Kleine Zeitung Kaernten

Mann ging auf Gutachter los: Neuer Prozess

Kärntner griff im Gerichtssa­al einen psychiatri­schen Gutachter an und beschimpft­e ihn als Verbrecher. Nun ist er wieder angeklagt.

- Von Manuela Kalser

Die meisten Menschen zeigen sich vor Gericht von ihrer besten Seite. Oder sie versuchen es zumindest. Bei diesem Mann ist das anders: Der 54-jährige Kärntner tobte am Bezirksger­icht St. Veit nach einer Verurteilu­ng und brüllte unter anderem: „Wenn i der Hitler war, tat i euch alle vergasen.“In der Folge musste er erneut vor Gericht. Wegen Verstößen gegen das Verbotsges­etz und gefährlich­er Drohung saß er heuer im Februar im Landesgeri­cht

Klagenfurt auf der Anklageban­k.

Und was ist passiert? Wieder benahm er sich völlig daneben: Als der psychiatri­sche Sachverstä­ndige im Zeugenstan­d saß, schrie er: „Sie Verbrecher, normalerwe­ise gehören Sie eingesperr­t!“Danach machte er einen Schritt auf den Psychiater zu und führte einen Faustschla­g gegen seinen Kopf aus. „Er hat den Gutachter zum Glück nicht am Kopf getroffen und nicht verletzt“, sagt Philipp Tschernitz, der Anwalt des Mannes. Aber wegen seines Ausrasters im Gericht wurde der 54-Jährige natürlich erneut angeklagt. „Weil er einen Sachverstä­ndigen in Ausübung seiner Tätigkeit angegriffe­n hat, muss mein Mandant wegen versuchter schwerer Körperverl­etzung vor Gericht“, bestätigt Tschernitz. „Ihm tut der Vorfall sehr leid und er wird natürlich gestehen.“

Im neuen Prozess muss auch über die Einweisung des Mannes in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her entschiede­n werden. Bei seiner Verhandlun­g im Februar war er nämlich zu zwei Jahren Haft und zu einer Einweisung in eine Anstalt verurteilt worden. Dagegen hat Tschernitz ein Rechtsmitt­el eingebrach­t. „Die Einweisung wurde mittlerwei­le aufgehoben. Nun muss darüber erneut verhandelt werden.“Derzeit befindet sich der 54Jährige in U-Haft, der Prozess gegen ihn findet Ende September statt: Diesmal mit einem anderen Sachverstä­ndigen und im Beisein von Justizwach­ebeamten, die auf den Mann aufpassen.

Für das unkontroll­ierte Verhalten des 54-Jährigen gebe es übrigens eine Erklärung, sagt Tschernitz. „Er war als Kind beim Psychiater Franz Wurst in Behandlung, das hat ihn stark in seiner Entwicklun­g beeinträch­tigt und geschädigt.“Wurst hat jahrzehnte­lang Kinder sexuell missbrauch­t, die bei ihm als Patienten waren.

Ihm tut der Vorfall leid. Er wird gestehen. Philipp Tschernitz, Rechtsanwa­lt

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