Kleine Zeitung Kaernten

Wenn Keime Grenzen überspring­en

Kärnten und Friaul gehen gemeinsam gegen illegalen Tierhandel vor. Die Übertragun­g von Krankheite­n von Tier auf Mensch ist beim Projekt „Bio-Crime“ein wichtiges Thema.

- Von Petra Lerchbaume­r

Der Aufgriff von 3000 Papageien in Italien war der Auslöser für das InterregPr­ojekt Bio-Crime zur grenzübers­chreitende­n Bekämpfung des illegalen Heimtierha­ndels. In einer Kot-Sammelprob­e wurden Chlamydien (Bakterien, Anm.) nachgewies­en. Polizisten, die mit den Vögeln in Kontakt gekommen waren, erkrankten an Lungenentz­ündung. „Nicht auszudenke­n, was gewesen wäre, hätten alle Vögel Abnehmer gefunden“, sagt Amtstierär­ztin Marie-Christin Rossmann, Projektlei­terin für das Land Kärnten.

2017 wurde das EU-Projekt gestartet, bei dem die Region Friaul-Julisch Venetien und Kärnten zusammenar­beiten. Finanziert wird es aus dem europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g. Hinter dem illegalen Heimtierha­ndel steht nicht nur Tierleid. Mit dem Trans

Wir müssen wissen, was auf italienisc­her Seite der Grenze passiert und was uns in Kärnten erwartet. Marie-Christin Rossmann

port von Katzen, Hunden und anderen Tieren aus den östlichen EU-Ländern sowie östlichen Drittstaat­en ist auch die Gefahr gegeben, Krankheite­n einzuschle­ppen und zu übertragen – von Tier zu Tier, aber auch von Tier auf den Menschen. Die Übertragun­g von Tier auf Mensch ist unter dem Begriff Zoonosen bekannt.

Im Polizeikoo­perationsz­entrum in Thörl-Maglern wurde ein Zentrum aufgebaut – als

und Angelpunkt für Vertreter von Human- und Veterinärm­edizinern, Behörden und anderen Partnern. „Ständiger Austausch auf beiden Seiten ist wichtig. Man muss darüber Bescheid wissen, was sich auf der anderen Seite tut und was uns in Kärnten erwarten kann“, sagt Rossmann und verweist etwa auf einen Fall von Dengue-Fieber in diesem Jahr in Friaul. Im Rahmen des Projektes wurden auch Polizisten in Hinblick auf

Sicherheit­smaßnahmen und dem Umgang mit beschlagna­hmten Tieren ausgebilde­t, Polizei und Zoll mit Chip-Lesegeräte­n ausgestatt­et.

Bei den Schmuggelf­ahrten sei auffällig: Wurden die Tiere früher in weißen Kastenwage­n transporti­ert, so werden sie jetzt vor allem in Bussen geschmugge­lt. Bei den Aufgriffen ist die Situation in der Regel unübersich­tlich. Rossmann: „Der Fahrer weiß von nichts. Die PaDreh

piere der Tiere fehlen oft oder sind gefälscht. Man findet Abnehmer sowie Bestellort nicht.“Jetzt würden die Beamten auch zu hören bekommen, dass die Tiere aus der Ukraine sind und Flüchtling­en gehören. Tiere, die auf Kärntner Boden beschlagna­hmt werden, kommen in die Quarantäne­station nach Klagenfurt, wo sie untersucht werden. Sind sie gesund, werden sie zur Vergabe freigegebe­n.

Qualzucht. Die aufgegriff­enen Tiere stammen nicht selten aus einer Qualzucht (siehe unten). „Heuer haben wir in einem Reisebus drei Nacktkatze­n entdeckt“, sagt Rossmann. Die Katzen hatten weder Fell noch Tasthaare. Beim illegalen Handel liege der Preis oft Hunderte Euro unter jenem eines legalen Kaufes. Der Grund liegt auf der Hand: „Die Tiere sind weder geimpft noch entwurmt und es kommt zu keiner Abklärung genetische­r Krankheite­n.“

Bei Bio-Crime wird auch Aufklärung­sarbeit in Schulen im In- und Ausland betrieben. Den Kindern wird vermittelt, worauf bei der Anschaffun­g von Heimtieren zu achten ist und was der illegale Tierhandel für Mensch und Tier bedeutet.

Auch wenn in den vergangene­n zwei Jahren die illegalen Transporte coronabedi­ngt zurückging­en, ist sich Rossmann sicher: „Diese Thematik wird uns nicht loslassen.“Das EUProjekt läuft bis Jahresende weiter. Die Kooperatio­n zwischen Kärnten und Friaul-Julisch Venetien soll danach aufrecht bleiben. rungsarbei­t der Tierschutz­fachabteil­ung des Landes sein“, sagt Rossmann. Wer sich ein (Rasse-)Tier, ob Hund oder Katze, anschaffen will, sollte sich, so die Amtstierär­ztin, von einem Tierarzt beraten lassen.

Rossmann gibt weiters zu bedenken, dass man eine rund 15jährige Partnersch­aft eingeht, die gut überlegt sein soll.

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KK/BIOCRIME In einem Reisebus wurden diese geschmugge­lten Nacktkatze­n entdeckt

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