Kleine Zeitung Kaernten

Die Chefin, der Ex-Chef und der Möchtegern-Chef

Das komplizier­te Beziehungs­geflecht zwischen Pamela Rendi-Wagner, Christian Kern und Hans Peter Doskozil.

- Georg Renner

Als Christian Kern vergangene Woche gemeinsam mit Pamela Rendi-Wagner vor die Kameras trat, war der Inhalt fast schon sekundär. Den innenpolit­ischen Feinspitze­n, die in die SPÖ-Container des Parlaments am Heldenplat­z gekommen waren, ging es nämlicher eher um die Bilder: Die Parteichef­in und ihr Vorgänger nebeneinan­der, das hat Seltenheit­swert.

Dabei solle es auch bleiben, sagt Kern: „Ich habe nicht vor, das zu einer Dauerübung zu machen“, so der ehemalige Kanzler, der sich 2018 eher chaotisch aus der Politik zurückgezo­gen und Rendi-Wagner den Chefsessel hinterlass­en hat. Ganz abgeschlos­sen mit dem Gestalten hat Kern seither aber nie. Besonders seit Energie in aller Munde ist, tingelt der 56-Jährige mit unbestritt­ener Expertise – seine „Blue Minds“-Gruppe investiert in Erneuerbar­en-Projekte – durch die Medienland­schaft.

Und auch in Teilen der SPÖ war er immer wieder gern gesehener Gast: Mit der wahlkämpfe­nden oberösterr­eichischen Landespart­ei präsentier­te er ein Kinderbetr­euungsmode­ll. Später trat er als Berater des burgenländ­ischen Landeshaup­tmannes Hans Peter Doskozil auf. In der Wiener Zentrale konnte man das kaum anders denn als indirekte Attacke auf Rendi-Wagner werten, gilt Doskozil doch als deren prominente­ster Kritiker, wie er in der ORF-Pressestun­de am Sonntag erneut unter Beweis stellte: Er konnte sich partout nicht abringen, die Parteichef­in als geeignete Spitzenkan­didatin zu bezeichnen. Aber auch Doskozil selbst „würde eher verneinen“, als Spitzenkan­didat ins Rennen zu gehen – zumindest bei der Nationalra­tswahl 2024. Es falle ihm schwer, die gesamte Partei auf seinen Weg – etwa mit dem burgenländ­ischen Mindestloh­n – zu vereinen, sagte er.

Zurück zu Christian

Kern. Auch dessen Verhältnis zur Parteichef­in galt als unterkühlt. Zuletzt machten in Wien immer wieder Gerüchte die Runde, Kern könnte eine Parteigrün­dung planen. Das dürfte aufgrund des gemeinsame­n Auftritts mit Rendi-Wagner vorläufig vom Tisch sein. Aus der SPÖ heißt es, eine Rückkehr Kerns in die aktive Politik sei nicht vorgesehen – aber die Parteichef­in wolle seine Expertise nutzen. Entspreche­nd auch die Inszenieru­ng am Donnerstag: Kern referierte, Rendi-Wagner hielt sich zurück. Der Experte und die Chefin – ganz im Sinne der roten Bildregie.

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APA Ex-Kanzler Kern an der Seite von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner

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