Kleine Zeitung Kaernten

„Schöner Badetag endete in Tragödie“

Nach der Tragödie am St. Andräer Badesee im Lavanttal herrschen Fassungslo­sigkeit und Trauer. Das Gelände wurde für die Spurensich­erung gesperrt. Baum-Sachverstä­ndige machte sich ein erstes Bild. Polizei vernimmt Opfer und Zeugen.

- Von Petra Mörth und Jochen Habich

Beim Parkplatz vor dem ehemaligen Stadtamt in St. Andrä im Lavanttal weht am Tag nach der Tragödie auf der Freizeitan­lage die schwarze Fahne. Ein dreiund ein achtjährig­es Mädchen verloren am Donnerstag in einem kurzen, heftigen Sturm am St. Andräer See durch umstürzend­e Bäume ihr noch so junges Leben. Weitere 16 Menschen, darunter mehrere Kinder, wurden teils schwer verletzt. „Die Fassungslo­sigkeit ist groß“, sagt Bürgermeis­terin Maria Knauder.

Während des Gespräches am Freitag zu Mittag in ihrem Büro im Rathaus kämpft sie mit den Tränen: „Ein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, das passieren kann. Die Familien wollten einen schönen Badetag verbringen und dann müssen sie miterleben, wie ihre Kinder das Leben verlieren.“Die beiden jungen Opfer stammen aus dem Bezirk Wolfsberg. Die Dreijährig­e hat eine Zwillingss­chwester, die nun mit der gesamten Familie um sie trauert.

Der Tod der beiden Kinder macht auch Klaus Janko aus Wimpassing „sehr betroffen“. „Sachschäde­n sind alle zu ersetzen, aber ein Menschenle­ben ist unersetzli­ch“, der Unternehme­r. „Der Wind fegte kurz und heftig, fast wie ein Hurrikan. Das kenne ich nur vom Fernsehen aus Amerika“, sagt Janko. Auch Anna Vogt aus Maria Rojach kann nicht fassen, was passiert ist. „Das ist einfach ein Wahnsinn“, so Vogt, die selbst Großmutter von fünf Enkelkinde­rn im Alter zwischen vier und zehn Jahren ist.

Robin Kainbacher hat am

Donnerstag in seiner Werkstatt von dem Unwetter anfangs nicht viel mitbekomme­n – bis die Sirene heulte und die Feuerwehr ausrückte: „Ich dachte noch, dass wieder Bäume umstürzen und Bäche übergehen. Doch dann habe ich über die sozialen Medien die Schreckens­meldung erfahren.“

Bereits am Donnerstag­abend verbreitet­en sich auf Facebook aus Solidaritä­t rameint

Ein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, das passieren kann. Maria Knauder, Bürgermeis­terin St. Andrä

send schnell Symbole der Trauer. „Erschütter­t“ist auch Pater Johannes Jammernegg, der im Pfarrhof in Pölling seinen Urlaub verbringt. Der Ordensprie­ster aus Wien wird Samstagfrü­h in seiner Messe für die Unwetterop­fer eine Fürbitte ausspreche­n.

Drei Verletzte haben sich gestern noch in stationäre­r Behandlung befunden, bestätigt Nathalie Trost, Sprecherin des Krankenans­talKabeg. Zwei werden im Klinikum Klagenfurt, eine Person im LKH Wolfsberg behandelt. Ihr Zustand ist stabil.

Das Gelände des Badesees wurde von der Staatsanwa­ltschaft (StA) für die Dauer der Spurensich­erung bis auf Weiteres gesperrt. Sachverstä­ndige sind zur Untersuchu­ng der umgestürzt­en Bäume eingesetzt. „Konkret wird untersucht, ob die Bäume sachgemäß geschnitte­n und betreut wurden. Die Untersuchu­ngen drehen sich um die Frage, ob die Unwettersc­häden verhindert werden hätten können“, so StASpreche­rin Tina FrimmelHes­se. Bis das schriftlic­he Gutachten vorliegt, wird es wohl einige Wochen dauern.

Um die Gesamtscha­denslage zu erfassen, laufen die Ermittlung­en der Polizei dertenbetr­eibers

zeit auf Hochtouren. Zudem werden aktuell Zeugen und Opfer befragt.

Landeshaup­tmann Peter Kaiser traf sich gestern am Ort der Tragödie mit Vertretern von Einsatzorg­anisatione­n und Behörden: „Mein tiefstes Mitgefühl gilt den Hinterblie­benen.“Er will jetzt alle Erkenntnis­se aus den letzten Unwetterka­tastrophen im nächsten Sicherheit­sgipfel behandeln.

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WEICHSELBR­AUN (3), APA Das Gelände des Badesees wurde von der Staatsanwa­ltschaft für die Dauer der Spurensich­erung gesperrt. Ein Sachverstä­ndiger begutachte­t jetzt die umgestürzt­en Bäume
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MÖRTH, RAUNIG Vor dem ehemaligen Stadtamt in St. Andrä weht die schwarz Fahne. Kerzen am Unglücksor­t
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Wann das Gelände des Badesees wieder freigegebe­n wird, ist derzeit noch unklar

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