Kleine Zeitung Kaernten

„Nicht paktfähig“: Warnung vor Deal mit Russland

Bundespräs­ident Van der Bellen und Außenminis­ter Schallenbe­rg bekräftige­n: „Russland-Sanktionen wirken“

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Warum sollen wir im Winter frieren wegen eines Krieges, der uns nichts angeht?“, würden sich viele fragen, sagte Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen am Sonntag anlässlich der Eröffnung des Internatio­nalen Brucknerfe­stes in Linz. „Aber der Krieg geht uns etwas an, weil es auch ein Angriff auf unsere Lebensweis­e ist, auf unsere Demokratie, unsere Identität und unsere Zukunft“, hielt er dagegen.

Vor einem Pakt mit Russland warnte er: „All jene, die denken, dass wir uns mit Russland jetzt auf einen Deal einlassen sollten, dass wir die brutalen Angriffe ignorieren können, dass wir die Sanktionen aufheben sollen und dass wir in erster Linie auf uns selbst schauen sollen, die frage ich: Und wie lange wird der Deal mit Russland halten? Einen Winter? Wirklich so lang? Was dann?“Vielmehr gelte es, aus der selbst verschulde­ten Abhängigke­it herauszuko­mmen, also in erneuerbar­e Energie zu investiere­n und Energie einzuspare­n.

Auch Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) betonte in einem Interview mit dem „profil“in Hinblick auf die auch in seiner eigenen Partei aufgekomme­nen Zweifel an den Sanktionen gegenüber Russland, dass der Kurs der Bundesregi­erung in dieser Frage „klar und völlig unveränder­t“sei. „Ich sehe bei den Sanktionen keinen Grund für Zweifel. Die Sanktionen wirken.“Automobili­ndustrie, Luftfahrt, Panzerwerk­e und die Rekrutieru­ng neuer Soldaten würden in Russland nahezu stillstehe­n. „Es gibt genügend internatio­nale Studien, die belegen, dass Russland die Sanktionen enorm schmerzen“, so Schallenbe­rg.

Zu den Zweiflern zählt etwa der oberösterr­eichische ÖVPLandesh­auptmann Thomas Stelzer. Er betonte am Sonntag, der Staat werde „noch mehr tun müssen“, um Wohlstand und soziale Ausgewogen­heit zu erhalten: „Dazu gehört, miteinande­r zu reden, aber auch, unterschie­dliche Standpunkt­e auszuhalte­n.“

Politisch scheint die Sanktionsd­ebatte der oberösterr­eichischen ÖVP mehr zu schaden, als zu nutzen: Eine aktuelle Umfrage des Meinungsfo­rschers Peter Hajek für die Kronenzeit­ung sieht die ÖVP, die bei der Landtagswa­hl vor einem Jahr noch 37,6 Prozent erreichte, nur mehr bei 28 Prozent – und damit auf Platz zwei hinter der FPÖ, die sich seit Kriegsbegi­nn gegen Sanktionen ausspricht.

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