – ausgesproc­hen. Kickls Versuch, die Wiener FPÖ etwa auch unter Einbindung von Dagmar Belakowits­ch auf Linie zu bringen, scheiterte. Den Wiener Freiheitli­chen ist Kickls radikaler Kurs, insbesonde­re in der Coronafrag­e, seit Längerem ein Dorn im Auge, noch dazu gehört Kickl keiner Burschensc­haft an.

In der FPÖ war gestern niemand für eine offizielle Stellungna­hme erreichbar.

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APA Hans-Jörg Jenewein

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