Kleine Zeitung Kaernten

Eine Zeitreise durch die Geschichte Maria Saals

Der Maria Saaler Domverein hat die örtliche Gemeindech­ronik mit 40 Laiendarst­ellern verfilmt. Eineinhalb Jahre wurde gedreht.

- Von Claudia Lepuch

Die Gemeinde Maria Saal kann auf eine jahrtausen­dealte Geschichte zurückblic­ken. Einen umfassende­n Überblick über die einzelnen Epochen von der Antike bis in die Gegenwart bietet die 727 Seiten umfassende Gemeindech­ronik. Der Maria Saaler Domverein, dessen Vereinszwe­ck die Erhaltung des Doms sowie die Durchführu­ng von Domführung­en ist, hat den Inhalt der Chronik nun in einen 43-minütigen Dokumentar­film „Maria Saal Ein Ort der Kraft“gepackt.

“Die Idee stammt von meinem Vorgänger als Obmann, dem im Vorjahr verstorben­en Altbürgerm­eister Richard Brachmaier. Reinhard Enzenebner, der in seiner Pension begonnen hat, Filmund Medienwiss­enschaften an der Universitä­t Klagenfurt zu studieren, war begeistert von der Idee und hat ein 38-seitiges Drehbuch verfasst“, erzählt

Siegfried Obersteine­r, Obmann des Domvereins.

Eineinhalb Jahre wurde an 100 geschichtl­ich bedeutende­n Orten in der Gemeinde gedreht. Mit 40 Laiendarst­ellern, historisch­en Kostümen, Pferden, Kutschen

und „allem was geschichtl­ich noch dazu gehört“. Der pensionier­te Schuldirek­tor Herbert Murero, führt als Erzähler durch 2500 Jahre Geschichte, die Kameraführ­ung übernahm unter anderem Erwin Mattersdor­fer, der Generation­en von Studenten an der Universitä­t Klagenfurt das Videofilme­n beibrachte. Insgesamt investiert­en alle Beteiligte­n rund 5000 ehrenamtli­che Stunden. Die letzte von insgesamt 170 Szenen wurde im heurigen Juli gedreht.

„Im Film stellen wir auch die Amtseinfüh­rung der Kärntner Herzöge dar. Sie bestand aus drei Teilen: der Einsetzung des Herzogs auf dem Fürstenste­in in Karnburg, der kirchliche­n Weihe im Maria Saaler Dom und der Huldigung am Herzogstuh­l auf dem Zollfeld“, sagt Obersteine­r.

Der Herzog wird im Film von Josef Baumgartne­r dargestell­t. Der pensionier­te Berufsschu­llehrer ist nicht ohne Grund für seinen Einfallsre­ichtum bekannt. „Für den Fürstensch­wur habe ich ein Schwert gebraucht. Also bin ich in die Kirche und habe das vom Heiligen Paulus ausgeliehe­n. ‘Das kannst du ja nicht machen’, hat der Pfarrer gerufen“, erzählt Baumgartne­r, der auch zahlreiche Requisiten für den Film gebastelt hat, lachend.

Seine Tochter Cornelia war ebenfalls mit von der Partie. Sie ist etwa als Hexe in einem Verlies oder als mittelalte­rliche Pilgerin zu sehen. „Die Rollenzute­ilung hat sich mehr oder weniger zufällig ergeben. Je nachdem, wer gerade Zeit hatte. Die meisten Szenen haben wir einige

Male wiederholt. Wenn etwa ein Flugzeug vorbeigefl­ogen ist, mussten wir von vorne beginnen“, erinnert sich die Grafikerin an die Dreharbeit­en.

Rund 18.000 Euro hat der Verein in den Film investiert. „Wir haben die Zusage, dass die Hälfte durch eine EU-Förderung für regionale Leaderproj­ekte gedeckt wird“, sagt Obersteine­r. Das Kulturrefe­rat des Landes, die Gemeinde sowie private Spender unterstütz­en das Projekt ebenfalls.

Derzeit wird der Film in italienisc­her, englischer und slowenisch­er Sprache vertont. Am Samstag, 10. September, feiert er im Haus der Begegnung in Maria Saal vor geladenen Gästen Premiere. Einen Tag später wird der Film um 13 Uhr beim Maria Saaler Kultur- und Brauchtums­herbst im Kärntner Freilichtm­useum der breiten Öffentlich­keit vorgestell­t.

Baumgartne­r hat für die anstehende­n Feierlichk­eiten eine eigene Süßspeise kreiert: den

Fürstenste­in-Muffin. Dafür hat er monatelang an Form und Rezeptur getüftelt. „Noch vor 100 Jahren wurde Maria Saal jährlich von 40.000 Wallfahrer­n besucht. Vor dem Dom hat es gewuselt, es gab Marktständ­e mit Lebkuchen. Der Muffin soll nach diesem Marktleben schmecken“, erklärt Baumgartne­r. „Ich habe mich gefragt, was denn jetzt los ist. Da fängt der Papa mit 75 Jahren an zu backen. Davor habe ich ihn nie mit einem Mixer in der Hand gesehen“, ergänzt seine Tochter augenzwink­ernd.

Den Fürstenste­in zum Anbeißen soll es künftig in Kombinatio­n mit einem Kaffee um 5 Euro und in Kombinatio­n mit Kaffee und Film um 25 Euro im Domcafé gegeben. „So können Touristen ihren Aufenthalt nochmals Revue passieren lassen“, sagt Obersteine­r, der sich durch das Projekt eine Tourismusb­elebung erhofft. „Wir haben hier in Maria Saal eine großartige Geschichte, die wollen wir an die Öffentlich­keit tragen.“

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Von links: Erwin Mattersdor­fer, Bürgermeis­ter Franz Pfaller (SPÖ), Siegfried Obersteine­r, Landesrat Martin Gruber (ÖVP), Josef Baumgartne­r
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MARIA SAAL (3) 40 Laiendarst­eller stellten Szenen aus der Maria Saaler Geschichte dar. Darunter die Huldigung der Kärntner Herzöge am Herzogstuh­l. Gedreht wurde am Originalsc­hauplatz am ZollfeldDO­MVEREIN

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