Das Geschäft mit der digitalen Liebe
530 Millionen Downloads in zehn Jahren. Wie sich Tinder mit Online-Dating vergoldet.
Als am 12. September 2012 eine App namens Tinder veröffentlicht wurde, war der private Austausch über Online-Plattformen gut gelernt. Facebook schnappte sich im selben Jahr Instagram und ging an die Börse, Twitter hatte sich als gewachsene Größe etabliert und Snapchat war am Weg, eine jüngere Nutzerschar zu begeistern. Tinder schließlich sollte im Zusammenspiel mit der rasant steigenden Smartphone-Nutzung zum Wegbereiter von Online-Dating werden. Zehn Jahre später gilt das Versenden digitaler Liebespfeile als Milliardengeschäft, weltweit tummeln sich mehr als 1500 Dating-Apps.
Die Coronakrise beschleunigte die Entwicklung noch einmal. In Zeiten großflächiger sozialer Distanzierung wurde so viel getindert wie nie zuvor. In der App wurden die geschriebenen Nachrichten deutlich mehr und länger, die Anzahl der Videochats ging durch die Decke. Zugleich legte die Zahl jener Nutzerinnen und Nutzer zu, die für eine erweiterte Funktionalität der App bezahlen. Eine Möglichkeit, die drei Jahre nach dem Start der prinzipiell kostenlosen App etabliert wurde. Im zweiten Quartal 2022 sollen es laut Tinder bereits 10,9 Millionen Premium-Kunden gewesen sein.
Parallel dazu zogen die Umsätze der App-Anbieter rasant an. 5,6 Milliarden US-Dollar – so schätzt „Business of Apps“– wurden 2021 mit Online-Dating erlöst. Mehr als die Hälfte davon entfiel auf ein einziges Unternehmen: die Match Group, seit 2017 Konzernmutter von Tinder. Gesamt betreibt Match mehr als 45 Plattformen, darunter Match.com, OurTime, OkCupid, Hinge oder PlentyOfFish. Tinder aber thront über allen. 530 Millionen Mal wurde die App, die einst federführend von Sean Rad und Joe Munoz entwickelt wurde und Matchbox hieß, seit dem Start heruntergeladen. Vielerorts ist sie unbestrittener Marktführer, in Europa liefert sich Tinder ein Kopf-anKopf-Rennen mit Badoo-Betreiber Bumble. Getindert wird heute weltweit in 190 Ländern, die App selbst wurde in 45 Sprachen übersetzt.