Wenn Keime Grenzen überspringen
Kärnten und Friaul gehen gemeinsam gegen illegalen Tierhandel vor. Die Übertragung von Krankheiten von Tier auf Mensch ist beim Projekt „Bio-Crime“ein wichtiges Thema.
Der Aufgriff von 3000 Papageien in Italien war der Auslöser für das InterregProjekt Bio-Crime zur grenzüberschreitenden Bekämpfung des illegalen Heimtierhandels. In einer Kot-Sammelprobe wurden Chlamydien (Bakterien, Anm.) nachgewiesen. Polizisten, die mit den Vögeln in Kontakt gekommen waren, erkrankten an Lungenentzündung. „Nicht auszudenken, was gewesen wäre, hätten alle Vögel Abnehmer gefunden“, sagt Amtstierärztin Marie-Christin Rossmann, Projektleiterin für das Land Kärnten.
2017 wurde das EU-Projekt gestartet, bei dem die Region Friaul-Julisch Venetien und Kärnten zusammenarbeiten. Finanziert wird es aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Hinter dem illegalen Heimtierhandel steht nicht nur Tierleid. Mit dem Trans
Wir müssen wissen, was auf italienischer Seite der Grenze passiert und was uns in Kärnten erwartet. Marie-Christin Rossmann
port von Katzen, Hunden und anderen Tieren aus den östlichen EU-Ländern sowie östlichen Drittstaaten ist auch die Gefahr gegeben, Krankheiten einzuschleppen und zu übertragen – von Tier zu Tier, aber auch von Tier auf den Menschen. Die Übertragung von Tier auf Mensch ist unter dem Begriff Zoonosen bekannt.
Im Polizeikooperationszentrum in Thörl-Maglern wurde ein Zentrum aufgebaut – als
und Angelpunkt für Vertreter von Human- und Veterinärmedizinern, Behörden und anderen Partnern. „Ständiger Austausch auf beiden Seiten ist wichtig. Man muss darüber Bescheid wissen, was sich auf der anderen Seite tut und was uns in Kärnten erwarten kann“, sagt Rossmann und verweist etwa auf einen Fall von Dengue-Fieber in diesem Jahr in Friaul. Im Rahmen des Projektes wurden auch Polizisten in Hinblick auf
Sicherheitsmaßnahmen und dem Umgang mit beschlagnahmten Tieren ausgebildet, Polizei und Zoll mit Chip-Lesegeräten ausgestattet.
Bei den Schmuggelfahrten sei auffällig: Wurden die Tiere früher in weißen Kastenwagen transportiert, so werden sie jetzt vor allem in Bussen geschmuggelt. Bei den Aufgriffen ist die Situation in der Regel unübersichtlich. Rossmann: „Der Fahrer weiß von nichts. Die PaDreh
piere der Tiere fehlen oft oder sind gefälscht. Man findet Abnehmer sowie Bestellort nicht.“Jetzt würden die Beamten auch zu hören bekommen, dass die Tiere aus der Ukraine sind und Flüchtlingen gehören. Tiere, die auf Kärntner Boden beschlagnahmt werden, kommen in die Quarantänestation nach Klagenfurt, wo sie untersucht werden. Sind sie gesund, werden sie zur Vergabe freigegeben.
Qualzucht. Die aufgegriffenen Tiere stammen nicht selten aus einer Qualzucht (siehe unten). „Heuer haben wir in einem Reisebus drei Nacktkatzen entdeckt“, sagt Rossmann. Die Katzen hatten weder Fell noch Tasthaare. Beim illegalen Handel liege der Preis oft Hunderte Euro unter jenem eines legalen Kaufes. Der Grund liegt auf der Hand: „Die Tiere sind weder geimpft noch entwurmt und es kommt zu keiner Abklärung genetischer Krankheiten.“
Bei Bio-Crime wird auch Aufklärungsarbeit in Schulen im In- und Ausland betrieben. Den Kindern wird vermittelt, worauf bei der Anschaffung von Heimtieren zu achten ist und was der illegale Tierhandel für Mensch und Tier bedeutet.
Auch wenn in den vergangenen zwei Jahren die illegalen Transporte coronabedingt zurückgingen, ist sich Rossmann sicher: „Diese Thematik wird uns nicht loslassen.“Das EUProjekt läuft bis Jahresende weiter. Die Kooperation zwischen Kärnten und Friaul-Julisch Venetien soll danach aufrecht bleiben. rungsarbeit der Tierschutzfachabteilung des Landes sein“, sagt Rossmann. Wer sich ein (Rasse-)Tier, ob Hund oder Katze, anschaffen will, sollte sich, so die Amtstierärztin, von einem Tierarzt beraten lassen.
Rossmann gibt weiters zu bedenken, dass man eine rund 15jährige Partnerschaft eingeht, die gut überlegt sein soll.