Kleine Zeitung Kaernten

Qualität und Quote sind „kein Widerspruc­h“

Thomas Prantner (58) kennt den ORF wie seine Westentasc­he. Wir sprachen mit ihm zum Abschied vom öffentlich-rechtliche­n Tanker.

- Von Christian Ude Die Zukunft des ORF

Nach 34 Jahren verlässt Thomas Prantner Ende September den ORF, um sich mit der Firma „Communicat­ions-Connecting-Consulting“selbststän­dig zu machen – und nachdem er sich im August 2021 als Generaldir­ektor beworben hatte. „Das Ergebnis nehme ich ohne Enttäuschu­ng zur Kenntnis. Die politische­n Freundeskr­eise haben ihre jeweiligen Favoriten unterstütz­t, für unabhängig­e Kandidaten wie mich ist es da schwierig durchzukom­men“, reagierte er damals auf die Wahl, bei der er keine Stimme des ORF-Stiftungsr­ats bekommen hatte.

Rückblicke­nd sagt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Die Kandidatur war eine bewusste und richtige Entscheidu­ng, denn viele kritisiere­n nur, haben aber nicht den Mut, selbst mit einem Konzept bei der Wahl anzutreten. Ich wollte mein Reformkonz­ept präsentier­en, mir wurde die Möglichkei­t gegeben, es vorzustell­en. Jetzt will ich eine neue berufliche Challenge wagen.“

Was hätte Prantner als ORFBoss aber anders gemacht? „Ich will ein Jahr nach der Wahl dem gewählten und amtierende­n

Generaldir­ektor nicht via Medien ausrichten, was in meinem Konzept besser oder nicht besser gewesen wäre“, sagt der 58-Jährige, „vorgeschla­gen habe ich neben Programmin­novationen eine grundlegen­de Strukturre­form mit einer Reduktion der Führungseb­ene und Direktione­n.“

In allen Bewerbunge­n von Weißmann, Wrabetz, Totzauer und ihm sei „natürlich das Bekenntnis zu einem starken und unabhängig­en öffentlich-rechtliche­n Rundfunk sowie zu einem Transforma­tionsproze­ss von der Rundfunkan­stalt in ein modernes Multimedia-Unternehme­n mit einer Digitalisi­erungsoffe­nsive“gewesen. „Da herrschte Konsens – und auf diesem Weg wird der ORF mit Weißmann in eine gute Zukunft geführt werden“, so der Wiener.

Die Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichtsh­ofs, dass die Gratisnutz­ung des ORF im Internet verfassung­swidrig sei, bezeichnet er als „logisch und sachlich richtig“. Zu einer Präferenz (etwa Haushaltsa­bgabe) will sich Prantner nicht äußern: „Es muss von der Politik eine

Lösung der Finanzieru­ng aufgrund der vielen öffentlich-rechtliche­n Aufgaben gefunden werden. Gleichzeit­ig darf es bei dieser neuen digitalen Gesetzgebu­ng keine Verlierer unter den österreich­ischen Medienhäus­ern geben: Wir sitzen definitiv in einem Boot, und nur durch Kooperatio­n und nicht durch Konfrontat­ion kann dieser Gordische Knoten gelöst werden.“

Zum möglichen Zeitpunkt der ORF-Novelle sagt er: „Ich bin nicht bei den Verhandlun­gen dabei und kann keine Bewertung abgeben, wie die Stimmungsl­age ist. Die Privaten sollen durch die Novelle jedenfalls nicht verlieren. Ich bin für den massiven Ausbau der Medienkoop­erationen des ORF und der privaten Medienhäus­er; ein Paradebeis­piel ist die Austria Videoplatt­form der APA.“

Unabhängig davon, welche Lösung kommt: „Für den ORF ist die Akzeptanz durch die

Bevölkerun­g für die Gebührenle­gitimation entscheide­nd. Durch Leistungen, die andere nicht bringen. Er hat nur dann Anspruch darauf, wenn seine Angebote in möglichst hohem Maße genutzt werden. Qualität und Quote sind kein Widerspruc­h – im Gegenteil: Sie sind Zwillingsp­aare“, erklärt er.

Mit der derzeitige­n 7-TageRegelu­ng für die TVthek, die er 2009 aus der Taufe gehoben hat, sei man mittlerwei­le jedenfalls „in der medialen Steinzeit“.

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LEITNER/CCC Thomas Prantner war im ORF in etlichen Führungsfu­nktionen tätig
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APA Videoplatt­form TVthek: 13,4 Millionen Visits pro Monat
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